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Maria, die adventliche Frau

Die Mutter Christi verehren

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Regensburg, 23. Dezember 2023

Im Mittelpunkt des Evangeliums vom 4. Adventssonntag (Lukas 1,26-38) steht die Verheißung der Geburt Jesu. Der Engel Gabriel sagt zu Maria: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ Nachdem Maria ihre Zweifel überwunden hat, antwortet sie: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Maria ist die große Gestalt des Advents. „Das Vertrauen, das Maria aufbrachte, und ihr Mut genügten, um Gott in die Menschheit eingehen zu lassen“ (Frère Alois, Taizé).

Papst Benedikt XVI. – ein großer Marienverehrer

Papst Benedikt XVI. (1927-2022), dessen ersten Todestag wir am 31. Dezember begehen, war ein großer Marienverehrer. Bei seiner Apostolischen Reise nach Deutschland im Jahr 2011 hat er den im Eichsfeld (Thüringen, Bistum Erfurt) gelegenen Wallfahrtsort Etzelsbach besucht und dort eine Marianische Vesper gefeiert. Dabei hat der Papst Folgendes über die Marienverehrung gesagt: Wenn sich Christen an Maria wenden, dann lassen sie sich dabei von der Gewissheit leiten, dass Jesus „seiner Mutter ihre Bitten nicht abschlagen kann; und sie stützen sich auf das unerschütterliche Vertrauen, dass Maria zugleich auch unsere Mutter ist – eine Mutter, die das größte aller Leiden erfahren hat, alle unsere Nöte mitempfindet und mütterlich auf ihre Überwindung sinnt“ (Predigt Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI während der Marianischen Vesper, in: Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nach Berlin, Erfurt und Freiburg 22.–25. September 2011. Predigten, Ansprachen und Grußworte, Bonn 2011, 87). Unzählige Menschen sind Jahrhunderte hindurch zu Maria gepilgert, um vor dem Bild der Mutter unseres Erlösers – wie in Etzelsbach – Trost und Stärkung zu erfahren.

Von Maria die Haltung der Hingabe lernen

Die Marienverehrung konzentriert sich – so Papst Benedikt XVI. – auf die Betrachtung der Beziehung zwischen der Mutter und ihrem göttlichen Sohn. Die Gläubigen haben – betend, leidend, dankend und freudig – immer wieder neue Aspekte gefunden, die uns dieses Geheimnis besser erschließen, z. B. im Bild des Unbefleckten Herzens Marias als Symbol der tiefen und der vorbehaltlosen Einheit der Liebe mit Christus. „Nicht die Selbstverwirklichung, das sich selber Haben- und Machen-Wollen schafft die wahre Entfaltung des Menschen, wie es heute als Leitbild modernen Lebens propagiert wird, das leicht zu einem verfeinerten Egoismus umschlägt. Vielmehr ist es die Haltung der Hingabe, des sich Weggebens, die auf das Herz Marias und damit auf das Herz Christi … und auf den Nächsten ausgerichtet ist und so uns erst uns selber finden lässt“ (ebd., 88). Gott hat bei Maria alles zum Guten geführt; er hört nicht auf, durch Maria das Gute sich weiter ausbreiten zu lassen in der Welt. Vom Kreuz herab, vom Thron der Gnade und Erlösung, hat Jesus seine Mutter den Menschen zur Mutter gegeben. Maria wird zur Gefährtin und Beschützerin der Menschen auf ihrem Lebensweg.

Unsere christliche Berufung erkennen

Unser Vertrauen auf die wirksame Fürsprache der Gottesmutter und unsere Dankbarkeit für die erfahrene Hilfe tragen in sich „den Impuls, über die Bedürfnisse des Augenblicks hinauszudenken“ (ebd., 89). Maria will uns helfen, die Weite und Tiefe unserer christlichen Berufung zu erkennen. Sie will uns in mütterlicher Behutsamkeit verstehen lassen, dass unser ganzes Leben Antwort sein soll auf die erbarmungsreiche Liebe Gottes. Wo wir Gottes Liebe in unserem Leben wirken lassen, „da ist der Himmel offen. Da ist es möglich, die Gegenwart so zu gestalten, dass sie mehr und mehr der Frohbotschaft unseres Herrn Jesus Christus entspricht. Dort haben die kleinen Dinge des Alltags ihren Sinn, und dort finden die großen Probleme ihre Lösung“ (ebd.).

Maria, die Mutter der Evangelisierung

In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium (24.11.2013) bezeichnet Papst Franziskus die Gottesmutter als „Mutter der Evangelisierung“ und als „Stern der neuen Evangelisierung“. Maria ist – zusammen mit dem Heiligen Geist – immer „mitten im Volk“. Die Mutter Christi „ist die Mutter der missionarischen Kirche, und ohne sie können wir den Geist der neuen Evangelisierung nie ganz verstehen“ (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute, Bonn 2013, Nr. 284). Am Kreuz, als Jesus „die dramatische Begegnung zwischen der Sünde der Welt und dem Erbarmen Gottes erlitt, konnte er zu seinen Füßen die tröstende Gegenwart seiner Mutter und seines Freundes sehen“ (ebd., Nr. 285). In diesem entscheidenden Augenblick sagte Jesus zu seiner Mutter „Frau, siehe, dein Sohn!“ und zum Jünger „Siehe deine Mutter!“ (Joh 19,27) An der Schwelle seines Todes hinterließ uns Jesus seine Mutter als unsere Mutter. „Zu Füßen des Kreuzes, in der höchsten Stunde der neuen Schöpfung, führt uns Christus zu Maria. Er führt uns zu ihr, da er nicht will, dass wir ohne eine Mutter gehen, und das Volk liest in diesem mütterlichen Bild alle Geheimnisse des Evangeliums“ (ebd., Nr. 285).

Maria und die glaubende Kirche

Die innere Verbindung zwischen Maria, der Kirche und jedem Gläubigen, insofern sie auf verschiedene Weise Christus hervorbringen, wurde – so Papst Franziskus – vom seligen Isaak von Stella, der im 12. Jahrhundert Abt in Stella bei Poitiers gewesen ist, wunderbar zum Ausdruck gebracht: „Im Mutterschoß Marias als seinem Zelt weilte Christus neun Monate; im Zelt der glaubenden Kirche bis ans Ende der Welt; in der Erkenntnis und Liebe der glaubenden Seele bleibt er auf ewig“ (Isaak von Stella, Sermo 51: PL 194, 1863.1856; zitiert nach: Evangelii gaudium, Nr. 285). Maria ist „die Magd des Vaters, die in Lobpreis ausbricht. Sie ist die Freundin, die stets aufmerksam ist, dass der Wein in unserem Leben nicht fehlt. Sie, deren Herz von einem Schwert durchdrungen wurde, versteht alle Nöte. Als Mutter von allen ist sie Zeichen der Hoffnung für die Völker, die Geburtswehen leiden, bis die Gerechtigkeit hervorbricht. Sie ist die Missionarin, die uns nahekommt, um uns im Leben zu begleiten, und dabei in mütterlicher Liebe die Herzen dem Glauben öffnet. Als wahre Mutter geht sie mit uns, streitet für uns und verbreitet unermüdlich die Nähe der Liebe Gottes“ (ebd., Nr. 286).

Der mütterliche Trost Marias

An den Marienheiligtümern finden die Pilger die Kraft Gottes, um die Leiden und Mühe des Lebens zu ertragen. Wie dem heiligen Juan Diego gibt die Gottesmutter den Pilgerinnen und Pilgern „mit zärtlicher Liebe ihren mütterlichen Trost und flüstert ihnen zu: `Dein Herz beunruhige sich nicht ... Bin denn ich, die ich doch deine Mutter bin, etwa nicht hier?´“ (ebd.). Maria, die „Mutter des lebendigen Evangeliums“, bitten wir um ihre Fürsprache, dass die „Einladung zu einer neuen Phase der Verkündigung des Evangeliums von der ganzen Gemeinschaft der Kirche angenommen werde“ (ebd., Nr. 287).

Demut als Tugend der Starken

Es gibt einen „marianischen Stil“ bei der missionarischen Tätigkeit der Kirche. Wenn wir auf Maria schauen, glauben wir an „das Revolutionäre der Zärtlichkeit und Liebe“. An der Mutter Christi sehen wir, dass die Demut und die Zärtlichkeit nicht Tugenden der Schwachen, sondern der Starken sind. Diejenige, die Gott lobte, weil er die Mächtigen vom Thron stürzt, bringt „in unsere Suche nach Gerechtigkeit Geborgenheit“ (ebd., Nr. 288). Ihre „Dynamik der Gerechtigkeit und der Zärtlichkeit, des Betrachtens und des Hingehens zu den anderen“ macht Maria zu einem Vorbild für die Evangelisierung. Am Ende seines Apostolischen Schreibens richtet Papst Franziskus an die Gottesmutter folgende Worte: „Stern der neuen Evangelisierung, hilf uns, dass wir leuchten im Zeugnis der Gemeinschaft, des Dienstes, des brennenden und hochherzigen Glaubens, der Gerechtigkeit und der Liebe zu den Armen, damit die Freude aus dem Evangelium bis an die Grenzen der Erde gelange und keiner Peripherie sein Licht vorenthalten werde“ (ebd.).

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Vorsitzender des Institutum Marianum Regensburg, Bild: PuMA

 

 



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