„Nun freut euch, ihr Christen!" Kirchenlied macht Weihnachten aktuell
„Nun freut euch, ihr Christen“ ist ein Lied, das auf der ganzen Welt in vielen Versionen und Übersetzungen zu Weihnachten gesungen wird. Das Gotteslob bietet neben der deutschen Übersetzung (Gotteslob Nummer 241) auch das lateinische Original (Gotteslob Nummer 242), das aus dem 18. Jahrhundert stammt. Auf den ersten Blick zeichnet das Kirchenlied die Geschehnisse von Betlehem nach: Da ist die Rede von den Hirten, die von ihren Schafherden weg eilen und das neugeborene Kind suchen (Strophe 1). Da wird gesungen: „Gott ist geboren als ein Kind im Stalle“ (Strophe 3), als ein Kind, das im Stroh liegt (Strophe 4). All das basiert natürlich auf dem Evangelium von Weihnachten.
„Herbei jetzt, ihr Glaubenden“
Und man könnte meinen, darin bestünde das Weihnachtsfest: in Erinnerung zu schwelgen an das Geschehnis vor zweitausend Jahren. Die Weihnachtsgeschichte ist dieser Tage ja überall präsent: Wenn wir unsere Krippen aufbauen, wenn wir vor dem Christbaum das Evangelium lesen, selbst wenn wir den Fernseher anschalten. Doch Weihnachten ist mehr als die Erinnerung an längst vergangene Tage. Weihnachten ist aktuell: Weihnachten ist heute! Immer wieder lässt das Kirchenlied „Nun freut euch, ihr Christen“ das einfließen. Es beginnt schon mit dem ersten Wort: „Nun“ sollen wir Christen uns freuen. Die Geburt Jesu ist ein Ereignis, das gerade in unserer Zeit ein Zeichen von Hoffnung sein soll. Das Original wird sogar noch deutlicher: „Adeste, fideles“ – „Herbei jetzt, ihr Glaubenden“. Dieser Satz richtet sich direkt an uns, unsere Gemeinden, unsere Gottesdienstgemeinschaften am Weihnachtsfest.
Jesus ist heute erschienen
Die dritte Strophe spricht davon, dass Jesus „heute erschienen“ ist – „heute“, nicht „vor zweitausend Jahren“. Dieses Motiv zieht sich auch durch die Liturgie von Weihnachten. In einer der Präfationen heißt es: „Gott ist heute sichtbar als Mensch erschienen.“ Heute, in dieser Heiligen Nacht. Wann immer Christen Gottesdienst feiern, erinnern sie sich nicht nur an längst Vergangenes. Sie vergegenwärtigen das Heilshandeln Gottes, lassen es im Hier und Jetzt ankommen.
Gottes grenzenlose Liebe
Wenn wir Weihnachten feiern, lassen wir die Geburt Jesu Christi gegenwärtig werden. Das ewige Wort Gottes wurde Mensch, und das ist nicht nur eine historische Begebenheit. Es könnte aktueller nicht sein. Gottes Sohn wird Fleisch in dieser Welt, in unserer Welt, in unserem Heute, das geprägt ist von Krankheit, gesellschaftlicher Spaltung und sozialer Unsicherheit. Weihnachten lässt diese Taten in unserer Zeit aufleuchten. Darum ruft das Kirchenlied an seinem Ende auch zum Blick in die Krippe auf: „O schenken wir Liebe für Liebe ihm.“ Auch hier wird das lateinische Original noch deutlicher. Dort heißt es: „Sic nos amantem quis non redamaret? – Wer könnte den nicht zurücklieben, der uns so liebt?“ In der Krippe erscheint uns die grenzenlose Liebe unseres Gottes, gerade heute, gerade in dieser Welt.