News Bild Kirchen aus dem Bistum: St. Laurentius in Neustadt / Donau

Kirchen aus dem Bistum: St. Laurentius in Neustadt / Donau

Eine mittelalterliche Stadt und ihre Stadtpfarrkirche

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Regensburg, 12. Februar 2025

Auch im Mittelalter wurden Städte gezielt geplant und aufgebaut. Neustadt an der Donau ist ein gutes Beispiel dafür. Auch der Standort der Kirche ist nicht dem Zufall überlassen worden.

Zahlreiche Städte in ganz Europa tragen den Namen Neustadt. So bilden 36 dieser „Neustädte“ sogar die „größte Städtefreundschaft in Europa“. Eine davon ist Neustadt an der Donau. Die Geschichte dieser Stadt geht in das Jahr 1270 zurück. Herzog Ludwig II. der Strenge von Oberbayern gründete den Ort in Donaunähe, um die Strecke von Ingolstadt nach Regensburg zu Wasser und zu Land besser nutzen und kontrollieren zu können. Dazu wurden vorhandene alte Siedlungen verlegt und gingen in Nova Civitas (Neustadt) auf. Der Herzog ging dabei sehr zielstrebig und planvoll vor. Schon 1273 gab es Stadtrechte für Neustadt, eine Zollstelle folgte 1290. Im Jahr 1350 bekam die Stadt den großen Freiheitsbrief, der bis zu den staatlichen Reformen im 19. Jahrhundert geltendes Kommunalrecht für Neustadt blieb. Mit einem quadratischen Grundriss, der planmäßigen Führung der Straßen und der bereits 1363 geschlossenen Ringmauer zeigte sich die städteplanerische Meisterschaft im Mittelalter. Eine Durchgangsstraße führt – noch heute – durch den Ort in Nord-Südrichtung. Mittig auf dieser Achse findet sich an prominenter Stelle ein platzähnlicher Straßenzug, der die Nord-Süd-Achse kreuzt. An dieser Kreuzung befinden sich die Kirche im Westen und das Rathaus im Osten. Der Kirchturm der Stadtpfarrkirche St. Laurentius hatte zugleich die Funktion des Stadtturmes.

Schon früh eine erste Kirche

Bereits im 13. Jahrhundert wurde in Neustadt eine erste Kirche gebaut. An derselben Stelle errichtete man im ausgehenden 15. Jahrhundert die Laurentiuskirche. Diese spätgotische Hallenkirche ist trotz ihrer wechselhaften Geschichte in großen Teilen bis heute erhalten. In der Barockzeit stattete man sie gemäß dem Zeitgeschmack aus. Im Jahr 1723 bekam der Turm ein neues Obergeschoss und fünfzig Jahre später eine barocke Kuppel. Ab 1741 wurde der Innenraum barock umgestaltet. Abschluss der Arbeiten war 1779 die Anschaffung eines neuen Hochaltars. Auf dem von Christian Fröhlich gemalten Altarblatt war das Martyrium des Kirchpatrons Laurentius von Rom zu sehen. Dieses Bild war die Kopie eines Werkes des bekannten Malers und Historikers Joachim von Sandrart d. Ä. In dieser Zeit hatte die Kirche St. Laurentius fünf Altäre. Neben dem Hochaltar St. Laurentius waren auf der Südseite der Marienaltar an der Chorschulter und der Katharinenaltar in der Mitte. Auf der Nordseite befand sich an der Chorschulter der Josephsaltar und wiederrum in der Mitte der Sebastiansaltar. 

Es blieb nicht beim Barock. Knapp einhundert Jahre später zwischen 1854 und 1867 wurde der Innenraum der Kirche neugotisch ausgestattet, dabei blieb allerdings der barocke Hochaltar erhalten. Um 1900 und im Jahr 1929 wurden weitere Innenrenovierungen durchgeführt. Im Rahmen der 1929er Maßnahmen entdeckte man alte Wand- und Deckengemälde, die aber infolge knapper Geldmittel nicht restauriert und konserviert werden konnten. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Kirchturm von St. Laurentius am 26. und 27. April 1945 so stark beschädigt, dass er im Oktober 1945 einstürzte und den Chorraum zerstörte. Auch der barocke Hochaltar wurde dabei vernichtet. Der Wiederaufbau dauerte noch einige Jahre. Erst im Jahr 1948 konnte die Gemeinde kostenlose Quadersteine aus dem Marchinger Steinbruch erhalten. Beim Wiederaufbau wurde das Langhaus im Osten um ein Joch verlängert, wodurch der Chorraum weiter nach Osten rückte. Der Innenraum der Kirche wurde im Zuge des Wiederaufbaus mit einem Sternrippengewölbe ausgestattet. Von außen zeigt sich die Kirche als ein verputzter Ziegelbau. Ein durchlaufendes Satteldach überdeckt sowohl das Langhaus als auch den Chor. Die in Spitzbögen abschließenden Fenster sind durch je zwei senkrechte, durchgehende Rippen gegliedert. Der Chorturm der Kirche wurde in moderner Formen neu errichtet. Über dem Chor erhebt sich nun ein fünfgeschossiger, 61 Meter hoher Turm aus Marchinger Kalkstein. Der quadratische Unterbau besitzt auf jeder Seite drei hohe Schallöffnungen. Darüber befindet sich das Uhrengeschoss. Dieses schließt nach oben auf allen vier Seiten mit je einem Dreiecksgiebel ab. Den oberen Abschluss bildet ein achteckiges Türmchen mit Pyramidendach. In seiner Entstehungszeit verstand man diesen Turm als Friedenslicht in Form einer brennenden Kerze. 1951 konnte das wiedererrichtete Kirchengebäude von Erzbischof Michael Buchberger neu geweiht werden.

Besondere Kunstwerke aus allen Zeiten

Die Kirche hat seit 1956 einen außergewöhnlichen Kreuzweg. Der Künstler Robert Rabolt schuf einen Bildzyklus, bei dem er die ersten elf Stationen als Glasmalereien im unteren Bereich der Fenster im Seitenschiff ausführte. Die Stationen 12 – Kreuzigung, 13 – Kreuzabnahme und 14 – Grablegung sind als Brettmalereien ausgeführt und an der Nordwand angebracht. Auch das große Chorfenster stammt von Rabolt. Es zeigt eine Dreifaltigkeitsdarstellung, den sogenannten Gnadenstuhl. Eine letzte umfassende Sanierung der Kirche erfolgte in mehreren Abschnitten in den Jahren 1997 bis 2007. Dabei wurde unter anderem der Chorraum neu gestaltet. Die künstlerische Leitung hierfür hatte Franz Bernhard Weißhaar aus München. Er fertigte die Entwürfe für die Umgestaltung des Chorraumes mit Zelebrationsaltar, Ambo und Tabernakel. Darüber hinaus wurden auch die Seitenaltäre an den Chorschultern neu gestaltet. Gemeinsam mit dem Orgelbauer entwarf er auch das Orgelprospekt. Die Weihe des neuen Altares nahm Bischof Gerhard Ludwig Müller am Kirchweihsonntag des Jahres 2007 vor. Das Taufbecken wurde im Rahmen dieses Umbaus in den Mittelgang gestellt.

Stadtpfarrkiche St. Laurentius in Neustadt an der Donau
Der Marienaltar im geschlossenen Zustand.

Marienaltar von St. Laurentius (Neustadt/Donau) im geschlossenen Zustand

Umgestaltet wurden auch der Marien- und der Wolfgangsaltar. Über dem Marienaltar im Norden der Kirche steht eine Marienfigur mit Kind, die um 1500 datiert. Zwei Seitenflügel umrahmen die Gottesmutter. Auf den Innenseiten finden sich je eine Darstellung von Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten. Werden die Tafeln geschlossen zeigen sie die Verkündigung an Maria. Die kostbaren Malereien stammen aus dem 14. Jahrhundert. Oberhalb dieses Ensembles findet sich ein Glasfenster mit einer Darstellung des brennenden Dornbuschs. Ganz anders ist der Wolfgangsaltar gestaltet. In der Mitte findet sich eine Figur des Heiligen, die seitlich von Figuren der vier abendländischen Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor dem Großen begleitet wird. Diese vier sind auf Stangen angebracht und können bei Prozessionen mitgetragen werden. Im Westen wurde die Orgelempore abgerissen und im Jahr 2008 eine neue Orgel errichtet. Das Gehäuse ist aus massivem Eichenholz gefertigt und bedeckt große Teile der Westwand. Auch nach einer bewegten Geschichte steht die Kirche St. Laurentius gegenüber dem Rathaus immer noch im Mittelpunkt einer mittelalterlich planvoll gegründeten und über die Zeit modern entwickelten Stadt.

Text: Peter Winnemöller

(SSC)

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In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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