News Bild Kann man Ostern malen? – Dr. Florian Schuller spricht über die Auferstehung in der Malerei

Kann man Ostern malen? – Dr. Florian Schuller spricht über die Auferstehung in der Malerei

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Lässt sich Ostern bildlich darstellen? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Akademische Forum Albertus Magnus unter der Leitung von Prof. Dr. Sigmund Bonk am Dienstagabend, 30. April 2019, im Haus der Musik in Regensburg. Dr. Florian Schuller, langjähriger Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, hielt den Vortrag zur Malerei der Auferstehung und bestätigte: „Ja, Ostern lässt sich malen, aber nur in und mit einem bestimmten Licht.“

Unter den Gästen waren Bischof Rudolf Voderholzer, Weihbischof Josef Graf und der evangelische Regionalbischof Martin Weiß.

Ist Ostern als Zentralgeheimnis überhaupt darstellbar?

Dr. Schuller erklärt: „Auf Basis der biblischen Texte gibt es viele Szenen, wie etwa das Emmausmahl, das leere Grab oder die Auferstehung selbst, die als Bildthemen der „Auferstehung“ in Frage kommen. Doch stellt sich hier die Frage wie theologisch stimmig und glaubensfördernd diese Darstellungen sind und ist Ostern als Zentralgeheimnis überhaupt darstellbar?

Ziel ist es, künstlerisch geglückte und theologisch verantwortbare Werke zu finden. Doch erscheinen Gemälde von Albrecht Altdorfer oder Matthias Grünewald, um nur ein paar Künstler zu nennen, oftmals als zu plakativ und direkt. Denn es bleibt ja die doppelte Paradoxie, dass erstens die Auferstehung reales Geschehen auf Erden sei, aber gleichzeitig voll der transzendenten jenseitigen Wirklichkeit Gottes und zweitens, dass diese an die Geschichte des Jesus von Nazareth damals gebunden ist, aber auch unsere Gegenwart beherrscht. Als Auferstandener lebt er jetzt.“

Um diesem Anspruch gerecht zu werden hat Dr. Schuller im weiteren Verlauf seines Vortrages Werke zur Auferstehung von zwei italienischen Malern der Renaissance in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit gerückt.

Piero della Francesca – Der Maler definiert den Blickwinkel des Betrachters

Piero della Francesca wurde um 1410 in Borgo San Sepolcro geboren und starb 1492 dort. Er war ein italienischer Maler der Renaissance, Kunsttheoretiker und Mathematiker. Zu seinen Auftraggebern zählten unter anderem die Adelsfamilien Sigismondo Malatesta und Frederico da Montefeltro. Er war ein großer Verfechter der Zentralperspektive und Praktiker der geometrischen Grundlagen. So zeichnen sich seine Bilder in ihrer feinen Linienführung und geometrischen Konstruktion durch eine gewisse Strenge und Feierlichkeit aus, doch wird diese gemildert durch eine gekonnte Farb- und Lichtführung.

Eines seiner bekanntesten Werke ist die „Auferstehung Christi“ im Audienzsaal des Konservatorenpalastes in San Sepolcro von 1450 bis 1465. In den ersten Morgenstrahlen steigt Christus als kräftige Figur, gehüllt in einen roten Umhang, in seiner Rechten die Kreuzesfahne, aus dem Grab empor. Begleitet wird er von vier Wächtern, die als „Ebenen der irdischen Welt“, der Pflanzen und Blumen, der Tiere und der Menschen, fungieren. Dr. Schuller definiert: „Christus zeigt sich als der Lebende in der Feier der Eucharistie.“

Giovanni Gerolamo Savoldo – Darstellung des Undarstellbaren

Anders als della Francesca behandelte Giovanni Gerolame Savoldo das Thema der Auferstehung im Bild porträthafter. Der um 1480 in Brescia geborene und um 1548 in Venedig gestorbene Künstler definierte die Auferstehung Christi in der Figur Maria Magdalenas. In dem Gemälde „Die Venezianerin“, um 1535 geschaffen, ist Maria Magdalena porträthaft und doch in ihrer Rolle als Prophetin gegeben. Sie ist in leicht vorgebeugter, schräg zum Betrachter gewandter Haltung gezeigt. Sie ist beinahe zur Gänze in ein silbrig schimmerndes Gewand mit Kapuze gehüllt, allein ihr Gesicht und ihr linker Handrücken sind nicht vom metallisch anmutenden Stoff verdeckt. Ihr leicht gebeugter Kopf neigt sich in Richtung des Betrachters. Ein Salbgefäß steht auf einem kleinen gemauerten Vorsprung am linken unteren Bildrand. Doch nicht allein die Gestalt Maria Magdalenas ist bildhafte Darstellung der Auferstehung Jesu, vielmehr definiert die deutlich unsichtbare Lichtquelle außerhalb der Bildebene das Thema der Auferstehung.

Der Glanz des Mantels, so Dr. Schuller weiter, entsteht durch das Licht des Auferstandenen selbst, im Akt des Erkannt Werdens. Die Quelle des Lichts ist unsichtbar neben dem Betrachter – eine Transzendenz in Nähe.

Kann man Ostern malen? – Das Licht als Symbol der Auferstehung

Dr. Schuller schließt mit den Worten: „Piero della Francesca und Giovanni Gerolamo Savoldo waren zwei Maler, die wohl beide zu ahnen begonnen hatten, wie radikal die Botschaft der Auferstehung aus unseren üblichen Perspektiven herausfällt, mit denen wir Wirklichkeit wahrnehmen, aber auch gestalten. Und wie Glaubende selbst Boten der unwahrscheinlichen Gegenwart des Auferstandenen werden können.“ Piero della Francesca hat durch eine distanzierte Darstellung die theologische Dimension der Auferstehung gekonnt umgesetzt, doch erst „im Leuchten eines anderen, wie in der Gestalt Maria Magdalenas, nehmen wir das Leuchten der Auferstehung wahr.“

 

Eine Schnittstelle zwischen Kunst und Religion

Doch nicht nur in der Malerei finden sich Schnittstellen zur Religion. Professor Sigmund Bonk führt hierzu aus: „Die Frage „Kann man Ostern malen?“ kann nicht nur bildkünstlerisch beantwortet werden, sondern ebenso anhand der Musik.“ So rief auch die Darbietung des Bach`schen Klavierwerkes an diesem Abend seelische Empfindsamkeiten hervor. Denn, so Professor Bonk, wir haben mit Bach einen Komponisten, der ideale Verbindungen zwischen Kunst bzw. Musik und Religion bzw. Christentum verwirklicht hat. Mit Klängen und Rhythmen hat Bach etwas Analoges geschaffen, das etwa Piero della Francesca mittels Farben und Formen gelungen ist, nämlich die Übersetzung religiöser Inhalte in großartige Kunst.



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