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Ordensfrau berichtet von anhaltender Not und Kampf gegen Abwanderung

Syrien: „Es ist schlimmer als während des Krieges“

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München/Aleppo, 7. November 2022
In weiten Teilen Syriens ist die heiße Phase des Bürgerkrieges zwar vorbei, aber die Lage sei „schlimmer als während des Krieges, was die wirtschaftliche Situation und den Alltag der Menschen angeht.“ Darauf wies die syrische Ordensfrau Annie Demerjian in einem Interview mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) hin. Schwester Annie gehört der Gemeinschaft der „Schwestern Jesu und Mariens“ an und ist eine langjährige Projektpartnerin von „Kirche in Not“. Zusammen mit ihren Mitschwestern betreut sie mehrere kirchliche Hilfseinrichtungen in Syrien und im benachbarten Libanon.

Schwester Annie mit Frauen in der Nähwerkstatt von Maalula. © KIRCHE IN NOT

Schwester Annie mit Frauen in der Nähwerkstatt von Maalula. © KIRCHE IN NOT

In einigen Landesteile seien auch im elften Jahr des Bürgerkriegs noch islamistische Milizen wie der „Islamische Staat“ oder Al-Nusra aktiv, so Schwester Annie. Dort würde nach wie vor gekämpft. In den anderen Landesteilen fielen zwar keine Bomben mehr, „aber das Leben ist nicht friedlich. Es gibt keinen geregelten Alltag, denn unser Volk kämpft jeden Tag ums Überleben“.

Teilnehmer einer Konferenz junger christlicher Führungskräfte in Syrien. © KIRCHE IN NOT

Teilnehmer einer Konferenz junger christlicher Führungskräfte in Syrien. © KIRCHE IN NOT

„Ich weiß nicht, was ohne Hilfe der Kirche mit unserem Volk geschehen würde“

Die Kirchen Syriens leisteten eine „großartige Arbeit“, um die schlimmsten Nöte zu lindern und weitere Auswanderungen zu stoppen, erklärte Schwester Annie: „Ich weiß nicht, was ohne die Hilfe der Kirche mit unserem Volk geschehen würde, vor allem wenn wir an die Präsenz der Christen denken.“ Die Ordensfrau schätzt, dass im Vergleich mit der Zeit vor dem Krieg nur noch etwa ein Drittel der Christen in Syrien geblieben seien.

Das Engagement von Schwester Annies Gemeinschaft erstreckt sich deshalb auch auf den Libanon, wo sich nach wie vor viele syrische Flüchtlinge aufhalten. Im syrischen Aleppo konzentriert sich die Hilfe auf rund 300 mittellose Familien. Die Ordensfrauen leisten Beihilfen für die Miete und versorgen sie mit Lebensmitteln und Medikamenten. Diese seien nach wie vor ein besonders rares Gut, erzählt Schwester Annie: „Ich weiß von vielen Menschen, dass sie ihre Medikamente nur alle paar Tage einnehmen. Sie strecken sie, damit sie möglichst lang den Bedarf decken können.“

Sorge für Traumatisierte, Arbeit und Bildung

Die Ordensfrauen bieten außerdem Musik- und Kunsttherapie für traumatisierte Kinder an: „Das Trauma, das unsere Kinder erlitten haben, ist sehr stark, besonders bei denen, die während des Krieges geboren wurden“, sagte Schwester Annie. Ein weiteres Augenmerk liege auf dem Bereich Arbeit und Bildung: Die Ordensfrauen unterstützen Studentinnen und die Förderung künftiger Führungskräfte, zum Beispiel mit Stipendien und Kleinkrediten. Es gibt auch spezielle Kurse zur Berufsförderung, an denen bislang etwa 400 Personen teilgenommen haben. In der Kleinstadt Maalula im Südwesten Syriens nahe der libanesischen Grenze hat die Gemeinschaft von Schwester Annie eine Nähwerkstatt aufgebaut, in der über 20 Frauen Arbeit und Lohn finden.

Das Geld für diese und weitere Projekte stammt unter anderem von „Kirche in Not“. Trotz der sehr schwierigen Situation sei die Hoffnung unter den syrischen Christen sehr lebendig, betont Schwester Annie: „Die Hoffnung ist immer da. Unser Glaube ist während des Krieges noch stärker geworden, weil die Barmherzigkeit und Vorsehung Gottes erlebt haben. Wir bekommen oft unverhofft Hilfe.“

 

Text: Kirche in Not /mk

Titelbild: Christliche Familie in Syrien. © KIRCHE IN NOT

Schwester Annie mit Frauen in der Nähwerkstatt von Maalula. © KIRCHE IN NOT

Schwester Annie mit Frauen in der Nähwerkstatt von Maalula. © KIRCHE IN NOT

Weitere Infos

Ein 25-minütiges Fernsehinterview von „Kirche in Not“ mit Schwester Annie Demerjian unter dem Titel „Christen in Syrien – Krise ohne Ende?“ wird zu folgenden Terminen auf den christlichen Fernsehkanälen ausgestrahlt:

  • Bibel TV am Montag, 07.11.2022, um 15:30 Uhr
  • KTV am Dienstag, 08.11.2022, um 17:00 Uhr

Das Interview ist danach auch auf der Mediathek von „Kirche in Not“ abrufbar: www.katholisch.tv

Unterstützen Sie die Arbeit von Schwester Annie und den Einsatz der Kirche in Syrien für die notleidenden Menschen mit Ihrer Spende – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Syrien



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