News Bild Mariä Himmelfahrt: Kirchweih und Wallfahrten am Frauentag
Mariä Himmelfahrt: Kirchweih und Wallfahrten am Frauentag

Vom wundersamen Wacholderbusch ins bayerische Bethlehem

Home / News

Regensburg, 15. August 2023

Am 15. August, dem Tag „Mariä Himmelfahrt“ machen sich in ganz Bayern Gläubige auf den Weg zu einer der unzähligen Marienwallfahrten. Das Marienfest – „der große Frauentag“, „Maria Würzweih“ oder „Büschelfrauentag“ – ist bis heute mit zahlreichem Brauchtum verbunden. Ganz besonders feierlich wird der Festtag in den Marienwallfahrtsorten im Bistum Regensburg begangen.

Wundersamer Wacholderbusch

Zahlreiche Pilger kommen am 15. August auch nach Mariaort. Nicht weit von Regenburg entfernt, dort wo Naab und Donau zusammenfließen, liegt die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau. Erstmals erwähnt wurde die Marienkirche im Jahr 1352. Die Entstehung der Wallfahrt soll der Legende nach bis ins 8. Jahrhundert zurückgehen. Als der damalige byzantinische Kaiser alle religiösen Darstellungen vernichten ließ, wurde auch das Gnadenbild von Mariaort bei Konstantinopel ins Meer geworfen. Die steinerne Figur ging aber nicht in den Fluten unter, sondern trieb auf einer Wacholderstaude stromaufwärts bis zur Einmündung der Naab in die Donau, wo sie schließlich am Ufer hängenblieb. Eine weitere Legende rankt sich um den Bau der Kapelle. Danach sollen die Bürger, nachdem sie die Statue fanden, beschlossen haben, dem Muttergottesbild am anderen Ufer ein Kirchlein zu bauen. Doch auf wundersame Weise brachten Engel in der Nacht das Baumaterial immer wieder auf die Seite des Ufers, an der die Figur hängengeblieben war. So wurde die Wallfahrtskirche hier errichtet.

Rettung durch den Kaiser

Auch der wundersame Wacholderbusch erhielt einen Ehrenplatz. An der Außenseite der Sakristei befindet sich eine gemauerte Kanzel. Der darin wachsende Wacholderstrauch soll noch immer jene Staude sein, auf der das Gnadenbild nach Mariaort getrieben ist. So mancher Pilger bricht sich hier als Andenken einen kleinen Zweig ab, so wie schon im Jahr 1654 die Mitglieder der spanischen Gesandtschaft auf dem Reichstag in Regensburg. Sie hätten, so erzählt die Geschichte, den kostbaren Strauch fast ganz zerschnitten, wenn nicht zufällig Kaiser Ferdinand III., der gerade in der Kirche seine Andacht betete, der Verwüstung Einhalt geboten hätte.

Mariaort zählt zu den ältesten Marienwallfahrten im Bistum Regensburg. Ihre erste Blüte erlebte sie im 16. Jahrhundert, als einige Kardinäle der kleinen Kirche einen Ablass verliehen. Doch ihren eigentlichen Höhepunkt hatte die Wallfahrt dann im 17. und 18. Jahrhundert. Von Jahr zu Jahr wurden mehr heilige Messen gefeiert, so dass allein von den Opfergeldern eine neue, größere Kirche gebaut werden konnte. Unzählige Votivtafeln sind aus dieser Zeit erhalten, auch Silbervotive und kleine Füße aus Perlmutt werden in der Kirche aufbewahrt.

Das „bayerische Bethlehem“

Am Rand des Böhmerwaldes liegt der Ort Stadlern mit seiner Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau aus Erden gebrannt“. Die herrliche Lage in 730 Metern Höhe, gleich unterhalb einer romantischen Felsenlandschaft, hat dem Ort den Beinamen „bayerisches Bethlehem“ gebracht. Der Sage nach wurde das Kirchlein von einem Ritter zu Ehren der Mutter Gottes erbaut. Er hatte sich in den unwegsamen Wäldern verirrt und in seiner Not gelobt, eine Kapelle zu bauen, wenn er gerettet würde. Schon bald wurde die Kapelle zu einer größeren Kirche ausgebaut und im 14. Jahrhundert zur Pfarrkirche erklärt.

Als 1431 die Hussiten in Bayern einfielen, brannten sie auch Stadlern mit seinem Kirchlein nieder. Es ist durchaus denkbar, dass die Wallfahrt in dieser Zeit ihren Ursprung hat – aus einem Gelöbnis in höchster Bedrängnis. Im 16. Jahrhundert bekam die Kirche einen neuen Patronatsherrn, die Bevölkerung musste mehrmals den Glauben wechseln, bis die Pfarrei schließlich aufgelöst und mit Schönsee vereinigt wurde. Mit dem Ziel, den katholischen Glauben wieder fest zu verwurzeln, kamen im Jahr 1627 Jesuiten nach Stadlern. Sie kümmerten sich auch um die Wallfahrt und schon bald war der Ansturm der Pilger wieder so groß, dass die Kirche erweitert werden musste.

Aus Erden gebrannt

Die jetzige Wallfahrtskirche stammt zum großen Teil aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Kirchenschiff wurde in der Barockzeit vergrößert und umgestaltet. Der barocke Hochaltar umschließt das Gnadenbild, eine ausdrucksvolle spätgotische Madonna mit Kind. Der obere Teil der Madonna ist aus Ton gebrannt, was der Wallfahrt den Namen „Unserer Lieben Frau aus Erden gebrannt“ einbrachte.

Bis heute zählt Stadlern zu den beliebtesten Wallfahrtsorten der Oberpfalz. Alljährlich am 15. August strömen tausende Pilger herbei, oft kann die kleine Kirche die Zahl der Wallfahrer nicht mehr aufnehmen. Dann ziehen alle auf den nahegelegenen Kalvarienberg mit seiner natürlichen Felsenkanzel, wo der Gottesdienst im Freien abgehalten wird. Und wie es zu einer richtigen Wallfahrt gehört, klingt der Frauentag mit einem weltlichen bunten Markttreiben aus.

Zu Unserer Lieben Frau in Weißenregen

Bis in die Reformationszeit geht der Ursprung der Wallfahrt „Zu Unserer Lieben Frau“ in Weißenregen bei Kötzting zurück. Als auch in der Oberpfalz der protestantische Glaube eingeführt wurde, soll der Legende nach ein Marienbild von Nabburg nach Weißenregen gebracht worden sein, um „es vor Entehrung zu schützen“. Hier wurde das Bild in eine große Eiche gehängt und schon bald erzählte man sich von zahlreichen Wundern und Gebetserhörungen. Als der Zustrom der Gläubigen und Hilfesuchenden immer größer wurde, wollte man das Gnadenbild in der St.-Veitskirche in Kötzting aufstellen. Hier aber sei es nicht geblieben, sondern auf wundersame Weise an den alten Ort zurückgekehrt. Auch in der Blaibacher Kirche „hat es nit bleiben wollen“. So durfte es seinen Platz in der Eiche behalten, bis der Baum einem Brand zum Opfer fiel.

Das Marienbild, das bei dem Feuer unversehrt geblieben war, fand seinen Platz in einem gemauerten Bildstock, und im Jahr 1593 ließ der Abt des Klosters Niederalteich ein kleines Kirchlein errichten. Als immer mehr Wallfahrer nach Weißenregen pilgerten, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts mit dem Bau der heutigen Wallfahrtskirche begonnen.

Bis heute ist Weißenregen ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Ein Höhepunkt im Wallfahrtsjahr ist alljährlich das Patrozinium an Mariä Himmelfahrt am 15. August. Dann wird nach dem feierlichen Gottesdienst beim Wirtshaus neben der Wallfahrtskirche zünftig Kirta gefeiert.

Text: Judith Kumpfmüller

Weitere Infos

Mehr zu dem im Bistum weitverbreiteten Patrozinium Mariä Himmelfahrt



Nachrichten