Katholische Erwachsenenbildung Regensburg feiert ein ganzes Wochende ihr 50-jähriges Bestehen
650.000 Teilnehmer in 25 Jahren
Regensburg, 29. September 2024
Drei Tage lang feierte die Katholische Erwachsenenbildung Regensburg am Wochenende ihren 50. Geburtstag. Am Sonntag trafen sich Vertreter von Kirche, Stadt und Landratsamt, um dieses Jubiläum im Rahmen einer Andacht und einem Festakt zu würdigen. Festredner war Dr. Andreas Weiß, Direktor des Katholischen Bildungswerkes Salzburg. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hob die Verbindung zwischen der Katholischen Erwachsenenbildung und den Früchten des Zweiten Vatikanischen Konzils hervor.
Am 21. Juni 1974 kamen im Diözesanzentrum Obermünster 14 Delegierte der Regensburger Pfarreien, vier Einzelpersonen, Vertreter des Frauenbundes, der KAB und von Kolping sowie der Regensburger Elternschule zusammen, um das katholische Bildungswerk in der Stadt Regensburg als Verein zu gründen und einen Vorstand zu wählen. Ein halbes Jahrhundert später feiert die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) der Stadt Regensburg nun ihr 50-jähriges Bestehen und erreicht mit ihrem Bildungsangebot jährlich 30.000 Menschen in Regensburg.
Prof. Dr. Klaus Unterburger, 1. Vorsitzender der KEB Regensburg, blickte in seinem Impuls auf die Geschichte der KEB zurück. Roland Preußl, Geschäftsführender Bildungsreferent, informierte zur aktuellen Lage und stellte Zahlen und Fakten in den Mittelpunkt. In den letzten 25 Jahren erreichte die KEB Regensburg mit rund 60.000 Veranstaltungen über 650.000 Teilnehmer. Der Bildungsleistungszuwachs nach den Einbußen von Corona betrug von 2019 in das Geschäftsjahr 2023 hinein 57 Prozent. Prof. Dr. em. Josef Eckstein als Ehrenvorsitzender der KEB sprach über die Herausforderungen der KEB in der heutigen Zeit. Grußworte sprachen darüber hinaus die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und die stellvertretende Landrätin Petra Lutz. Ebenfalls waren zu Gast Ordinariatsrat Dr. Walter Zahner, Hauptabteilungsleiter Seelsorge, sowie Klaus Stöckl, Bischöflicher Beauftragter für Erwachsenenbildung. Die musikalische Gestaltung von Festakt und Andacht lag bei Steffi Heelein (Klavier) und dem ukrainischen Musiker Boris Rusakov (Gitarre). Bei der Andacht in der Hauskapelle des Diözesanzentrums Obermünster segnete Pfarrer Heinrich Börner, geistlicher Beirat der KEB Regensburg Stadt, für alle Teilnehmer, passend am Patrozinium des Erzengel Michaels, einen Engelanhänger.
Die Früchte des Zweiten Vatikanums
„In den frühen 1970er Jahren wurden die ersten Früchte der Anregungen des Zweiten Vatikanischen Konzils reif“, erläuterte Bischof Voderholzer in seinem Grußwort. Das führte zur Gründung vieler katholischer Bildungseinrichtungen, darunter auch der KEB Regensburg. „Wir dürfen dankbar auf diese fünf Jahrzehnte zurückblicken und der Anfänge gedenken.“ Es sei jedoch nicht nur eine Gelegenheit, die bisherigen Erfolge zu reflektieren, sondern auch einen Blick auf die Leistungen der Gegenwart zu werfen und gleichsam nach Perspektiven für die Zukunft zu fragen. Das Zweite Vatikanische Konzil, insbesondere das Dokument „Gravissimum educationis“, formulierte entscheidende Ziele zur christlichen Erziehung, erklärte der Bischof: die Befähigung zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, die Erschließung des geistig-kulturellen Erbes, die Vertiefung der Verbindungen zwischen den Gruppen und Völkern – all das im Horizont der sich damals schon abzeichnenden Entwicklung hin zu einer zunehmend größer werdenden Bedeutung der modernen Kommunikationsmittel. Vermutlich konnte man sich damals noch nicht wirklich vorstellen, was wir heute für technische Möglichkeiten haben, „aber die Tendenz war bereits absehbar, dass Menschen vor dem Hintergrund eines wachsenden Freizeitkontingentes sich verstärkt den verschiedenen Bildungsangeboten widmen werden“, erklärte Bischof Voderholzer.
Der deutsche Philosoph Robert Spaemann stellte einst die Frage: „Wer ist ein gebildeter Mensch?“. Bischof Rudolf skizzierte nur die Einleitung von Spaemanns Antwort und empfahl ansonsten den Text der Lektüre: „Gebildete Menschen sind nicht nützlicher als Ungebildete und ihre Karrierechancen sind nicht besser. Die öffentlichen Schulen sind nicht daran interessiert, gebildete Menschen hervorzubringen.“ Für gebildete Menschen sei das aber kein Einwand, so der Bischof: „Die Veranstaltungen der katholischen Erwachsenenbildung scheuen sich nicht, sich zu dem Ziel zu bekennen, mitzuhelfen, dass Menschen nicht nur ausgebildet, sondern eben gebildet werden.“ Bildungsarbeit ist ein ekklesialer Selbstvollzug, erklärte Bischof Voderholzer und erinnerte daran, dass das Christentum mit Recht als „Bildungsreligion“ bezeichnet werde. „Sparen an der Bildung wäre Sparen am falschen Fleck.“ Man könne gar nicht genug Initiativen schaffen, um Menschen in einem umfassenden Blick zu bilden. „Dazu gehören Kritikfähigkeit, auch Fähigkeit zur Selbstkritik, aber auch Glaubensreflexion, Vermittlung von Sprachfähigkeit und Argumentationsfähigkeit im Hinblick auf das eigene Bekenntnis“, so der Bischof.
In Regensburg, betonte Bischof Voderholzer, habe man beispielsweise der Versuchung widerstanden, die Priesterausbildung so zu konzentrieren, dass sie von Regensburg nach München verlegt wird. Das Priesterseminar würde dadurch funktionslos werden und auch die theologische Fakultät an der Universität wäre gefährdet, weil hier wichtige Magisterstudenten abgezogen worden wären. Stattdessen habe man das Studium Rudolphinum als kirchliche Hochschule für den dritten Bildungsweg ins Leben gerufen, darüber hinaus habe man die Trägerschaft für die Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfkM) inne, sowie vier theologisch-wissenschaftliche Institute geschaffen - und nicht zuletzt die Katholische Erwachsenenbildung.
Wofür brauchen wir Bildung in der Kirche?
Dr. Andreas Weiß, Direktor des Katholischen Bildungswerkes Salzburg, setzte sich in seiner Festrede mit der Frage auseinander: „Warum braucht Kirche Bildung?“ Er stellte fest, dass die Gesellschaft bei der Frage, warum die Kirche Bildung anbietet, überraschend wenig theologische oder christliche Gründe angeführt werden. Für ihn ist wichtig, Bildung aus einer christlichen Perspektive zu betrachten, nicht nur als Mittel zum Erfolg in Wirtschaft oder Politik. Bildung sei kein starres Konzept, sondern ein dynamischer und lebenslanger Prozess, der auf individueller Entwicklung basiert. „Bildung ist ein Prozess ohne Ende. Sie ist dynamisch, und wenn man sich darauf einlässt, besteht die Gefahr, verändert daraus hervorzugehen." Dr. Weiß betonte, dass christliche Bildung sowohl weltoffen als auch lebensnah sein sollte und dass die Kirche stets auf die Lebensfragen der Menschen eingehen muss, um relevant zu bleiben.
Text und Fotos: Simon Doering
(jas)