Liebe Johanna, herzlichen Segenswunsch zum Namenstag
1970 hat sich kaum jemand getraut, seine Tochter Johanna zu nennen. 1890 stand der Name noch auf Rang 7 aller Neugeborenen. Und plötzlich, heute, liegen die Johannas wieder ganz vorne, in Bayern auf Platz 12 und in Deutschland auf Platz 18. Ich weiß es nicht, wie solche Wellenbewegungen zustande kommen. Wichtiger ist, liebe Johannas: Euer Name hat sich bewährt. Er klingt gut, er schwingt und falls Ihr nach der Johanna von Orleans benannt seid, dann darf ich Euch heute am 30. Mai herzliche Segenswünsche ausrichten zu Eurem Namenstag.
Erst 1920 sprach Benedikt XV. die Bauerstochter aus Lothringen heilig. Die <link http: w2.vatican.va content benedict-xv la bulls documents hf_ben-xv_bulls_19200516_divina-disponente.html _blank external-link-new-window>entsprechende Bulle kann man hier nachlesen; allerdings nur auf Latein. Die 1412 geborene Bauerstochter war eine Heldin. Sie zog in den Krieg, weil Gott sie berufen hatte, ihr Vaterland zu befreien. Freiheit, Recht und Gottesfurcht waren ihre Leitsterne. Ich weiß, man zögert heute, wenn man so einen Satz liest. Strenggläubige oder Gotteskrieger sind letztlich in der Regel nichts anderes als Terroristen.
Ist Johanna trotzdem eine Heilige oder anders gefragt: Was unterscheidet sie von Jemandem, der Angst und Schrecken unter den "Ungläubigen" verbreiten will, um ihnen die angebliche Herrschaft Gottes aufzuzwingen?
Nun, Johanna von Orleans war auf ihre Art radikal, radikal für Freiheit, Recht und Gottesfurcht und man kann diese drei Begriffe, bei aller historischen Zeitgebundenheit des Geschehens, durchaus in einem modernen Verständnis anwenden. Johanna von Orleans kämpfte, damit Menschen in Freiheit und Frieden leben können, damit sich Herrscher dem Recht unterstellen und damit die gotteslästerlichen Gräuel eines Krieges, den wir heute den hundertjährigen nennen, ein Ende haben.
Johannas Kampf stand unter dem Primat der Menschenwürde, - ich weiß, niemand zu ihren Lebzeiten hätte das so gesagt, - aber ich spreche ja auch nicht über Worte, sondern über historisches Geschehen. Ein Blitzlicht mag zeigen, was gemeint ist: Am Sonntag, dem 8. Mai 1229 zieht Johanna, damals 17 Jahre alt, an der Spitze eines Heeres in das befreite Orleans ein. Und bereits am Nachmittag des kommenden Montags befiehlt sie den ziemlich erschöpften Soldaten, die Stadt wieder zu verlassen. Kein Siegestaumel. Keine Trinkgelage. Lange genug hätten die Einwohner unter den Bedrückungen eines Heerhaufens gelitten - und sei es auch der eigene.
Dramatiker und Komponisten wie Schiller, Brecht, Verdi, Shaw oder Shakespeare ließen sich von Johanna inspirieren und schufen Kunst, die mal mehr und mal weniger mit dem historischen Vorbild zu tun hat. Hinzu kommen berühmte Filme mit noch berühmteren Schauspielerinnen in der Hauptrolle.
Für mich zeigt die Geschichte dieser jungen Frau, dass Gott in der Welt wirkt, dass wir sein Wirken nicht immer verstehen, dass er es aber gut mit uns meint. Und dass auch kleine, schwache Menschen, vielleicht gerade die unbedeutenden unter uns, Großes vollbringen können, wenn sie auf Gott vertrauen und sich auf ihn einlassen.