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Kirche unterstützt Bergarbeiter in der Demokratischen Republik Kongo

Ein Leben unter Tage

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Nzibira/Regensburg, 04. Juli 2023

Sie leben weit weg von den Städten und können sich kaum vorstellen, wozu die eher unspektakulären grauen Steine, die sie abbauen sollen, verwendet werden. Doch die Männer von Nzibira im Osten der Demokratischen Republik Kongo suchen sie Tag für Tag.

Sie graben mit primitiven Werkzeugen, mit kleinen Spitzhacken und Schaufeln, deren Stiele abgeschnitten wurden, damit sie in den engen Stollen eingesetzt werden können. Ihre Stirnlampen spenden nur schwaches Licht, denn die Batterien dafür sind teuer. Die tropische Feuchtigkeit begleitet die Bergleute bei ihrer Arbeit unter Tage. Da es keine Metalldetektoren gibt, graben sie auf gut Glück. „Am Ende weiß man, wo man suchen muss. Aber es ist keine exakte Wissenschaft“, erklärte einer der Arbeiter im Gespräch mit einem Vertreter des internationalen päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“(ACN), der die Bergarbeiter in der Demokratischen Republik Kongo vor Kurzem besuchte.

Wenn ein Schlag mit der Spitzhacke ein „Nugget“, einen kleinen Stein, zutage fördert, geht sofort ein Raunen durch die Stollen. „Wir haben es gefunden! Wir sind darauf gestoßen!“, rufen die Bergarbeiter, obwohl nicht klar ist, was genau sie entdeckt haben.

Graben mit primitiven Werkzeugen

Was ans Licht kommt, ist unscheinbar: ein bräunlicher Stein, in den ein dunkleres Material eingebettet ist. Es handelt sich um Wolframit, ein Erz mit einem hohen Anteil an Wolfram. Das Element wird beispielsweise in Glühlampen verwendet. Auch Hartmetall-Werkzeuge wie Bohrer werden aus einer weiterverarbeiteten Form von Wolframit hergestellt.

Die abgebauten Steine werden in oben abgeschnittenen Plastiktrommeln transportiert und der Obhut der Dorffrauen anvertraut. Sie werden „Twangaisas“ („Brecherinnen“) genannt. Mit Steinen oder Hämmern zerkleinern sie das Erz zu Pulver und sieben es anschließend auf den Boden einer Schüssel, wie Goldgräber in früheren Zeiten. Da Wolframit sehr schwer ist, bleibt es am Boden der Schüssel zurück und kann von Verunreinigungen getrennt werden.

Das ganze Dorf arbeitet für das Bergwerk, von den Kindern bis zu den alten Menschen. Einige graben in der Mine, andere sortieren – in der Hoffnung, genügend Material zu finden, um mit dem Verkauf zu überleben. Obwohl sie ein begehrtes Metall abbauen, ist es für sie schwer, davon zu leben. Die Käufer sitzen am längeren Hebel, sie haben die Macht. Sie bieten nur extrem niedrige Preise. Für viele Familien reicht es nicht, um davon zu leben.

Für viele Familien reicht es kaum zum Überleben

„Viele der Bergleute haben keinen Cent übrig“, beklagt Bahati, Gründer der Genossenschaft Comidea, die von der katholischen Kirche unterstützt wird. „Wenn ein Käufer kommt, verkaufen die Bergleute in aller Eile, was sie haben, damit sie essen und ihre Kinder ernähren können.“ Die Arbeiter sind sich des Wertes ihrer Arbeit nicht bewusst und wissen nicht, dass sie sich selbst organisieren könnten, um ihre Rechte zu verteidigen. Priester wie Pfarrer Grégoire, der für die örtliche Gemeinde zuständig ist, ermutigen sie, der Genossenschaft beizutreten.

Deren Prinzip ist einfach: Das gesamte gesammelte Erz wird gebündelt und verkauft, wenn die Gruppe der Arbeiter dies beschließt, und zwar zu einem angemessenen Preis. „Diejenigen, die sofort Geld brauchen, können einen Vorschuss auf den ihnen zustehenden Betrag erhalten, wenn sie ihr Erz der Genossenschaft anvertrauen“, erklärt Bahati. Diese Initiative könnte das Leben der Dorfbewohner in dieser abgelegenen Region verändern, in der es keinen Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Schulen oder Krankenhäusern gibt.

„Kirche in Not“ hat in den vergangenen Jahren mehrfach auf die komplexe Situation in der Demokratischen Republik Kongo hingewiesen – jüngst in der aktuellen Studie „Religionsfreiheit weltweit“, die das Hilfswerk am 22. Juni vorgestellt hat. Politische, wirtschaftliche, ethnische und religiöse Interessen vermengen sich hier im Grenzgebiet zu Ruanda und Uganda. Der Terrorismus der islamistischen Gruppe ADF breitet sich aus.

Text und Bilder: KIRCHE IN NOT

(SSC)

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