Laudato Si in der Wolfgangswoche
Bischof Rudolf Voderholzer stellt dem Bistum im Rahmen der Wolfgangswoche die Enzyklika ‚Laudato si‘ vor. Der Heilige Vater, <link internal-link enzyklika von papst franziskus>Papst Franziskus, hatte sie am Donnerstag, dem 18. Juni 2015 veröffentlicht und sich bewusst an „jeden Menschen, der auf diesem Planeten wohnt“ (LS 3) gewandt. Zum ersten Mal richtet ein Papst sein Lehrschreiben an ausnahmslos alle Menschen der Erde. Bischof Rudolf stellt diesen „flammenden Weckruf“ des Heiligen Vaters ins Zentrum seiner Verkündigung während der Wolfgangswoche und fordert alle auf, sich die Enzyklika zu Herzen zu nehmen und ihre Botschaft an die Menschen ihrer jeweiligen Wirkungskreise weiterzugeben: Alles Geschaffene ist ein Geschenk Gottes und jeder Mensch ist für den Schutz dieses Geschenkes mitverantwortlich.
„Drastische Prophetenworte“
Mit drastischen Worten beschreibe der Papst in der Enzyklika einen Abgrund, auf den die Welt sich hin bewege, so Bischof Voderholzer. Inhaltlich lehne sich der Papst bewusst an die Warnungen und Lehren seiner Vorgänger seit Johannes XXIII. an. Nur, was bei Benedikt etwa in einer feinen, leisen Sprache mit durchdacht-präzisen Formulierungen daherkam, das rüttelt nun mit dramatischem Klopfen an unseren bequemen Alltäglichkeiten; Worte, die den Bischof an so manche Prophetenworte des Alten Testaments erinnern. Der Lebensstil des Konsumismus ist kein Zukunftsmodell. Nicht einmal den Müll könne die Erde aufnehmen, der entstünde, wenn alle Menschen diese Lebensweise übernähmen. Karl Birkenseer führte in der PNP den Begriff „Hammerenzyklika“ ein, und liege damit wohl ganz richtig, wie Bischof Rudolf meint.
„Fangt ruhig hinten an.“
Von hinten lese man die Enzyklika vielleicht am ergiebigsten, rät der Bischof seinen Zuhörern. Am Ende der Enzyklika stehen zwei Gebete des Papstes und im vorangehenden 6. und letzten Kapitel geht es um Schöpfungsspiritualität, ein wichtiger Wegweiser, um die Rollbahn zum Abgrund hin zu verlassen.
Herrschen und hüten
Schöpfungsspiritualität, das ist eine Hinwendung des Menschen zum Auftrag Gottes, wie ihn die Genesis formuliert: Herrschen soll der Mensch (Gen.1,26 und 28) über die Vögel des Himmels, die Fische des Meeres und über die ganze Erde. Er sei aber ein guter Herrscher, der das ihm Anvertraute bebaue und behüte (Gen. 2,15) und nicht zerstöre und in eine Müllkippe verwandle. Der Mensch sei sich bewusst, Beschenkter zu sein.
Beten und Feiern
Christen bringen dieses Bewusstsein zum Beispiel zum Ausdruck, wenn sie eine Kultur des Tischgebetes pflegen. Das Tischgebet lässt uns innehalten einen Moment, wir erinnern uns daran, dass nichts wächst, was Gott nicht geschaffen hätte. Dass wir dankbar von seiner Fürsorge leben. Dass wir an alle denken, die hart arbeiteten, damit unser Tisch gedeckt ist. Dass wir alle im Blick behalten, die Not leiden, denen es fehlt an Nahrung und reinem Wasser. Bischof Voderholzer: „Die Kultur des Tischgebets ist vielleicht die beste Prophylaxe gegen eine Wegwerfkultur.“
Christen bringen dieses Bewusstsein auch zum Ausdruck, wenn sie den Sonntag feiern und die Eucharistie in seinem Mittel- und Höhepunkt. Die Liturgie selbst ist in ihrer sinnlichen und kosmischen Dimension eine Heiligung der Schöpfung und ein Schöpfungsfest. Wer in diesem Sinne innig den Sonntag feiere, für den liegt Schöpfungsehrfurcht auf der Hand.
„Kehrt um!“
Mittel- und Angelpunkt der Enzyklika ist der Aufruf zur Umkehr. Papst Franziskus ermutigt, sich den Tatsachen zu stellen. Dabei muss man nicht dem einen oder anderen Wissenschaftler folgen. Es ist die schiere Masse unserer Erkenntnisse, die alle in eine Richtung weisen, dass der dominierende Lebensstil unserer Zeit nicht zukunftsfähig ist.
„Bekehrt Euch.“
Nun weiß der Heilige Vater auch, dass moralische Appelle und ausgefuchsteste Gesetze die Richtung nicht ändern werden. Dagegen spricht alle Lebenserfahrung. Es braucht bekehrte Menschen, Menschen, die sich als Teil der Schöpfung sehen, Menschen, die herrschen und hüten wollen, Menschen, die bereit sind, Rechenschaftspflichten zu übernehmen über ihr Leben auf dieser Welt. Eine Rechenschaftspflicht vor Gott, dem Schöpfer der Welt.
Wissenschaftler und Manager
Bischof Rudolf spricht ganz konkret von bekehrten Wissenschaftlern, die Gottes Behutsamkeit als oberste Maxime über alles Erkennen und Forschen stellen. Oder von bekehrten Managern, die Wachstum und Gewinn anstreben, aber als oberstes und letztes Ziel die Verantwortung vor Gott und seiner Schöpfung anerkennen und lebendig umsetzen. Natürlich muss man bekehrte Verbraucher hinzufügen, bekehrte Lehrer und Eltern und auch bekehrte Priester und Bischöfe. Menschen, die sich von der Ehrfurcht vor Gott und der Ehrfurcht vor seiner Schöpfung bestimmen und leiten lassen. Nicht umsonst ist die Enzyklika nach den altumbrischen Eingangsworten des Sonnengesang benannt, ein Lied, in dem der heilige Franziskus seine tiefe Ehrfurcht vor und Liebe zur Schöpfung in allen ihren Facetten zum Ausdruck bringt. Franziskus, bereits gezeichnet mit den Wundmalen Jesu, „zweiter Christus“ wird man ihn später sogar nennen, lobt und preist die Güte und Vollkommenheit des göttlichen Planes.
Ökologie auch für den Menschen
Die Spirale der Selbstzerstörung, die der Heilige Vater in seiner Enzyklika den Lesern vor Augen hält, erfährt ihren Superlativ, wenn der Mensch selbst seine eigene Ökologie verleugnet und sich zum Spielball konsumistischer Verfügbarkeit macht. Die Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung bleibt so lange bloße Heuchelei, so lange Menschen die Ökologie des Menschen selbst bestreiten. Unsere eigene Ökologie ist die entscheidende Sinnspitze und sie findet ihren Ausdruck, wenn wir respektieren, dass Gott den Menschen als Mann und Frau schuf, dass menschliches Leben immer und überall zu schützen ist, vor allem wenn es schwach und schutzlos ist, wie etwa im Mutterleib.