Innenansicht der Kirche Mariä Himmelfahrt in Oberhartheim. Der Blick geht Richtung Altar. Die Kirchenbänke sind gefüllt mit Menschen.

Kirchen aus dem Bistum: Mariä Himmelfahrt in Oberhartheim

Die Kirche aus dem Sumpf

© Stefan Groß


Regensburg, 10. April 2025

Auf sumpfigem Gelände entsteht eine Wallfahrtskirche: Mit ihrer Errichtung nahm die Wallfahrtstradition in Oberhartheim schon im 14. Jahrhundert schnell Fahrt auf.
 

Die erste bauliche Anlage, die „Kapelle im Moos“, haben Weltenburger Mönche wohl zunächst aus Holz, später in Stein als spätromanische Chorturmkirche (um 1300) zu Ehren der Muttergottes errichtet. Der Name weist darauf hin, dass die Talmulde, in der Oberhartheim liegt, ursprünglich eine sumpfige Stelle war.

1421 wurde die Kirche im gotischen Stil neu gebaut, unter Verwendung älteren Baumaterials. Schon die Größe des Neubaus zeigt eine florierende Wallfahrt, die im Lauf des 15. Jahrhunderts noch weiter zunahm, sodass die „Kirchpröpste Unserer Lieben Frau von Oberhartheim“ – wohl vergleichbar mit der heutigen Kirchenverwaltung – und Dr. Berchtold Reinschmid, Dekan und Pfarrer in Vohburg, am 30. April 1462 ein Benefizium stifteten, unter anderem mit Grundstücken in Menning, Wackerstein und Tolbath. Das Präsentationsrecht für den Benefiziaten hatte der Pfarrer in Vohburg. Der Benefiziat selbst wohnte ebenfalls in Vohburg, musste aber in Oberhartheim fünfmal in der Woche und an den Marienfesten die Messe feiern. Diese Stiftung war für das weitere Wachsen der Wallfahrt von großer Bedeutung: So entstand um 1492 das Gnadenbild der Oberhartheimer Madonna, eine herausragende spätgotische Bildhauerarbeit. Auch auf einem wertvollen Kelch von 1519 ist ihr Bild eingraviert.
 

Filial- und Wallfahrtskirche

Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche umgebaut und erhielt ein zusätzliches Seitenschiff im Norden, das später als „Beichtkapelle“ mit drei Beichtstuhlnischen und einem Altar zu Ehren der Hl. Magdalena (vormals Erasmus-Altar) ausgestattet wurde. Die Heilige Magdalena sollte als Sünderin und Büßerin ein Vorbild für die Beichtenden sein. Im 30-jährigen Krieg kam es zu einigen größeren Beschädigungen. Danach erfuhr die Wallfahrt bald wieder einen neuen Aufschwung. Um 1700 wurde die Kirche barockisiert und verschiedene Emporen wurden eingebaut, um weiteren Platz für die Pilger zu gewinnen.

Zum 300-jährigen Jubiläum, bzw. ein Jahr später (1722), wurde ein neues Geläut angeschafft. 1773 erhielt die Kirche die Kreuzwegstationen samt Ablass. Wallfahrtsfeindliche Verordnungen und die Kriege in der Zeit der Säkularisation taten der Wallfahrt großen Abbruch. Zum 400-jährigen Jubiläum 1821 wurde der Ablass für die Feste Mariä Heimsuchung (2. Juli) und Mariä Himmelfahrt (15. August) für immer gewährt. 1873 wurde die jetzige Orgel eingebaut und 1875 die vordere Empore wieder entfernt. Im 1. Weltkrieg mussten zwei Glocken abgeliefert werden, zum 500-jährigen Jubiläum 1921 wurden zwei neue Glocken aus der Gießerei Vielwerth in Ingolstadt geweiht und eingehängt. Auch das 550-jährige Jubiläum 1971 wurde besonders begangen. Bereits 2002 wurde die Orgel renoviert, 2004 folgten die Kreuzwegstationen und 2005 der Hochaltar, danach die beiden inneren Seitenaltäre und die Kanzel. 2011 bis 2012 erfolgte die Außenrenovierung. Zum 600-jährigen Jubiläum ließ sich, auch Corona-bedingt, die angestrebte weitere Innenrenovierung nicht verwirklichen. Dies geschah 2023 quasi im Nachgang, ähnlich wie 1722 beim neuen Geläut. 
 

Regelmäßige Wallfahrten

Bis heute kommen jährliche Wallfahrten aus Dünzing, Menning, Theißing, Pförring und Oberdolling nach Oberhartheim. Seit 1987 geht eine monatliche Fußwallfahrt von der Mariensäule in Vohburg nach Oberhartheim mit einer Messfeier oder einer Andacht als Abschluss - von Mai bis Oktober als Fatimawallfahrt und von November bis April als Friedenswallfahrt, immer am Sonntag um den 13. jeden Monats herum. Die Fußwallfahrt zum Abschluss der Fatimawallfahrten findet in Form einer Lichterprozession am Abend des Kirchweihsonntags statt. Ein Jahrzehnt hindurch, von 2003 bis 2013, gab es am Nachmittag des 2. Advents nach der Messfeier zur Friedenswallfahrt einen Mariä-Empfängnis-Markt, der als „kleinster Christkindlmarkt Bayerns“ tituliert wurde und großen Anklang fand. Bei der 250. Wallfahrt am 9. März 2008 wurde die Initiatorin der Fußwallfahrt, Frau Maria Leppmeier aus Vohburg, mit einer bischöflichen Dankesurkunde geehrt. Die 400. Wallfahrt am 13. September 2020 wurde – trotz Corona-Einschränkungen – mit einer festlichen Messfeier begangen.

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten in den vergangenen Jahren feierte der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer eine Pontifikalmesse in der Wallfahrts- und Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Oberhartheim. Am 13. Juni 2023 segnete er den neuen Ambo.

Text: Pfarrer Thomas Zinecker

Foto: Stefan Groß und HH58/Wikimedia/CC BY-SA-4.0

(lg)
 

Weitere Infos

In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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