Regensburg, 27. März 2025
Wir sind es heute eher gewohnt, dass Kirchen profaniert und anders genutzt werden. In der Pfarrkirche St. Johannes in Weiden sollte ursprünglich eine Zeitung gemacht werden.
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Zur NeuigkeitRegensburg, 27. März 2025
Wir sind es heute eher gewohnt, dass Kirchen profaniert und anders genutzt werden. In der Pfarrkirche St. Johannes in Weiden sollte ursprünglich eine Zeitung gemacht werden.
Es ist inzwischen in vielen Regionen der Alltag, dass eine Kirche zu einem Kolumbarium, das ist eine Begräbnisstätte, oder in Wohnungen umgewandelt wird. Hier war es in der Vergangenheit der umgekehrte Weg. Aus einem fertigen Gebäude für einen Zeitungsverlag wurde eine Kirche. Nach dem zweiten Weltkrieg siedelten sich in Weiden auf dem Fichtenbühl viele Flüchtlinge an. Der Stadtteil gehörte damals zur Herz-Jesu-Pfarrei. Um eine näher gelegene Kirche zu bekommen, ließ der damalige Pfarrer aus einer Baracke eine Notkirche bauen, die 1949 geweiht werden konnte. Da es nicht beim Provisorium bleiben sollte, erhielt der Pfarrer vom Bistum Regensburg den Auftrag, einen geeigneten Bauplatz für eine neue Kirche zu finden. Ein Bauplatz wurde es am Ende nicht, denn es stand ein fertiges Gebäude zur Verfügung. Der örtliche Verleger Hans Nickl plante eine neue Zeitung am Ort zu gründen und baute dafür ein Verlagsgebäude. Kurz bevor dieses fertig war, trat er als Mitherausgeber in eine der beiden bestehenden Zeitungen ein. So war das beinahe fertige Gebäude überflüssig geworden. Erneut wurde Stadtpfarrer Käs aktiv und erreichte, dass das Bistum Regensburg das Gebäude kaufte, um es zu einer Kirche umzubauen. Dies ist die heutige Pfarrkirche St. Johannes. Für den Umbau vom Presse- zum Gebetshaus konnte der Münchner Regierungsbaumeister Friedrich Haindl gewonnen werden. Die neue Kirche wurde wenige Jahre später am 18. Oktober 1953 von Erzbischof Michael Buchberger, Bischof von Regensburg, geweiht.
Das Gebäude ist ein Beispiel dafür, dass auch jüngere Kirchengebäude sowohl baulich als auch kunsthistorisch beeindrucken können. Zuerst fällt der sehr breite Glockenturm auf. Diese Art Türme ist bei Kirchenbauten aus den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht so ungewöhnlich. Ein Beispiel für einen derart breiten Kirchturm ist St. Heinrich in Paderborn, die 1954 gebaut wurde. Der breite Kirchturm bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten. So ist an der Stirnseite des Turmes ein großes Mosaikkreuz angebracht, das der Weidener Künstler Franz Friedrich entworfen und gefertigt hat. Über der Eingangstür der Kirche, die sich ebenfalls im Turm befindet, hängt ein Bild des Evangelisten und Apostels Johannes. Der Heilige ist der Patron der Kirche. In der Darstellung hat er in der rechten Hand eine Schreibfeder und zeigt mit der linken Hand ein Buch, das von ihm geschriebene Evangelium. Auf seiner Schulter sitzt ein Adler. Der Adler ist das Symbol für den Evangelisten Johannes.
Unmittelbar nach Betreten der Kirche fällt die Taufkapelle zur Linken auf. Bei Betreten der Taufkapelle schaut man auf zwei Fenster, die die Bedeutung der Taufe erklären. Auf dem linken Fenster findet sich eine Darstellung der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Die Ursünde hat die Natur des Menschen gebrochen und durch diese Sünde kam der Tod in die Welt. Das rechte Fenster zeigt den auferstandenen Christus. Durch die Auferstehung wurde uns das Leben neu geschenkt. Christus befiehlt seinen Jüngern alle Menschen zu lehren und zu taufen. Die Taufe ist für uns die Tür zum Heil. Auch Jesus hat die Taufe des Johannes empfangen. Dies zeigt die Darstellung auf der linken Wand der Kapelle.
Auf der rechten Seite der Kapelle sind die sieben Sakramente dargestellt. Um ein Kreuz herum finden sich die Symbole für die Taufe, die Buße, die Firmung, die Ehe, die Priesterweihe und die Krankensalbung. In der Mitte des Kreuzes ist die Eucharistie, die das Zweite Vatikanische Konzil als Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens bezeichnet hat. Der Künstler hat die Bedeutung der Eucharistie im Mittelpunkt des Kreuzes sehr tiefgründig erfasst. Er zeigt die Eucharistie als zentralen Mittelpunkt der Heilsgeheimnisse – also der Sakramente - in Gestalt des Brotes und des Kelches. Es ist das Geheimnis unseres Glaubens, das Kreuzesopfer Christi, das Sakrament des Altares. Die Taufkapelle wurde, wie das Kreuz an der Außenwand, von Franz Friedrich gestaltet. Die Kapelle wurde am 28. Dezember 1960 geweiht. In dieser Kapelle fand der Erbauer der Kirche, Pfarrer Karl Käß seine letzte Ruhestätte.
An der Wand hinter dem Altar findet sich in Anlehnung an antike Kirchen ein Bild mit dem wiederkehrenden Christus. Dies auf den ersten Blick künstlerisch nicht sonderlich hochwertige Bild jedoch, erregte zunächst etwas Anstoß und der damalige Bischof von Regensburg wollte es übermalen lassen. Das Bild blieb jedoch und noch heute thront Christus auf dem Regenbogen, rechts und links von zwei Engeln flankiert, über dem Tabernakel. Über den beiden Seitenaltären ist links die Muttergottes und rechts der heilige Josef dargestellt. An der Wand im Altarraum hängen vier Figuren: der Auferstandene, der heilige Rochus, der heilige Johannes und die heilige Elisabeth.
Bei Betreten des Kirchenschiffes fällt die durchgehend umlaufende Empore auf. Dadurch sind die Seitenwände der Kirche unterteilt. Die Kirche hat dadurch Fenster im Erdgeschoss und im Obergeschoss. Die Fenster unterhalb der Empore stellen Szenen aus der Offenbarung des Johannes dar. Hier sind zu sehen: Die Eingangsvision „Christus behütet die Kirche“, die Anbetung des Lammes, die Apokalyptischen Reiter, das große Zeichen – die Frau und der Drache, das Babelweib und Untergang von Babylon, der Erzengel Michael stürzt den Drachen, das Weltgericht und das himmlische Jerusalem. Oberhalb der Empore werden die Seligpreisungen aus der Bergpredigt jeweils gemeinsam mit einem Heiligen dargestellt. Selig, die arm sind vor Gott, mit der heiligen Elisabeth. Selig die Trauernden, mit den drei Frauen am leeren Grab. Selig, die keine Gewalt anwenden, mit dem heiligen Franz von Assisi. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit mit dem heiligen Papst Pius X. Selig die Barmherzigen, mit dem heiligen Martin. Selig, die ein reines Herz haben: mit der heiligen Maria Goretti. Selig, die Frieden stiften mit dem heiligen Nikolaus von der Flüe. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden mit dem heiligen Thomas Morus. Die Fenster wurden vom Künstler Franz Friedrich entworfen und von Glasermeister Höller aus Eschenbach gefertigt. Hinter dem Haupteingang finden sich rechts und links Figuren des heiligen Rochus und des heiligen Antonius. Ferner sind die 14 Nothelfer an die Stützpfeilern angebracht. Pfarrer Käs, der diese Kirche gebaut hat, und in ihr seine letzte Ruhe gefunden hat, dürfte erfreut sein, dass es in dieser Kirche nach wie vor ein reges Gottesdienstleben gibt.
Text: Peter Winnemöller
Fotos: Alois Schröpf, Subbass1/Wikimedia/ CC-BY-SA-4.0.
(lg)
In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.