News Bild „Keine Heimsuchung, sondern eine Aufsuchung“ - Bischof Voderholzer besucht das Dekanat Frontenhausen-Pilsting

„Keine Heimsuchung, sondern eine Aufsuchung“ - Bischof Voderholzer besucht das Dekanat Frontenhausen-Pilsting

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„Hinein ins Bistum“ – ganz nach dem Motto hat sich Bischof Rudolf Voderholzer wieder aufgemacht, sein Bistum näher kennenzulernen. Am Donnerstag führte ihn sein Weg ins Dekanat Frontenhausen-Pilsting, am südlichen Ende des Bistums in der Region Landshut. Und dort hieß es: Volles Programm. Einen Tag lang besuchte er die Menschen an sieben ganz unterschiedlichen Stationen, vom Rundgang über den Gemüsebauernhof bis zum feierlichen Abschlussgottesdienst. Begleitet wurde Bischof Voderholzer von Regionaldekan Msgr. Josef Thalhammer und Dekan Johann Ammer.

 

Bei so viel Programm wurde natürlich früh losgelegt. Als erstes stand am Morgen der Besuch zweier Bauernhöfe im Dekanat an. Nach Ankunft am Pfarrhaus in Oberhausen ging es zusammen mit Pfarradministrator Marius Frantescu raus zum Gemüsehof der Familie Asbeck in Haingersdorf. Beim Rundgang über den Hof machten sich Bischof Rudolf Voderholzer und seine Begleiter ein Bild vom Leben und Arbeiten auf dem Hof. Begeistert war der Bischof vom ausgeprägten saisonalen Anbau auf dem Hof.  Familie Asbeck baut in erster Linie Gemüse an, dabei aber eine große Bandbreite von Karotten über Salat bis hin zu Rote Bete und Gurken. Letztere spielen auch bei der Vermarktung eine große Rolle: Im Hofladen konnten die Besucher die selbstvermarkteten Produkte bestaunen – allen voran die eingemachten Gurken und selbstgebrannten Liköre. Familie Asbeck freute sich, dem Bischof davon eine Flasche überreichen zu können. Auch ein Glas Gurken wechselte am Ende des Besuchs seinen Besitzer.

 

Die Zeit war knapp, also ging es gleich zum nächsten Ort: Dem Hof von Bernhard und Susanne Gillmaier in Hötzendorf. Hier bekam man – mit Verlaub – schon von weitem eine Ahnung davon, wo der Schwerpunkt dieses Betriebs liegt.

 

„Das ist jetzt die Zeit, wenn man übers Land fährt, wo es nach Kraut riecht“, so der Kommentar des Bischofs zur groß angelegten Sauerkrautproduktion des Hofs. Von den Förderbändern, auf denen das geschnittene Weißkraut transportiert wird, führte der Rundgang zu großen Silos, in denen das Sauerkraut lagert und reift. 16 Stück von diesen riesigen Behältern sind in der Halle beherbergt, jeder davon mit einem Fassungsvermögen von 100 Tonnen – eine Zahl, die auch Bischof Rudolf staunen ließ.

 

Staunen konnte er auch beim Blick durchs Fenster in den Biogasturm: Hier konnte man sozusagen live miterleben, wie aus Mais Biogas hergestellt wird. 200 Hektar Silomais wird auf dem Hof angebaut – genug, um den gesamten Energiebedarf des Betriebs abzudecken und darüber hinaus noch als Strom an den hiesigen Energieversorger zu verkaufen. Auch ein Glas Gurken wechselte am Ende des Besuchs seinen Besitzer.

 

„Alter ist eine Sache der inneren Haltung und inneren Einstellung“

 

Nachdem Bischof Rudolf auch hier mit den entsprechenden Kostproben versorgt wurde, ging es flugs weiter nach Frontenhausen: Dort warteten schon die Bewohner des AWO-Seniorenheims auf seine Ankunft. Auch Pfarrer Thomas Diermeier aus Frontenhausen war mit von der Partie.

 

„Ich habe schon gehört, dass es hier ein gutes Miteinander gibt, auch ein ökumenisches Miteinander. Darüber freue ich mich sehr“, sagte der Bischof zur Begrüßung der vielen versammelten Menschen. Für die älteren Bewohner des Seniorenheims hatte er eine besondere Botschaft: „Alter ist eine Sache der inneren Haltung und inneren Einstellung. Sein Sie nicht traurig, wenn Sie nicht mehr so viel arbeiten können. Sie haben genug gearbeitet! Sie können Ihre Hände jetzt anders nutzen: Zum Gebet.“ Dabei spielte er auch auf den Geburtstag Papst Benedikts XVI. an, der am 16. April 88 Jahre alt geworden ist. Dieser lebe zurückgezogen, aber er lebe für die Kirche.

 

Trotz seines straffen Tagesprogramms nahm sich der Bischof die Zeit, nach der Erteilung des allgemeinen Segens auch jeden der Bewohner noch einmal einzeln zu segnen.

 

 

„Aber die Klagemauer haben Sie nicht gebaut?“ – Von roten und schwarzen Ziegeln

 

Im Anschluss wartete der Besuch bei der Firma Gima auf den Bischof und seine Begleiter. Diesmal stieß noch Pfarrer Alfons Laumer aus Marklkofen hinzu, denn genau dort hat die Firma ihren Sitz. Der Familienbetrieb ist einer der größeren Arbeitgeber in der Umgebung, der etwa 300 Menschen beschäftigt. Produziert werden Ziegel. In einer kleinen Runde konnten sich die Besucher aus Regensburg zunächst mit Firmenchef Claus Girnghuber und dessen Vater austauschen. Dabei wurde schnell die überregionale und sogar internationale Tätigkeit der Firma deutlich. Gima-Ziegel werden allerorts verwendet – Berlin, Dresden, Jerusalem.

 

Ja, Jerusalem: Da musste auch Bischof Rudolf Voderholzer aufhorchen. Die Ziegel für den Museumsbau in Jerusalem kommen aus Marklkofen. In welchen Gebäuden genau die Ziegel überall verbaut wurden, konnte sich der Bischof im Bildband anschauen. Und war sichtlich beeindruckt: „Aber die Klagemauer haben Sie nicht gebaut?“

 

Wie so eine Ziegelei arbeitet, zeigte sich beim Rundgang – oder genauer der Rundfahrt – über das riesige Gelände. In einer 13000 Quadratmeter großen Halle begrüßten die versammelten Arbeiter die Besucher. Bischof Rudolf zeigte sich äußerst interessiert am Vorgang der Ziegelproduktion. So lernte er beispielsweise, dass der verwendete Lehm aus Niederbayern nur rote und schwarze Ziegel hervorbringt. Für alle anderen Farben muss Lehm zugekauft werden.

 

„Als Bischof würde ich gern all eure Namen kennen!“

 

Für die Kinder in Mamming war dieser Donnerstag ein Highlight: Am frühen Nachmittag besuchte der Bischof die Pfarrkirche zur Kindersegnung. Sogar die Schulkinder der ersten bis dritten Klasse hatten die letzte Stunde extra freibekommen. Und die Kleinen bewiesen Geduld: Schon weit vor geplantem Beginn kamen ganze Kindergartengruppen an, aber auch einzelne Familien. Später als geplant traf allerdings erst der Regensburger Oberhirte ein.

 

„Es ist schon eine Besonderheit, wenn uns so eine Persönlichkeit besucht“, begrüßte ihn Pfarrer Joseph Santhappan MSFS. Gleich zu Beginn wartete eine Überraschung auf Bischof Rudolf. Einige Kindergartenkinder überreichten ihm ein selbstgebasteltes Kreuz. Mit einer Überraschung für die Kinder konnte aber auch der Bischof aufwarten: Einige rief er beim Namen nach vorne. Völlig verwundert, aber ganz mutig kamen die Kinder vor. „Wie ist denn das, wenn man plötzlich seinen Namen hört?“, fragte der Bischof. „Da kennt jemand meinen Namen!“ Als Bischof würde er gerne all ihre Namen kennen. Leider müsse er sich schon so viel merken. Aber eines, so versicherte der Bischof, sei gewiss: Gott habe ihnen den Namen bei der Taufe gegeben und vergesse ihn niemals. Darauf könnten sich die Kinder verlassen. Und so sollten wir auch leben: mit der Gewissheit, dass Gott auf mich schaut und mich beim Namen kennt.

 

Nach der Segnung jedes Kindes wurde zum Schluss noch das Lied zum Katholikentag 2014 gemeinsam gesungen: „Mit Christus Brücken bauen.“ Damit war der Besuch in der Pfarrkirche in Mamming aber noch nicht ganz am Ende. In der Sakristei wartete Bürgermeister Georg Eberl mit dem Goldenen Buch der Stadt, in das sich der Bischof eintrug. Mit einem kleinen Glückwunsch für den Bürgermeister, der an diesem Tag seinen Geburtstag feierte.

 

Anschließend traf sich die Gruppe mit den Mitgliedern der Dekanatskonferenz in Failnbach. Nach der gemeinsamen Non, dem Stundengebet, in der Pfarrkirche St. Georg in Failnach folgte die Konferenz im Pfarrheim. Hier tauschte sich Bischof Voderholzer intensiv mit Regionaldekan, Dekan und allen anderen Mitgliedern der Dekanatskonferenz aus, um mehr über das Dekanat Frontenhausen-Pilsting zu erfahren.

 

 

„Es war ein reich erfüllter Tag“

 

Seine neu gewonnenen Eindrücke und Informationen brachte er am Abend in den großen Abschlussgottesdienst in Reisbach ein. Rappelvoll war die Pfarrkirche St. Michael schon lange vor Beginn des Gottesdienstes. Das gemeinsame Gebet der Gläubigen war schon draußen vor der Kirche zu hören.

 

„Es war ein wunderbarer Tag, ein reich erfüllter Tag“, lautete die Bilanz des Tages. „Ich habe so viel erleben dürfen, sodass ich noch ganz erfüllt bin. All das nehme ich jetzt hier mit hinein in den Abschlussgottesdienst.“

 

In seiner Predigt sprach Bischof Voderholzer an, was offensichtlich viele Menschen beschäftigt. Wenn man vom „Abschluss der großen Visitation“ höre, würden viele erst mal zusammenzucken. Denn „Visitation“ kommt vom Lateinischen „visitatio“, was übertragen nichts anderes bedeutet als „Heimsuchung“. „Die Visitation soll aber alles andere als eine Heimsuchung sein, sondern eine Aufsuchung“, so der Oberhirte. Es sei ein Ausdruck der Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

 

Viel Dank hatte er übrig für die zahlreichen Menschen, die sich im Dekanat engagieren. Sei es in der Seelsorge, in der Glaubensverkündung oder in der Verwaltung. Besonders am Herzen lag ihm die Gestaltung des Sonntags: „Wenn wir uns zur sonntäglichen Eucharistie versammeln, geht es nicht um fünf oder zehn Minuten. Nicht die Messe ist die schönste, die am schnellsten vorbei ist. So schön müssen unsere Gottesdienste sein, dass wir die Zeit vergessen!“ Damit ging auch seine Bitte an alle, gemeinsam zu helfen, den Sonntag als solchen zu bewahren.

 

Am Ende lud er noch jeden ein, zur anschließenden Begegnung ins Pfarrheim zu kommen. „Ich freue mich, wenn ich nachher noch möglichst viele von Ihnen treffe!“ Und das tat er dann auch: Gefühlt fast alle Besucher des Pontifikalgottesdiensts traten den Gang ins nahegelegene Pfarrheim von Reisbach an. Bischof Rudolf nahm sich die Zeit, mit jeder Gruppe zu reden. Denn wie er schon im Gottesdienst gesagt hatte: Er wolle zeigen, dass er sich fürs Leben im Bistum interessiere.



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