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Pastoralbesuch im Dekanat Dingolfing-Eggenfelden: Teil 2

Bischof Rudolf betet für Opfer des NS-Regimes

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Regensburg, 13. Oktober 2023

Am zweiten Tag seines Pastoralbesuchs im Dekanat Dingolfing-Eggenfelden reiste Bischof Dr. Rudolf Voderholzer bis an den südlichsten Rand des Bistums Regensburg. Von Ganacker über Wallersdorf, wo er eine KZ-Gedenkstätte besuchte, Senioren im Altenheim traf, nach Altenkirchen zu einer ehemaligen Wallfahrtskirche reiste, Menschen im Haus Kairos in Rattenbach kennenlernte, weiter nach Massing fuhr, um Herbergsfamilien der Altöttinger Fußwallfahrt zu treffen, bis nach Eggenfelden, dem südlichsten Zipfel unserer Diözese, wo er mit den Gläubigen eine abschließende Vesper feierte.

Noch hatte sich der morgendliche Nebel über den Feldern rund um die KZ-Gedenkstätte Ganacker/Wallersdorf nicht gelichtet, als Bischof Rudolf dort mit Regionaldekan Josef Thalhammer, Dekan Jürgen Eckl, dem Ortspfarrer Thomas Hösl, Bürgermeister Franz Aster und Mitgliedern des örtlichen Pfarrgemeinderats eintraf. Pfarrer Hösl gab einen geschichtlichen Umriss der Gedenkstätte, an der 138 Zwangsarbeiter, die meisten unter ihnen jüdischer Herkunft, unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten und ihr Leben ließen.

In Wallersdorf und Altenkirchen traf Bischof Rudolf auch zahlreiche Kinderegartenkinder, die er alle einzeln segnete.

Mahnmal für Frieden und Versöhnung

Das Arbeitslager diente, als Außenstelle des Konzentrationslagers Flossenbürg, zum Ausbau eines Fliegerhorstes. Notdürftig in mit Stroh ausgelegten Erdlöchern untergebracht, wurden die zwangsläufig Totgeweihten später rund um das Areal verscharrt und später in den Ehrenfriedhof des ehemaligen KZ Flossenbürg beigesetzt. Noch heute zeugen zwei große Gedenksteine an die Greueltaten des Naziregimes. Bischof Rudolf Voderholzer betete an der Gedenkstätte und segnete diese anschließend. Die Gedenksteine, so der Bischof, sollten die nachfolgenden Generationen zum Nachdenken mahnen: „Dass Folter, Krieg und Terror wieder ganz nahe an uns heranrücken, wissen wir spätestens seit dem 24. Februar vergangenen Jahres. So hat das heutige Gedenken neue Aktualität und mahnt uns zu Frieden und Versöhnung.“ Und in seinem Gebet betonte er: „Lass doch die unsagbaren Entbehrungen und das Sterben dieser Männer nicht vergeblich gewesen sein. Uns aber lass die schrecklichen Taten eine bleibende Mahnung sein, die Würde des Menschen zu achten. Hilf uns, Egoismus, Intoleranz und Gewalt zwischen sozialen, politischen und religiösen Gruppierungen, zu überwinden“.

Pfarrer Thomas Hösl gab Einblicke in die Geschichte der Gedenkstätte.

Ganz junge und ganz alte Christen in Wallersdorf

Vor dem Caritas Altenheim St. Vinzenz in Wallersdorf warteten schon die Kindergartenkinder der gegenüberliegenden katholischen Einrichtung St. Johannes, um mit schwenkenden gelb-weißen Wimpeln und einem vorbereiteten Lied, ihren Bischof zu begrüßen. Ein schallendes „JA“ antwortete dem Oberhirten auf die Frage, die er an die Vorschulkinder gerichtet hatte, ob sie sich denn schon auf die Schule freuten. Und so nahm er sich Zeit, um jedes einzelne Kind persönlich zu segnen und ein Erinnerungsbild zu überreichen. In der Hauskapelle des lichtdurchflutenden Seniorenheims warteten bereits zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner, um mit dem Bischof und den anwesenden Priestern gemeinsam die Heilige Messe zu feiern. Nicht jeder konnte altersbedingt an der Feier teilnehmen und so spendete Bischof Rudolf anschließend auch in den Privatzimmern des Heims die Heilige Kommunion.

Bischof Rudolf besuchte auch Bewohner in ihren Zimmern und spendete die Heilige Kommunion.

Holzlöffel für Hilfe bei Magenerkrankungen

Ein besonderes Schmankerl bot sich für die Delegation rund um Bischof Voderholzer in der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Corona in Altenkirchen. 2002 hatte man dort in den Zwickeln des Kreuzgewölbes über der Sakristei irdene und hölzerne Votivgaben gefunden. Diese sind nun in einer Seitenkapelle des schönen Gotteshauses ausgestellt. Der Fund gilt als einer der größten seiner Art. Gefunden wurden u. a. rund 400 Löffel aus Kirsch-, Nussbaum- oder Lindenholz. Sie wurden vermutlich bei Magenleiden, Erkrankungen des Mund- und Rachenraumes oder Zahnschmerzen geopfert. Der zweite Teil des Fundes besteht aus etwa 150 bis 170 Tonkopfvotiven. Die ältesten davon werden in die Mitte des 16. Jahrhundert datiert und wurden unter anderem bei Leiden wie Kopfschmerzen eingesetzt. Für Augenerkrankungen fand man Votivgaben aus Ton, sowie verschiedene Tierdarstellungen, die wohl auf die Heilung von Nutztieren hindeuten. Die Führung übernahm Architektin Maria Höschl, die darüber hinaus den Gästen auch die Ausstattung der Wallfahrtskirche näherbrachte. Darunter der Hochaltar mit der Darstellung des Martyriums der heiligen Corona, der Schutzpatronin des abseits gelegenen Juwels nahe Frontenhausen.

Maria Höschl führte in St. Corona in Altenkirchen durch die Ausstellung der Votivgabenfunde.

Gebet, Austausch und ein Mittagsmahl im Haus Kairos

Weiter ging es nach Rattenbach bei Rimbach. Hier besuchte Bischof Rudolf Voderholzer das „Haus Kairos“, eine ökumenische Initiative, die 1995 entstand. Vermittlung und Weiterentwicklung der Tiefenpädagogik im Dialog mit der biblischen Botschaft und den Traditionen der Kirchen ist die Zielsetzung um das Gründungsmitglied Peter Bock und 78 weiteren Frauen und Männern aus sozialpädagogischen, therapeutischen und wirtschaftlichen Berufsfeldern, die zusammen den Verein tragen. Für Seminare, Exerzitien stehen in dem liebevoll sanierten Viereckhof auch Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Der Besuch der Delegation rund um Bischof Rudolf diente nicht nur dem gemeinsamen Gebet und Austausch, sondern auch einem Mittagessen in einer der hellen Gemeinschaftsräume – ehemalige Scheunen, mit fassadenhohen Atelierfenstern. Kairos sieht sich als Ort des Lehrens und Lernens, ein Ort für Menschen, die Ruhe und Besinnung suchen, ein Ort für gesellschaftliche und kirchliche Gruppen, denn zahlreiche pfarrliche Gruppierungen nehmen die Angebote des Vereins gerne in Anspruch.

Gemeinsames Beten im Haus Kairos in Rattenbach.

Ohne Herbergsfamilien, keine Wallfahrt

Eine besondere Andacht konnte in Massing in der Pfarrkirche St. Stephanus gefeiert werden. Denn hier traf Bischof Rudolf nicht nur Pilgerführer Bernhard Meiler, der seit vielen Jahrzehnten verantwortlich für die Altöttinger Fußwallfahrt zeichnet, sondern auch zahlreiche Herbergsfamilien, die jedes Jahr Pilger der deutschlandweit größten Wallfahrt zu Hause aufnehmen. Massing ist einer der zwei großen Stationen, an denen die Tausenden von Pilgern übernachten: „Ich möchte ein aufrichtiges und großes Vergelt´s Gott sagen, all denen, die für ihre Gastfreundschaft die große Regensburger Fußwallfahrt überhaupt möglich machen. Denn dazu gehören nicht nur gesunde Füße und eine umfassende Organisation, sondern es gehören vor allem gastfreundschaftliche Schwestern und Brüder, die die Übernachtungen bereitstellen. Versorgung und Unterkunft für die vielen Pilger, die am zweiten Tag der Wallfahrt hier in Massing ziemlich abgekämpft ankommen, die nicht nur ein Bett, eine Mahlzeit, ein Pflaster und ein gutes Wort dringend brauchen -  dafür möchte ich Ihnen herzlich danken. Ohne Sie wäre die Fußwallfahrt von Regensburg nach Altötting nicht umsetzbar!“, so Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. Das unterstrich auch Pilgerführer Meiler, der in diesem Zusammenhang gleich wieder auf den Pilgergang im kommenden Jahr hinwies, der vom 16. bis 18. Mai 2024 stattfindet.

Bischof Rudolf dankte den Herbergsfamilien für ihre große Gastfreundschaft.

Der zweitägige Pastoralbesuch des Regensburger Bischofs fand seinen Abschluss in Eggenfelden, dem südlichsten Ort der Diözese Regensburg. Hier tauschte sich der Oberhirte im Rahmen einer Dekanatskonferenz mit den Priestern und pastoralen Mitarbeitern aus und feierte dann eine Vesper in der Pfarrkirche St. Nikolaus.

Text und Fotos: Jakob Schötz

(jas)



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