News Bild Pastoralbesuch im Dekanat Geisenfeld-Pförring: Nach 108 Jahren wieder Bischofsbesuch in Rudertshausen mit Vespergebet
Pastoralbesuch im Dekanat Geisenfeld-Pförring: Nach 108 Jahren wieder Bischofsbesuch in Rudertshausen mit Vespergebet

Kirche im Dorf, Dorf in der Kirche

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Au i.d. Hallertau-Rudertshausen, 17. Juli 2023.

Das gibt es noch im Bistum Regensburg – so etwas wie Volkskirche. Eben dass alle da sind, wenn das Kirchenglöcklein zu einem Fest läutet.

Jede Menge los in dem Wenige-Hundert-Seelen-Dorf

An diesem Donnerstagnachmittag, einem Werktag also, hat es vom aus den Hopfengärten weithin sich hervor reckenden Kirchturm von Sankt-Johannes-dem-Täufer gegen Fünfe zur Andacht geläutet. Feuerwehrabsperrungen, jede Menge los in dem Wenige-Hundert-Seelen-Dorf. Alle scheinen auf den Beinen zu sein. Noch einige mehr sind aus der Marktgemeinde gekommen, zu dem der Holledau-Weiler gehört, aus Au i.d. Hallertau, fünf Kilometer entfernt. Guter Grund ist allen – auch der Marktkappelle von Au – der Besuch von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. Deswegen ist auch der Bürgermeister des Marktes Au ganz selbstverständlich dabei: Hans Sailer nutzt die Chance nach der Vesper für einen kurzen Gedankenaustausch mit seinem Bischof bei einem Krug Bier.

1908: ein „Viertelstündlein“ zur kurzen Rast auf Durchfahrt

Schon ziemlich lange ist es her, dass sich ein Regensburger Hirte zu seinen Schäfchen an diesen Westrand des Bistums begeben hat. Und „Zeit is worn“, meint denn auch der Auer Pfarrer und zuständige Geistliche für das schmucke Filialkirchlein seines Pfarrverbunds im Westen der Diözese, BGR Pfarrer Clemens Voss. In den Pfarrannalen hat er gefunden, dass Bischof Franz Anton von Henle von Regensburg das Johanneskirchlein 1915 für ein „Viertelstündlein“ zur kurzen Rast auf der Durchfahrt einmal besucht hat. 108 Jahre später bereiten sie hier nun Diözesanbischof Rudolf das, was man heutzutage einen „Großen Bahnhof“ nennt, aber mit viel Lokalkolorit und unter Beteiligung von Jung und Alt.

Die Hiesigen rucken bereitwillig zusammen

Das Filialkirchlein ist bis auf den letzten Platz besetzt; viele stehen. Auch vor der Kirche bei den Grabsteinen ihres kleinen Friedhofs. Stolz hat Pfarrer Voss dem Bischof noch vor der Andacht die renovierte und soeben 300 Jahre alte Barockkirche ein wenig erklärt, da hat sie sich mehr und mehr gefüllt. Auch einige Teilnehmer der Dekanatsversammlung, die in Wolnzach stattgefunden hatte, wollten noch einen Platz ergattern. Die Hiesigen rucken bereitwillig zusammen. Bischof Rudolf dankt allen für ihr Kommen und bemerkt anerkennend und zugleich staunend, dass „voll ist am Werktag-Nachmittag“, worauf der Ortspfarrer nur gelassen antwortet: „Ja, mehr wären wirklich nicht mehr reingegangen.“ Vor der Tür im Kinderwagen wartete mit ihrer Mama die kleine Ella auf den Mann mit der Mitra und dem festlichen Chormantel. Bischof Rudolf segnete das 16 Monate alte Mädchen bereits vor der Vesper und traf sie später mit ihrer Mutter beim Ausklang auf dem Bauernhof der Familie Fuchs nochmals.

Alle machen sich für Fortbestand der Exposituren stark

Feierlich nimmt die festliche Vesper ihren Lauf. Dem Bischof ist es wichtig, aus der Dekanatskonferenz zu berichten, wie sehr sich alle für der Fortbestand der kleinen Exposituren stark machen würden. Er habe wohl vernommen, dass hier in Sankt Johannes einmal wöchentlich eine Werktagsmesse gefeiert werde. Der Priester werde dabei nie alleine gelassen; eine erstaunliche Zahl von Betern feierten den Gottesdienst jeweils mit. Zu den Werktags-Gottesdienstbesucherzahlen von Rudertshausen lobte Bischof Rudolf ausdrücklich: „Hochgerechnet heben sie merklich unseren Bistumsschnitt“, schmunzelte er. Und die Rudertshausener würden auch ganz selbstverständlich am Sonntag in Au in der Pfarrkirche ihren Anschluss und ihre Beheimatung finden, wenn zu ihnen heraus in der Regel kein Seelsorger fahren könne.

Präsenz von so vielen Ministranten

Es gehe grundsätzlich darum, „die Kirche im Dorf zu lassen“. Voraussetzung dafür sei aber auch, dass das Dorf in der Kirche bleibe. Was ihn in diesem Zusammenhang auch freue, sei die Präsenz von so vielen Ministranten. „Hundert Prozent“, informierte Pfarrer Voss spontan und ergänzte: „Acht von acht, alle eben.“ Zwei von ihnen, die 15 Jahre alte Emma und der 13-jährige Jakob trugen auch die Fürbitten in der Andacht vor. Mitten in Europas größtem Hopfen-Anbaugebiet ging es um Pflanzungen, deren Kultivierung, Schutz und Wachstum und eine gute Ernte. Es ging darum, dass sie für junge Menschen um Mut baten, in Gemeinde und Volk einen Dienst am Nächsten zu verrichten. Später sah man die „Minis“ mit anderen Jugendlichen ganz selbstverständlich bei der Begegnung mit dem Bischof.

Nahbare Begegnung mit Bischof Rudolf

Nach der Vesper klang die gesamte Visitation mit einer oberbayerisch-gastlichen und sehr nahbaren Begegnung mit Bischof Rudolf bei Blasmusik auf dem Hof einer Rudertshausener Familie aus. Viele persönliche Gespräche pflegte der Bischof, bis er gegen Abend nach Regensburg heimfuhr.

Text und Bilder: Thomas Schumann



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