Dreigliedrige Wallfahrtskirche mit drei Türmen im Grünen, Luftbildansich

Kirchen aus dem Bistum: Wallfahrtskirche Kappl

Von der Zahl drei geprägt

© Gunther Tschuch/Wikimedia/Creative Commons


Regensburg, 24. April 2025

Der Baumeister Georg Dientzenhofer gestaltete die Dreifaltigkeitskirche Kappl zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit voller Symbolik. Die Zahl drei dominiert den einzigartigen Kirchbau.

Zahlreiche Beschreibungen sehen die Wallfahrtskirche der Heiligsten Dreifaltigkeit im Waldsassener Ortsteil Kappl als eine der eigenartigsten Kirchen Deutschlands. Sie gehört jedenfalls zu den am häufigsten fotografierten Motiven in der Region. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche nach Plänen von Georg Dientzenhofer erbaut. Es handelt sich um einen barocken Zentralbau. Im Innenraum liegen drei Konchen um ein gedachtes Dreieck herum. Im Außenbereich stehen drei Türme mit Zwiebelhauben und drei über den Konchen liegende Dachreiter. Die Zahl drei dominiert den gesamten Bau und versinnbildlicht architektonisch das Patrozinium der Kirche, die Heiligste Dreifaltigkeit. Diese Kirche gilt als Meisterwerk des berühmten Baumeisters. 

Geographisch steht die Dreifaltigkeitskapelle auf dem historischen Stiftsgebiet der Zisterzienserabtei Waldsassen. Sie war dieser inkorporiert. Der älteste Vorgängerbau der heutigen Kirche entstand bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der Ursprung der Wallfahrt, so die Webseite der Wallfahrtskirche, soll bis in die Zeit der Entstehung des Klosters Waldsassen um das Jahr 1133 zurück reichen. Zu der Zeit sollen Laienbrüder des Klosters ihre Viehherden auf dem Gelände der heutigen Kirche geweidet haben. Zur persönlichen Andacht und zum Gebet sollen sie an einem Baumstamm ein Bild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit angebracht haben, das bald als wundertätig galt. An dieser Stelle wurde eine Art Holzkappe errichtet, um das wundertätige Bild zu schützen. Zugleich sollte es den immer zahlreicher werdenden Pilgern einen Ort zur Andacht geben. Es folgt eine wechselhafte Geschichte der Wallfahrtskirche. Die Hussitenkriege, die Reformation und nicht zuletzt der Dreißigjährige Krieg brachten Zerstörung und Verfall. Mehrfach wurde die Kapelle wiederhergestellt. Spektakulär war die zunächst letzte Wiederherstellung vor dem barocken Neubau. Nach einer Krankenheilung wurde in den 1640er Jahren eine neue, recht bescheidene Kapelle gebaut. Diese wurde jedoch nach Wiederherstellung der Abtei Waldsassen parallel zum Neubau der Abteigebäude durch den heutigen Bau ersetzt. Im Jahr 1685 wurde mit dem Bau der Dreifaltigkeitskirche Kappl begonnen, der 1689 vollendet werden konnte. Baumeister Dientzenhofer starb im selben Jahr, kurz vor der Vollendung seiner Kirche. Im Jahr 1711 weihte der Regensburger Weihbischof Albert Ernst von Wartenberg die Kirche.

Symbolik in jedem Bauteil

Betritt man die Kirche, so gelangt man zunächst in einen runden Umgang, der als Vorraum die gesamte Kirche umschließt. Dort findet sich ein Kreuzweg. Von außen ist der Umgang deutlich zu erkennen, da er wesentlich niedriger ist als der Innenraum. Die Gestaltung des wesentlich höheren Innenraumes der Kirche lässt sich von außen ebenfalls bereits erahnen. Drei Konchen legen sich an ein gedachtes Dreieck. Jeweils an den Übergängen steht einer der drei Türme der Kirche. Zentral erhebt sich auf dem Dach jeweils ein Reiter. Aus der Luft (siehe Foto) erkennt man die außerordentliche Form der Kirche. 

Der Innenraum zeigt mit der dreiteiligen Gliederung die Absicht des Baumeisters, in und mit dem Bau die Dreifaltigkeit zu symbolisieren. Weitere Symbole sind die drei mal drei Altäre in der Kirche. Die drei Hauptaltäre zeigen Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist. Über den dreimal drei Altären wölben sich drei Halbkugeln und in den drei Ecken des Grundrisses stehen drei Säulen. Auch die barocke Kanzel greift auf dem Schalldeckel das Motiv der Dreifaltigkeit mit einem Dreieck auf. Auf den Wangen der Kanzel sind die Evangelisten abgebildet. Im Osten der Kirche steht der Hochaltar. Das Altarbild zeigt im oberen Teil die Dreifaltigkeit. Im unteren Teil ist die Kappl-Kirche dargestellt. Als Assistenzfiguren stehen der Heilige Kirchenlehrer Athanasius der Große auf linken Seite und rechts Augustinus. Die Deckengemälde sind nicht mehr im Original erhalten. Ein Brand am 3. März 1880 vernichtete die Gemälde aus der Bauzeit. Kreuzgang, Dach und die Türme loderten in hellem Feuer, doch wie durch ein Wunder erlosch das Feuer im Innern der Kirche von allein, so weiß eine zeitgenössische Schilderung zu berichten. Spuren an einem Beichtstuhl im Sakristeiturm lassen noch heute das spontane Erlöschen des Feuers erkennen. „Schon am 4. März standen Arbeiter auf dem noch warmen Gewölbe“, so der Kalender für katholische Christen aus dem Jahr 1844, „um Schutt und Asche wegzuräumen, und wenige Tage darauf zimmerten 20 bis 30 Handwerker am Holze, das christliche Wohltätigkeit herbeigeschafft hatte.“ Bereits im Oktober des Jahres war die Kirche „schöner und dauerhafter als zuvor wieder hergestellt“, wie der Bericht des Kalenders bezeugt. Die Kosten der Reparatur beliefen sich in heutiger Kaufkraft ausgedrückt auf ungefähr 360.000 Euro, von denen bei Fertigstellung der Arbeiten bereits 60 Prozent durch Spenden eingesammelt werden konnten. 

Neue Malereien in schwerer Zeit

Die neuen Deckenmalereien wurden allerdings erst in den Jahren 1934 bis 1940 von Oskar Martin angefertigt. Der Künstler hat in seiner Darstellung den barocken Stil nachempfunden. Auch hier zeigt sich wieder eine wunderbare Fügung, da die Arbeiten trotz des Krieges fertig gestellt werden konnten und den Krieg überlebten. Die neuen Deckenbilder zeigen, wie eigentlich alles in der Kirche, die Symbolik der Heiligsten Dreifaltigkeit. Das Bild in der Kuppel über dem Hauptaltar ist Gottvater gewidmet. Auf der linken Seite ist das Gemälde Gott-Sohn und rechts Gott-Heiliger Geist gewidmet. Eine Besonderheit ist die Darstellung in der Heilig-Geist-Kuppel. Hier hat der Künstler die leiblichen und die geistigen Werke der Barmherzigkeit in einer Kriegsszenerie dargestellt. Die Bilder zeigen nicht nur Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, sondern auch weltliche Persönlichkeiten wurden in die Bilder eingebaut. So spektakulär wie die ganze Kirche ist auch die Orgel. Sie wächst aus einer filigranen Empore auf dem Schnittpunkt zweier Konchen wuchtig hervor. Im unteren Teil des Gehäuses findet sich ein Positiv mit einem relativ kleinen Pfeifenfeld. Dies ist umgeben mit einem rocaillengeschmückten Holzgehäuse, welches den Fuß für den Oberbau bildet. Dieser ist in der klassischen Form eines barocken Orgelgehäuses gestaltet. Bekrönt wird die Anlage von drei Figuren. Das Werk ist ausgeschmückt mit phantasievollen Schleierbrettern und seitlichen Ohren. 

Die Kirche feiert ihr Patrozinium jedes Jahr am Sonntag nach Pfingsten, dem Dreifaltigkeitssonntag. Neben den großen Gottesdiensten gehört natürlich auch ein zünftiges Volksfest dazu. Noch weitaus spektakulärer ist das sogenannte Kleine Kappelfest an Christi Himmelfahrt, wenn nach der Messe der Heiland sichtbar in den Himmel auffährt. Die während der Messe auf ein Festaltar stehende Christusfigur wird dann an einem Seil zum Kirchengewölbe empor und durch eine Öffnung heraus gezogen. 

Text: Peter Winnemöller

(kw)

Weitere Infos

In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



Nachrichten