News Bild Pastoralbesuch im Dekanat Plattling-Viechtach: Bischof besucht 2013 überflutetes Fischerdorf
Pastoralbesuch im Dekanat Plattling-Viechtach: Bischof besucht 2013 überflutetes Fischerdorf

Wenn ein ganzes Dorf zusammenhält

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Fischerdorf, 26. April 2023

Zehn Jahre werden es in wenigen Wochen, als Fischerdorf im Landkreis Deggendorf überflutet war. Damals eilte Bischof Rudolf Voderholzer in das Katastrophengebiet, um den Menschen Trost zu spenden und die eigene Betroffenheit auszudrücken. So war es ihm ein Anliegen, jetzt nach zehn Jahren „nach dem Rechten zu sehen“, was sich alles getan hat in der Zeit und wie es den Menschen heute geht.

Der Pastoralbesuch im Dekanat Plattling-Viechtach machte es möglich, in dem Ort einzukehren. Vorstand Siegfried Pfeffer von der FF Fischerdorf übernahm die Führung mit dem Mannschaftsbus der Ortsfeuerwehr. Treffpunkt war die kleine Ortskapelle, die damals auch bis hoch zu den Kirchenbänken unter Wasser stand. „Vieles musste erneuert werden, wie der Boden oder die Holzeinrichtung“ berichteten die anwesenden Dorfbewohner. Ein Schild an der Kirchentüre zeigt die Höhe des Wasserstandes – aus heutiger Sicht an einem sonnigen Apriltag schier unvorstellbar. Vor allem der Schlamm und das ausgelaufene Heizöl waren schädlich und schier unerträglich. Anschaulich erläuterte FF Vorstand Siegfried Pfeffer die zwei Tage vor dem 4. Juni 2013, als man die Katastrophe auf sich zukommen sah und dennoch das Menschenmögliche versuchte, um sie abzuwenden. Fischerdorf hatte einen großen natürlichen Polder, aber bereits 1988 wurde mit einem Schreiben an die Regierung darauf hingewiesen, dass der Damm Schwachstellen aufweist. Laut Aussagen der Dorfbewohner wurde dies abgewiegelt, da sich alter Baumbestand in der Nähe befand.

An die Hochwasserkatastrophe 2013 erinnert eine Gedenktafel.

4. Juni 2013: Als Fischerdorf unterging

„Wenige Tage nach der Katastrophe waren alle Bäume weg“, resümierten die Erzähler. Mit Sandsäcken war in den Tagen vor dem Dammbruch versucht worden, den Isardamm zu stabilisieren. Aber alles half nichts: als am 4. Juni 2013 nach tagelangem Regen der Isardamm bricht, ist die Katastrophe nicht mehr zu verhindern. Der Ortsteil Fischerdorf geht in der Jahrhundertflug buchstäblich unter. Es flutete Straßen, Häuser und die Autobahn - bis zu vier Meter hoch und auf 14 Quadratkilometern. Eine gewaltige Katastrophe, bei der es auf wundersame Weise keine Toten gab. Es sollte die Feuerwehrsirene gehen und die Katastrophe bekanntgeben – aber der komplette Strom war ausgefallen. „In Fischerdorf hat es nicht ein Haus gegeben, das nicht betroffen war von der großen Flut“ berichtet Siegfried Pfeffer. Viele Erinnerungen werden bei ihm wach – eingeprägt hat sich die Rettung von 70 Rindern aus dem Stall des Bruders. Sie alle mussten evakuiert werden – und es gelang, auch wenn die Retter teilweise bis zum Bauch im Wasser standen. In der Folgezeit mussten 80 Häuser abgerissen werden. Neue Bauten entstanden. Fischerdorf ist jetzt ein neues Dorf mit mehr Einwohnern als zuvor. Im Gedächtnis ist die schreckliche Zeit aber noch präsent – die Autos der Autohäuser waren hochgeschwemmt, das Wasser sank tagelang nicht. Teilweise konnte man 6 Wochen lang nicht in die Häuser zum Aufräumen. Hochwasser und Schlamm sind jetzt natürlich längst weg.

Großer Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft

Was Siegfried Pfeffer bei allem „schlimm Erlebten“ so positiv in Erinnerung bleibt, ist die Hilfe die gekommen ist: von Studenten, von Firmen und auch der Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft. In Fischerdorf steht eine Moschee und ein Minarett von DITIB Deggendorf e.V. – auch die Muslimen haben eifrig geholfen. „Bei uns war es ein materieller Schaden, wir kommen wieder auf die Füße“, so das Resümee der Dorfbewohner. Fasziniert ist Siegfried Pfeffer, wie schnell sich die Natur regeneriert hat. Anfangs gab es keinerlei Wild mehr auf den Wiesen. „Sie sind alle zurück und zum Teil mehr als vorher, aus anderen Gebieten zugewandert“ berichtet der passionierte Jäger. Bei der Andacht in der kleinen Dorfkirche dankten die Einwohner Bischof Rudolf auch für seine Hilfe, die damals unbürokratisch und schnell von der Diözese gegeben wurde. Die Schöpfung, die Natur stand im Mittelpunkt der kleinen Mittagsandacht in der Dorfkirche. Der Caritasverband Regensburg hatte 2013 die Gemeinden unterstützt.

Auch die Kapelle war 2013 überflutet. Hier feierte Bischof Rudolf mit den Anwesenden eine Andacht.



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