Regensburg, 8. April 2025
Instagram, TikTok, Youtube & Co - Medien und deren Nutzung ist Bestandteil des Alltags. Die Videos in Dauerschleife oder Handyspiele verschlucken unbewusst Stunden an Zeit. Grundschullehrerin Waltraud Eichinger las einen Artikel, in dem Forscher vor Suchtstörungen in Bezug auf Medienkonsum warnten. In der Bernrieder Grundschule, im niederbayrischen Landkreis Deggendorf, besprach die Lehrerin das Thema im Unterricht. Passend zur Fastenzeit entstand die Challenge „Medienfasten“.
„Es gibt die Medien, die gehören auch dazu“, erklärt Waltraud Eichinger. „Ich bin für das Motto: Kinder zu begleiten statt zu verbieten.“ Ihr ist es wichtig, einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu finden und den eigenen Konsum reflektiert zu betrachten. Mit den Grundschülern besprach sie das Thema und klärte „Was ist Fastenzeit? Was heißt fasten? Heißt es verzichten oder sich einschränken?“ Kinder und Eltern informierte sie von der Idee und erhielt positive Rückmeldungen. In den Unterricht integriert sie die Challenge mit der Einführung vom „Medienpass“. Die Schüler tragen in „eine kalendarische Auflistung der Tage bis Ostern“ ein, ob sie auf Medien verzichtet oder ihre Zeit begrenzt haben. „Am Ende des Tages dürfen die Kinder unterschreiben. Das heißt, sie müssen reflektieren ´Wie war es denn heute?`“, erklärt sie. „Mir ist wichtig, dass die Kinder unterschreiben, nicht die Eltern. Denn die Kinder sollen ins Überlegen kommen und sich reflektieren.“
Der Medienpass wird bei den Grundschülern gut angenommen, stolz zeigt die sechsjährige Sophia ihren Pass und erklärt, dass sie nur zweimal 30 Minuten Fernsehen geschaut hat. Teilweise fällt der Verzicht nicht leicht. Die siebenjährige Aurelia hat eine Strategie entwickelt, damit umzugehen: „Manchmal fällt es mir schwer, wenn mein Papa oder meine Schwester oder mein kleiner Bruder Fernsehen gucken oder ich noch esse“, erzählt sie. „Dann ist der Fernseher da und ich muss immer hinschauen. Aber dann schaue ich raus. Damit ich mich auf draußen konzentriere, nicht aufs Fernsehen.“
Auch vor der Challenge bestand die Freizeitgestaltung nicht nur aus Medien. Der Verzicht bedeutet für die Grundschüler, mehr Zeit mit Hobbys zu verbringen. Die siebenjährige Emma erklärt: „Ich kann mit meinen Kühen spielen, ich kann Hühner jagen, ich kann mit meinen Katzen spielen. Bei mir ist es eigentlich ganz einfach“. Mit der Challenge Medienfasten möchte sie gemeinsam mit der Schulklasse ein Vorbild sein. Die anderen Grundschüler erzählen, dass sie Trampolin hüpfen gehen, mit Geschwistern, Haustieren und Freunden spielen oder lesen. Der siebenjährige Jonas erklärt: „statt der Medien besuche ich immer meine Freunde, wie heute den Luisi. Manchmal baue ich Lego-Technik-Sachen zusammen, manchmal spiele ich mit meinen Brüdern und das ist für mich einfach toller als Fernsehen.“
Waltraud Eichinger berichtet, den Eltern fiele die gekürzte Medienzeit im Verhalten der Kinder positiv auf. Die Eltern einer Schülerin erzählen, ihr Kind sei im Alltag ruhiger und aufmerksamer. Andere Eltern bemerken, dass die Grundschüler sich mehr mit sich selbst beschäftigten. Wie es nach der Fastenzeit weitergeht? Weniger Medien und das Internet ausschalten – Jonas möchte nach der Fastenzeit weiterhin auf Medien verzichten.
Text: Lea Grosser, Fotos: Jacinta Fink
Video: Harald Beitler
(jas/lg)