News Bild Leiterin des KJF-Ateliers „Kunst inklusiv“, Renate Höning, geht in Ruhestand
Leiterin des KJF-Ateliers „Kunst inklusiv“, Renate Höning, geht in Ruhestand

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Regensburg, 2. September 2024.

Seit 2013 ist Renate Höning das Gesicht des Ateliers Kunst inklusiv im Regensburger Andreasstadel. Als dessen Leiterin, als Heilpädagogin und als Künstlerin hat sie Zeichen gesetzt und das ambitionierte inklusive Vorzeigeprojekt der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) Regensburg in fast zwölf Jahren zu großem Erfolg gebracht. Nun haben sie KJF-Direktor Michael Eibl und KJF-Abteilungsleiter Johannes Magin nach 30 Jahren bei der KJF in den Ruhestand verabschiedet.

„Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft. Mit ihrer Kunst bringen sie Lebendigkeit, Lebenslust und Authentizität, die uns nicht mehr loslässt. Kunst kennt keine Behinderung. Es gibt gute und schlechte Kunst, es gibt provokante und belanglose Kunst, Kunst, die sofort in den Bann zieht oder sofort vergessen wird – aber: Kunst kann nicht behindert sein“, mit diesem Statement trat Renate Höning 2013 als Leiterin des Ateliers Kunst inklusiv an. Sie will und braucht den Begriff der Behinderung nicht. Konsequent spricht sie von Künstlerinnen und Künstlern – das Wesentliche braucht kein Attribut. In der Kunst gibt es für sie und die Künstlerinnen und Künstler, die sie entdeckt, begleitet und gefördert hat, Freiheit und Heimat.

KJF-Direktor Michael Eibl hob in seiner Laudatio hervor, dass Renate Hönings Profession als Heilpädagogin prägend war für ihre Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Einfühlsam, entdeckend, aber auch fordernd habe sie es verstanden, Potenziale zur Entfaltung zu bringen. Als sie 1994 im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum als Heilpädagogin im Internat ihre Arbeit aufnahm, hatte sie bereits als Erzieherin und ab 1992 als Heilpädagogin Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und erwachsenen Menschen mit Behinderung in einer Sonderschule (heute: Förderzentrum), im Bezirksklinikum und in einem Wohnheim, zuletzt als stellvertretende Wohnheimleitung, gesammelt.

Im Internat hatte sie ein Atelier eingerichtet, so Eibl weiter. Sie habe begonnen, mit Kindern und Jugendlichen künstlerisch zu arbeiten, während sie selbst parallel künstlerisch tätig war. In ihrer eigenen Kunst, so der KJF-Direktor, habe Höning oft seriell gearbeitet und Techniken verwendet, die viel Geduld und Zeit erforderten, wenn sie zum Beispiel aus Draht „luftige“ Skulpturen häkelte oder postkartengroße Collagen mit Nadel und Faden bearbeitete. Diese Winzigkeiten seien für sie charakteristisch und hätten ihn fasziniert.

Kunst inklusiv bereichert Kunstbetrieb in Ostbayern

Eibl beschreibt Renate Höning als zielstrebig, voller Energie und Ideen. Das habe sich unter anderem darin gezeigt, dass sie mit den Künstlerinnen und Künstlern des Ateliers Kunst inklusiv schon immer Wert darauflegte, als Teil des Kunstbetriebs in Ostbayern wahrgenommen zu werden. Und dies ergab sich unweigerlich durch die vielen Ausstellungen und internationalen Symposien, an denen Künstlerinnen und Künstler aus dem Atelier Kunst inklusiv teilnahmen. So etwa bei fünf internationale Symposien: in Beratzhausen (2014 und 20218), im Atelier des Bild-Werk Frauenau e. V. (2015 und 2023), und in Schwarzenthonhausen (2021).

Zu nennen ist weiter die Teilnahme bei einer internationalen Sommerakademie 2016 in Frauenau, sind Ausstellungen in Regensburg, Linz, Adlmannstein, Weiden und Frauenau, Teilnahmen an Atelierwochenenden, am Kunst.Preis für Menschen mit geistiger Behinderung, 2023 umbenannt in Kunst.preis für besondere Menschen in Niederbayern und der Oberpfalz (2010, 2014, 2016, 2018, 2020), am Katholikentag in Regensburg (2014), an der 1. und 2. Kunstmesse in Regensburg (2013 und 2014), an den Bayerisch-Böhmischen Kunsttagen (Domalizce 2014), beim 1. Bayerisch-Tschechischen Kunstschultag in der Kulturhauptstadt Pilsen 2015 und am euward 2018, dem Europäischen Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung. Allein diese Auswahl zeige Hönings unermüdliches Engagement, so Eibl.

Dankbar für die Jahre des Vertrauens

Kunst inklusiv ist ein offenes Atelier für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Jeden Mittwochabend können sich dort immer wieder neu Interessierte treffen und künstlerisch arbeiten. „Es ist eine Stärke von Renate Höning Menschen zusammenzubringen. Von ihrem Netzwerk hat das Atelier sehr profitiert“, so Eibl. Dort habe es immer eine Vielzahl an Materialien gegeben: Schachteln, Schnüre, bunte Plastiktüten, Stoffe, Pappe und Draht, Zeitungsausschnitte für Collagen, Bücher, Kalender und natürlich: die Druckerpresse.

Für ihre Projekte, sagt Renate Höning, habe sie bei der KJF alle Freiheiten bekommen, die sie brauchte. Die finanzielle Unterstützung der KJF habe es ihr ermöglich, Projekte zu realisieren, welche weit über den üblichen Rahmen hinausgingen. Dafür dankte sie insbesondere ihrer direkten Führungskraft, Abteilungsleiter Johannes Magin, und dem Direktor der KJF Michael Eibl. „Ihr seid nicht nur Chefs, sondern auch Freunde der künstlerischen Arbeit. Ich bin dankbar für all die Jahre des Vertrauens, der Zusammenarbeit und der Unterstützung.“

Abteilungsleiter Johannes Magin blickte auf die gemeinsamen Jahre zurück: „Ich habe viel gelernt von dir, Renate. Sorgfältig hast du deine Projekte vorbereitet und beharrlich an dem festgehalten, was du dir vorgenommen hattest. Deine Arbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern bewundere ich sehr. Du hast Künstlerpersönlichkeiten entwickelt und begleitet, wie wir es uns nicht besser hätten wünschen können.“ Johannes Magin stellte heraus: „Der Kulturförderpreis der Stadt Regensburg, mit dem das Atelier Kunst inklusiv 2017 ausgezeichnet wurde, ist deiner Arbeit zu verdanken.“ Renate Höning zeigte sich überwältigt von den Abschiedsworten und Gesten. „Die Zeit bei der KJF hat einen enormen Stellenwert in meinem Leben eingenommen und ich bin dankbar für jede Erfahrung, die ich sammeln konnte“, so Höning.

Text: Christine Allgeyer

(sig)



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