Es war ein schöner sonniger Morgen, als wir an einem Samstag mitten im August, am Festtag des heiligen Bernhard von Clairvaux, von den Schweizer Gardisten an der Porta St. Anna abgeholt und mit dem Auto zum Klösterchen in den Vatikanischen Gärten gefahren wurden zu einer besonderen Begegnung mit Papst Benedikt.
Eigentlich wäre es der Hochzeitstag von Veronika Marton gewesen. Sie wollte am 20.08. ihren Josef heiraten. Alles war bereits vorbereitet; das Hochzeitskleid gekauft, die Kirche und das Wirtshaus bestellt. Am Tag der Bekehrung des heiligen Paulus, am 25.01.2016, hatte Josef, ihr Verlobter, einen tödlichen Autounfall. Er konnte nichts dafür. Ein Auto hat ihn frontal erwischt, er starb noch am Unfallort. Josef war ein sehr gläubiger junger Mann, der Jesus und die Kirche geliebt hat. Sein Lieblingsheiliger war der heilige Paulus.
Vroni hat mich einige Wochen nach der Beerdigung gefragt, ob ich an ihrem „Hochzeitstag“ mit ihr nach Rom fahren würde. Sie möchte gerne diesen besonderen Tag dort verbringen. Ich habe zugesagt und mir insgeheim gedacht: „Was mache ich denn mit ihr an diesem Tag in Rom?“
Mir kam die Idee, ob ich vielleicht den emeritierten Papst Benedikt um eine Begegnung mit ihm bitte. Ein befreundeter Priester, dem ich den Gedanken erzählt habe, hat mich bestärkt, ihm einfach an die offizielle Adresse des Vatikans zu schreiben. Gesagt, getan. Ich habe mich kurz vorgestellt und ihm die Geschichte von Josef und Vroni geschrieben. Drei Seiten mit der Hand. Vroni wusste nichts davon. Durch meine Zeit in Regensburg bei der Jugend 2000 habe ich vor vielen Jahren Georg und Joseph Ratzinger kennengelernt. Immer wieder gab es kleine Begegnungen, die mich wohl auch zu diesem Schritt ermutigt haben.
Wenige Wochen nach meinem Brief kam ein Anruf aus dem Vatikan mit der Zusage, dass Papst Benedikt den Brief bekommen hat und er sich sehr freut, uns zu empfangen und mit uns die Heilige Messe zu feiern. Die Überraschung und Freude von Vroni und auch von mir waren übergroß. So sind wir also nach Rom geflogen. Fesche Dirndl und viele Köstlichkeiten aus Bayern hatten wir im Gepäck. So viel, dass Bischof Gänswein uns mit der Frage empfangen hat, ob wir bei ihnen einziehen wollen, als er unseren großen Rollkoffer sah.
Die Heilige Messe war sehr einfach und sehr schön. Zu Beginn hat Papst Benedikt Vroni direkt angeschaut und gesagt: „Veronika, heute ist ein sehr schwerer Tag für Sie. Es gibt Zeiten im Leben eines Menschen, da ist es sehr schwer, an die Liebe Gottes zu glauben.“ Dann hat er auf das große Kreuz hinter sich gezeigt und gesagt: „Dann ist es besonders wichtig auf das Kreuz zu schauen und vom Kreuz allen Trost, alle Kraft und alle Liebe zu empfangen.“