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Jahresempfang des Diözesankomitees in Regensburg mit Verleihung des Gerhardinger-Preises

Ehrenamt: unbezahlt, aber unbezahlbar!

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Regensburg, 15. Juli 2024

Es ist mittlerweile eine gute Tradition in Regensburg: Das Sommerfest des Diözesankomitees im Kreuzgang des Bischöflichen Ordinariates, im „Bischofsgarten“. Begonnen wurde wie in jedem Jahr mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Niedermünster Kirche, dem Bischof Rudolf Voderholzer vorstand. Das Sommerfest, so der Bischof, sei eine gute Gelegenheit, Danke zu sagen für das Engagement in den Verbänden und geistlichen Gemeinschaften, das hineinwirkt in die Gesellschaft. „Dieser Ehrenamtsempfang kann nur ein kleines Zeichen der Dankbarkeit sein“, betonte der Diözesanbischof.

Bonaventura, der bemerkenswerte Tagesheilige

In seiner Predigt blickte Bischof Rudolf auf den Tagesheiligen, den Heiligen Bonaventura, dessen 750. Todestag auf den Tag genau fiel. Er starb am 15. Juli 1274 in Lyon völlig entkräftet, nachdem er seine ganze Energie und Leidenschaft in die Organisation des Konzils von Lyon gesteckt hatte. „Ein Konzil, das die Überwindung der Kirchenspaltung von Ost- und Westkirche zum Ziel hatte, aber leider nicht zu einem nachhaltigen Erfolg geführt hat“, blickte Bischof Rudolf zurück. Bonaventura sei bereits im Alter von etwa 40 Jahren von seinem Lehrstuhl in Paris abgezogen und in das Amt des Generalministers berufen worden. Hier erinnerte Bischof Rudolf an gewisse Parallelen zu Joseph Ratzinger, der seine Habilitationsschrift über Bonaventura verfasste, gerne Professor in Regensburg geblieben wäre, aber das Amt des Erzbischofs von München-Freising, dann das des Präfekten in Rom übernommen habe und schließlich sogar das Papstamt „aufgeladen“ bekommen hätte.    

Liebe, die sich selbst verströmt

Bischof Rudolf nahm Bezug auf den ungewöhnlichen Namen, den Bonaventura der Legende nach dem Heiligen Franziskus zu verdanken hat. Giovanni Fidanza, so der bürgerliche Name Bonaventuras, erkrankte als Kind schwer, wurde von Franz von Assisi gesegnet und gesundete. Als dann Jahre später 1226 Franz von Assisi im Sterben lag, besuchte die Mutter nochmals mit ihrem Sohn den Sterbenden und dieser rief über den jungen Giovanni aus: „O buona ventura“, was wohl der Seefahrtssprache entnommen ist und „gute Winde“, „guter Stern“, „Verheißung“ bedeutet.

 

Als der Junge 1243, andere Quellen sprechen auch von 1244 oder 1238, als etwas über 20-Jähriger, in Paris in den Franziskanerorden eintrat, wählte er den Ordensnamen, der auf Franz von Assisi zurückgeht: „Bonaventura – eine gute Zukunft“. Ein guter Fingerzeig für alle Christinnen und Christen, so der Bischof, denn in Jesus ist uns allen eine gute Zukunft verheißen. Bischof Rudolf lobte die außerordentliche Begabung und hervorragende Ausbildung von Bonaventura. Er sei ein begeisternder Lehrer und außergewöhnlich liebenswerter Mensch gewesen. Ihm sei es gelungen, den jungen Orden in schwierigen Phasen der Entwicklung zusammenzuhalten. Das vielleicht Wichtigste aus der Lehre Bonaventuras sei, so Bischof Rudolf, dass das Zentrum unseres Glaubens, die Mitte, der dreifaltige Gott ist, und dieser kein unverständliches Rätsel, sondern die beglückende Wirklichkeit der Liebe ist. Die Liebe, die sich selbst verströmt und uns Anteil geben will an der Herrlichkeit.

Wenn Gott das höchste Gut ist, die größte denkbare Liebe, so Bonaventura, muss von Ewigkeit her der Austausch, das Schenken und Empfangen von Liebe sein: „Bonum diffusivum sui – das sich selbst verströmende Gute.“ Denn das Gute schlechthin wäre nicht das Gute, wenn es sich nicht selbst verströmt, sich verschenken würde. Aus dem Begriff des Guten entwickelt Bonaventura die Gotteslehre des sich selbst verströmenden und selbst sich verschenkenden Gott, der uns Anteil geben will an seiner Herrlichkeit, so Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Predigt und schloss diese mit der Bitte an den Herrn seiner Kirche, dass er immer wieder solche Hirten schenkt wie Bonaventura, die nicht nur die Botschaft des Glaubens überzeugend und gewinnend verkünden, sondern auch durch ihr Wirken der Einheit der Kirche in all ihren verschiedenen Ebenen dienen.

Empfang im Weinberg

Herzliche Worte der Begrüßung fand Bischof Rudolf „hier in meinem Weinberg“ zum traditionellen Sommerempfang im Garten des Bischöflichen Ordinariats. Namentlich begrüßte er Martha Bauer als Vorsitzende des Diözesankomitees, die ehemalige Staatsministerin Emilia Müller mit ihrem Mann, sowie Regionaldekan Holger Kruschina, dem Bischöflichen Beauftragten des Diözesankomitees, der kürzlich zum Ehrendomherr ernannt wurde. Ein besonderer Willkommensgruß galt Sr. Rita Zirngibl und ihre Mitschwestern von den Armen Schulschwestern. Ihnen dankte Bischof Rudolf, dass der neu ins Leben gerufene Sozialpreis des Diözesankomitees den Namen ihrer Ordensgründerin Theresia Gerhardinger tragen darf. Die Selige stammt aus Regensburg, arbeitete eng mit Pfarrer und späterem Bischof Wittmann zusammen. Die Ordenspräsenz und auch das Schulwesen wird in Niedermünster hochgehalten. Dank ging an den Geschäftsführer des Diözesankomitees, Manfred Fürnrohr, und sein Team. Applaus erntete die Gruppe Spekugössilus aus Vohenstrauß für die musikalische Gestaltung beim Gottesdienst und beim Empfang.

 

Großteil von Ehrenamt im kirchlichen Umfeld

Einen herzlichen Willkommensgruß sprach ebenfalls die Vorsitzende des Diözesankomitees, Martha Bauer. Sie freute sich, dass so viele der Einladung gefolgt waren. Ihr Dank galt Bischof Rudolf für die Feier des Gottesdienstes zu Beginn des festlichen Abends und dankte ihm als „Hausherrn“, dass der Empfang wieder in diesem wunderschönen Garten stattfinden kann.  „Der Jahresempfang des Diözesankomitees steht für die Wertschätzung der ehrenamtlich Engagierten in unserer Diözese. Ihnen allen, die sie heute gekommen sind, möchten wir an diesem Abend unseren Dank für ihren Einsatz und ihr Engagement aussprechen“, so Martha Bauer. Studien zeigen, dass in Bayern 41% der Bevölkerung ehrenamtliche Arbeit leisten und ein Großteil davon bezieht sich auf das kirchliche Umfeld. Das gehe von den Diensten in der Liturgie bis hin zum diakonischen Bereich weit hinein in die Verbands- und Gremienarbeit. Allen sagte Bauer ein herzliches „Vergelts Gott“. Um die Bedeutung und den Wert des Ehrenamtes hervorzuheben sei der Sozialpreis unter dem Titel „Gerhardinger-Preis“ ins Leben gerufen worden. Hier solle das „Ehrenamt, das unbezahlt, aber unbezahlbar ist“, gewürdigt werden.

Gerhardingerpreis für engagierte Weltchristen

Gemeinsam würdigten Martha Bauer als Vorsitzende des Diözesankomitees sowie Noah Walczuch als Stellvertreter die Preisträger des ersten Gerhardingerpreises im Jahr 2024. Diese Auszeichnung würdigt herausragende soziale Projekte, die sich durch ihr Engagement und ihre nachhaltige Wirkung auszeichnen. Die Jury prämierte in diesem Jahr drei herausragende Initiativen auf örtlicher als auch zwei auf überörtlicher Ebene. Die Pfarrei Neutraubling erhielt den 3. Preis für ihr Projekt „Hausaufgabenbetreuung von Migrantenkindern“. Seit einiger Zeit betreuen zehn ehrenamtliche Mitarbeiterinnen rund zehn Migrantenkinder. An vier Tagen in der Woche erhalten diese Kinder Unterstützung bei den Hausaufgaben und beim Üben. Dieses Projekt erleichtert den Kindern den Schulbesuch und die Eingewöhnung in eine fremde Kultur, unabhängig von Religion und Herkunft (100 Eur Preisgeld).

Der 2. Platz ging an die KjG Bad Abbach für die Initiative „Buntes Bad Abbach“. Gemeinsam mit den Ministranten der Pfarrei organisierten sie im Rahmen der 72h-Aktion des BDKJ eine Reihe von Aktivitäten. Diese fanden unter anderem in der Grundschule und im Senioren-Wohnen statt. Die Jury lobte die Vielfalt und den generationenübergreifenden Charakter der Aktionen, die den Gemeinschaftsgeist stärkten und zur interkulturellen Verständigung beitrugen (250 Euro Preisgeld). Der 1. Platz wurde der Pfarrei St. Martin in Deggendorf verliehen. Seit fünf Jahren bietet der Pfarrgemeinderat einmal im Monat ein Essen für Bedürftige und Einsame an. Etwa 60 Personen, darunter ältere und jüngere Deutsche sowie russische Aussiedler und syrische Flüchtlinge, nehmen regelmäßig teil. Dieses Projekt zeichnet sich durch seine Beständigkeit und die integrative Gastfreundschaft aus. Bemerkenswert ist, dass bereits einige Gäste aktiv bei der Durchführung des gemeinsamen Essens helfen, was die Nachhaltigkeit des Projekts unterstreicht (400 Euro Preisgeld)

Überörtliche Preisträger

Die Pfadfinderstämme Steinweg und Schwabelweis aus Regensburg organisierten im April 2024 eine Kleidertauschparty im „Strohhalm“ und erhielten dafür den 2. Platz. Während dieser Aktion konnten Besucher Kleidung spenden und sich aus den Spenden neue Stücke aussuchen. Die übrig gebliebene Kleidung sowie die Geldspenden kamen dem „Strohhalm“ zugute. Die Jury lobte die Förderung der Wiederverwendung von Kleidung und die Unterstützung Bedürftiger (250 Euro Preisgeld). Unter der Leitung von Michaela Rösch treffen sich Schülerinnen der Realschule Maria Ward alle zwei Wochen mit den Bewohnern des Senioren- und Pflegeheims St. Vinzenz. Gemeinsame Aktivitäten wie Spielen, Singen und Basteln fördern das Verständnis und den Respekt zwischen den Generationen. Die Jury hob hervor, dass die Schülerinnen lernen, mit ihren Talenten Gutes zu tun, ohne dabei auf Noten zu achten. Dieses Projekt wurde mit dem 1. Preis und einem Preisgeld von 400 € ausgezeichnet. Sr. Rita Zirngibl dankte für die wunderbare Idee dieses Sozialpreises und für die Ehre, dass dieser Preis den Namen der Ordensgründerin erhalten hat. Theresia Gerhardinger habe sich nie aufhalten lassen, sich immer für Arme und Benachteiligte eingesetzt. In diesem Preis lebe ihr Wirken weiter und der Name werde auch dadurch noch bekannter gemacht.

Text und Fotos: Irmgard Hilmer

(jas)

 



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