Regensburg, 17. April 2025
In Bayern haben sich über Jahrhunderte hinweg zahlreiche Osterbräuche entwickelt, die tief in der christlichen Kultur verwurzelt sind und bis heute in vielen Regionen gepflegt werden. Diese Bräuche verbinden religiöse Symbolik mit ländlicher Lebensweise und zeigen, wie stark der Jahreskreis im bäuerlichen Alltag verankert war und ist.
Ostern ist das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr, die Feier der Auferstehung Jesu Christi. Schon im frühen Mittelalter wurden in Bayern österliche Rituale gefeiert. Die katholische Prägung Bayerns hat dazu beigetragen, dass viele dieser Traditionen bis heute überlebt haben. Neben dem religiösen Gehalt spielten auch heidnische Frühlingsbräuche eine Rolle, die später christianisiert wurden, etwa das Entzünden von Osterfeuern als Symbol für Licht, Leben und Neubeginn.
Beispiele bayerischer Osterbräuche
1. Das Osterfeuer
Vor allem in ländlichen Gegenden Oberbayerns wird am Karsamstag das Osterfeuer entzündet. Das Feuer gilt als Symbol für die vertreibende Kraft des Lichts über die Dunkelheit und wurde früher auch genutzt, um Felder fruchtbar zu machen oder Unheil fernzuhalten.
2. Das Ratschen
Da ab Gründonnerstag bis zur Osternacht die Kirchenglocken „nach Rom fliegen“ (also schweigen), ziehen Kinder mit hölzernen Ratschen oder Klappern durchs Dorf und rufen zu Gebet oder Gottesdienst. Dieser Lärm ersetzt das Glockengeläut und erinnert zugleich an das Leiden Christi.
3. Das Osterwasser holen
In einigen Gegenden wird in der Osternacht oder am frühen Ostermorgen Osterwasser aus einer Quelle oder einem Bach geschöpft. Es soll heilende Kräfte haben und Glück bringen, allerdings nur, wenn man dabei schweigt, weshalb man auch vom „stillen Wasserholen“ spricht.
4. Die Speisenweihe
Am Karsamstag oder Ostersonntag lassen viele Familien einen Korb mit Speisen – traditionell Osterschinken, Eier, Brot, Salz und Kuchen – in der Kirche segnen. Die Speisenweihe ist Ausdruck der Dankbarkeit für das Ende der Fastenzeit und wird bei einem festlichen Osterfrühstück gefeiert.
5. Das Osterlamm
Ein gebackenes Osterlamm aus Biskuit oder Hefeteig steht symbolisch für Jesus Christus, das „Lamm Gottes“. Es ist fester Bestandteil vieler bayerischer Ostertafeln.
6. Der Palmesel und die Palmbuschen
Bereits am Palmsonntag beginnt in Bayern die österliche Brauchtumswoche. Kinder ziehen mit kunstvoll gebundenen Palmbuschen zur Kirche, oft geschmückt mit bunten Bändern, Brezen und Wachteleiern. In manchen Gegenden wird ein Palmesel aus Holz durch das Dorf gezogen, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert.
Lebendige Tradition
Viele dieser Bräuche werden bis heute gepflegt, in Dörfern genauso wie in Städten. Vereine, Kirchen und Familien tragen gemeinsam zur Erhaltung dieser kulturellen Schätze bei. Dabei geht es nicht nur um die Weitergabe von Tradition, sondern auch um Gemeinschaft, Besinnung und Freude über das beginnende Frühjahr.
Text: Bischöfliche Pressestelle
(kw)