Brauchtum in Ostbayern - Kommendes Wochenende in Tännesberg:
Große Pferdewallfahrt St. Jodok-Ritt
Regensburg, 18. Juli 2023
Er ist ein Muss für Reiter aus Nah und Fern: Der St. Jodok-Ritt in Tännesberg in der Oberpfalz. Die Wallfahrt, die heuer am 23. Juli stattfindet, gilt als die zweitgrößte Pferdewallfahrt Bayerns.
Schon im 15. Jahrhundert pilgerten die Menschen zur kleinen St. Jodok-Kirche am Waldesrand von Tännesberg. Die Bauern suchten bei dem Heiligen Hilfe bei Krankheiten und Seuchen. Nicht einmal die Reformation und die Wirren des Dreißigjährigen Krieges konnten die Pilger abhalten, dabei waren die Tännesberger bis 1624 lutherisch. Nachdem die Kirche im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war wurde sie 1689 in der heutigen Form geweiht.
„Das Wiener Kreuz“
Als ein Jahr später die Pest in Wien ausbrach, machten sich Pilger zu Fuß auf den Weg nach Tännesberg, um Hilfe zu erbitten. Gerade als sie mit ihrem Kreuz angekommen waren, kam die Nachricht aus Wien, dass die schreckliche Seuche aufgehört habe. Aus Dankbarkeit ließen sie ihr großes Prozessionskreuz in der St. Jodok-Kirche zurück. Es wird noch heute mit der Inschrift „Verlobt 1690“ hier aufbewahrt.
Viehseuche in Tännesberg
Im Jahr 1796 suchte eine schreckliche Viehseuche den Ort heim. In kürzester Zeit raffte sie über 200 Tiere dahin. In ihrer Not pilgerten die Bürger und Bauern zur Jodok-Kirche. Noch heute steht ein Marterl an der Straße nach St. Jodok, das von einem Bauern aus Dankbarkeit aufgestellt worden war, nachdem er die erste Kuh durchgebracht hatte. Nach und nach verschwand die Seuche. Die Tännesberger aber gelobten, alljährlich in einer feierlichen Prozession zur Wallfahrtskirche zu ziehen.
Pferdewallfahrt und Birkerlfest
Ursprünglich soll beabsichtigt gewesen sein, das gesamte Vieh zur Wallfahrt mitzunehmen, was sich aber nicht verwirklichen ließ. So wurde aus der Viehprozession eine Pferde-Wallfahrt. Und auf echt oberpfälzische Weise traf man sich nach Prozession und Gottesdienst zum „Birkerlfest“ mit Musik und Brotzeit. Bis 1866 hielten sich die Tännesberger an ihr Gelübde. Aus unerklärlichen Gründen wurde der Ritt in jenem Jahr verboten. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm man 1950 die alte Tradition wieder auf.
Farbenprächtige Ritter
Am Samstag werden die Reitervereinigungen feierlich empfangen und durch die Straßen des Marktes geleitet. Sie reiten bis aus München, Amberg und Tirschenreuth an. Der Höhepunkt ist die feierliche Reiterprozession am Sonntag früh zur St. Jodok-Kirche, wo der Feldgottesdienst mit anschließender Pferdesegnung zelebriert wird. Kreuzritter und Fahnenreiter ziehen mit Kreuz und Kirchenfahne zur Kirche hinaus, begleitet von den einstigen Schlossherren und dem Georgiritter in seinem weißen Umhang. Feuerritter und Pestritter erinnern an die großen Brandkatastrophen und die Pest, Marktrichter und Marktschreiber symbolisieren die Verleihung der Marktrechte im Jahr 1412. Natürlich darf auch der Pilgerzug der Wiener beim Kirchenzug nicht fehlen. Und schließlich der von vier Pferden gezogene Allerheiligstenwagen mit Priester und Monstranz.
Weltliche Feier
Bereits am Freitag, 21. Juli, beginnt der weltliche Teil des Festes mit einer Feier für die Jungend im Festzelt. Es folgt ein weltlicher Zug am Samstag ab 18.30 Uhr, danach wird im Zelt weitergefeiert. Pünktlich um 9 Uhr zieht am Sonntag die große Prozession zum Festgottesdienst hinaus zur Wallfahrtskirche. Und danach ziehen alle zum Festplatz, wo wieder gemeinsam gefeiert wird.
Text: Judith Kumpfmüller
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