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Landesfrauentagung der Sudetendeutschen Landsmannschaft tagte in Regensburg

Wolfgang ist europäischer Heiliger

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Regensburg, 17. Februar 2024

Inzwischen ist es eine gute Tradition, dass Bischof Rudolf Voderholzer der jährlich im Februar im Regensburger Kolpinghaus stattfindenden Landesfrauentagung der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) einen Besuch abstattet. Da das diesjährige Jubiläum „1.100 Jahre Bischof Wolfgang“ auch mehrere Bezüge zu Böhmen bzw. Tschechien hat, berichtete der Oberhirte über die Aktivitäten im Jubiläumsjahr.

Zunächst informierte Bischof Voderholzer kurz über den Heiligen, der im Jahr 973 das Bistum Prag gegründet hat, aus dem im Laufe der Jahrhunderte die weiteren Bistümer im heutigen Tschechien hervorgingen – bis hin zum Bistum Pilsen im Jahr 1993 und dem Bistum Ostrau-Troppau dann 1996. Daher wird das Erzbistum Prag auch als „Tochterbistum“ und das Bistum Pilsen als „Enkelbistum“ Regensburgs bezeichnet. Kurz beschrieb der Oberhirte die Vita von Bischof Wolfgang, der im Jahr 924 im schwäbischen Pfullingen zur Welt kam und von 972 bis zu seinem Tod im Jahr 994 Bischof von Regensburg war. Besonders freut den heutigen Bischof die Verbindung des Heiligen Wolfgang zum Kloster Kladrau – von dort stammen die Mutter und Großmutter des Oberhirten. Der Heilige Wolfgang stattete 973 bei einer Rast dem Benediktinerkloster Kladrau einen Besuch ab und pflanzte dabei einen Baum. Eine Wolfgangsfigur in dem bekannten Gotteshaus erinnert bis heute daran. Und auch zu Johannes Nepomuk gibt es einen Bezug: während dessen Tätigkeit als Prager Generalvikar eskalierte der Streit über die Neugründung eines Bistums Kladrau, das vom Bistum Prag abgespaltet werden sollte. Dazu kam es letztlich nicht, bekannt ist aber das Schicksal Johannes Nepomuks, des Brückenheiligen. „Nepomuk und Wolfgang stehen in einer besonderen Beziehung zu Kladrau“, fasste Bischof Voderholzer zusammen. Seine Mutter habe ihm immer wieder die Gründungslegende Kladraus erzählt, worin sich sein bis heute währender enger Bezug gründet. In diesem Kontext wies der Bischof auch auf einen weiteren Wolfgang-Erinnerungsort in Tschechien hin, nämlich den Aussichtsturm „Bolfánek“ (Kleiner Wolfgang) bei Chudenice. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Kirchturm der Wallfahrtskirche St. Wolfgang, von der sich auch der Name ableitet.

 

Neues Buch und Gummibärchen

Aus den zahlreichen Veranstaltungen hob Bischof Voderholzer die Diözesanwallfahrt am 27. April „Auf den Spuren des Heiligen Wolfgang zum Wolfgangsee in Österreich“ und die Eröffnung der Wolfgangswoche mit der Wallfahrt nach Neukirchen beim Heiligen Blut am 22. Juni hervor. Eigens zum Jubiläum erschienen ist das vom früheren Generalvikar und jetzigem Pfarrer von St. Wolfgang in Regensburg, Michael Fuchs, erarbeitete Buch „Das Leben des heiligen Wolfgang. Mit 50 Holzschnitten“. Im Herbst wird eine wissenschaftliche Festschrift publiziert. Und (nicht nur) für Kinder gibt es Gummibärchen mit vier Attributen des Heiligen: Kirchenmodell, Beil, Mitra und Herz. „Mit Andacht genießen und dabei an den Heiligen Wolfgang denken“, empfahl der Bischof.

Abschließend ging er auf die Aktualität dieses Heiligen ein. „Er ist immer jung und frisch und hat auch in der Gegenwart etwas zu sagen. Und er ist ein europäischer Heiliger“, erklärte der Bischof. Neben Pfullingen (Geburtsort) und Reichenau (Ausbildung im Benediktinerkloster) war der Heilige Wolfgang auch in Würzburg und in Trier tätig. Nachdem er den Vorschlag, das Bischofsamt in Köln zu übernehmen, abgelehnt hatte, weilte er einige Zeit in Einsiedeln. Dem Augsburger Bischof Ulrich stand er dann bei der Abwehr der Ungarn zur Seite. Als Bischof von Regensburg trennte er das Bischofsamt vom Amt des Abtes des Klosters St. Emmeram. Mit Blick auf das heutige Europa war die Freigabe Böhmens als eigenständiges Bistum die wichtigste Handlung Wolfgangs. Daher soll mit dem Wolfgangsjubiläum auch die deutsch-tschechische Beziehung vor allem geistig und geistlich bereichert werden, so Bischof Voderholzer abschließend.

Sigrid Ullwer-Paul weiterhin Landesfrauenreferentin

„Ein friedvolles Miteinander in einem demokratischen und freien Europa“. Diese Aussage verband die Vorträge und Grußworte. Das Thema lautete „Hoffnungsvolle Ansätze zur Verständigung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen“. Bei der Versammlung bestätigten die anwesenden Frauen – unter den 50 Teilnehmern waren auch etliche Männer – Sigrid Ullwer-Paul in ihrem Amt als Landesfrauenreferentin. Auf markante Punkte im Verhältnis von (Sudeten)Deutschen und Tschechen bzw. Bayern und Deutschland auf der einen und Tschechien auf der anderen Seite seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ging Christa Naaß, Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung, in ihrem Vortrag ein. Bei diesen politischen Schritten dürften aber die eigenen Erfahrungen, Geschichten und Verletzungen, die oft mit zunehmendem Alter stärker hervortreten, nicht vergessen werden. Wichtig sei immer, das Miteinander im Blick zu haben und so „in Respekt und auf Augenhöhe die Augen nicht vor dem Unrecht zu verschließen“, so Naaß. Als Leitmotiv gab sie den Satz „Erinnern für die Zukunft“ aus, wobei die Beziehungen immer noch verbessert werden können – auch im Hinblick auf die Aufarbeitung der Geschichte. „Wichtig ist, dass die Sudetendeutschen mit dabei sind und wir in Tschechien präsent sind“, fasste sie zusammen.

 

Gute Kontakte zu politische Vertretern

Diesen Aspekt griff auch Steffen Hörtler, SL-Landesobmann Bayern und stellvertretender SL-Bundesvorsitzender, in seinem Vortrag auf. „Wir sind der Motor dieser bayerisch-tschechischen Beziehungen. Der Dialog ist der einzig richtige Weg, wir sind als Partner anerkannt, viele Dinge waren und sind erfolgreich. Diesen Weg gehen wir weiter“, stellte er fest. Er verwies auch auf die guten Kontakte auf der politischen Ebene zwischen München und Prag. Während Hörtler einen breiten Konsens zur sudetendeutschen Thematik in der bayerischen Politik sieht, fällt sein Urteil beim Blick Richtung Berlin eher kritisch aus. „In Berlin gibt es niemanden, der mit uns reden will. Berlin nimmt die Tschechische Republik nicht so sehr wahr“, fand er klare Worte. Als Gegenbeispiel führte er an, dass am letztjährigen Brünner Versöhnungsmarsch sogar zwei Minister des tschechischen Kabinetts teilgenommen haben.

Beispiele von geretteten Denkmälern – Kirchen, Kapellen, Friedhöfen, usw. - aus der tschechischen Nachbarregion nahe Waidhaus zeigte anhand von Bildern Pfarrer i.R. Georg Hartl, der 25 Jahre in diesem Oberpfälzer Grenzort gewirkt hat und nun in Wernberg seinen Ruhestand verbringt. Grußworte sprachen die neue Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene Petra Loibl, Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die bisherige Beauftragte für Aussiedler und Vertriebene Sylvia Stierstorfer und der SL-Bezirksobmann Niederbayern-Oberpfalz Christian Weber. Musikalisch umrahmte die Tagung das „Böhmische Trio“ aus Burglengenfeld.

Text und Fotos: Markus Bauer
(jas)



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