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Interview mit Domkapitular Michael Dreßel

Caritas steht weiterhin für bestmögliche Qualität

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Regensburg, 27. Juli 2023

Der Fachkräftemangel prägt derzeit die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Gerade in den herausfordernden Berufen wie der Altenpflege spitzt sich die Situation seit Jahren dramatisch zu.  Gegen diesen Trend bietet die Caritas dennoch sichere Arbeitsplätze und die Zahl der Beschäftigten steigt seit Jahren sogar an. Über die Arbeit der Caritas und über die Herausforderungen der Zukunft sprachen wir mit Michael Dreßel, dem Leiter der Hauptabteilung „Diözeane Caritas“ / Vorstandsvorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes im Bistum Regensburg.

Der Fachkräftemangel ist ein großes Thema derzeit auf dem Arbeitsmarkt. Viele Firmen klagen über Fachkräftemangel. Wie ist die Caritas bei diesem Thema für die Zukunft aufgestellt?

Der Bedarf an Fachkräften ist auch bei der Caritas hoch. Unser Anspruch ist es, die Menschen, die Rat und Hilfe bei der Caritas suchen, in bestmöglicher Weise zu unterstützen: in den vielen Beratungsdiensten ebenso wie im weiten Bereich von Gesundheit und Pflege.

Als größter Arbeitgeber der Sozialwirtschaft in Deutschland hat die Caritas nicht nur eine über Jahrzehnte gewachsene Tarifstruktur mit guten Löhnen, sondern auch ein engmaschiges Netz an Angeboten der Fort- und Weiterbildung oder des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Und nicht zuletzt: Die Caritas bietet sichere Arbeitsplätze auf einem Gebiet, das für viele in hohem Maße sinnstiftend ist: der Dienst am Menschen. Das wird wahrgenommen! Die Zahl der Beschäftigten bei der Caritas steigt seit Jahren. Freilich steigt auch der Bedarf!

Welche Angebote macht die Caritas an ihre Arbeitnehmer? Was unterscheidet eine Anstellung von staatlichen Unternehmen?

Zunächst: Caritas steht für eine enorm hohe Tarifbindung! Wer bei der Caritas arbeitet, kann sich auf einen zuverlässigen Arbeitgeber und eine Bezahlung in Höhe des öffentlichen Dienstes verlassen.

Besonders freut mich, dass wir in unsicheren Zeiten von Energiekrise und Inflation ein starkes Tarifsignal setzen können. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas erhalten unabhängig von der Tätigkeit und damit in allen Berufsgruppen eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro (bei Vollzeit) in 2023 bzw. 2024. Hinzu kommen Entgelterhöhungen von bis zu 16,5 Prozent! Der Abschluss sichert die Attraktivität der Arbeitsplätze sowie die Möglichkeiten zur Personalgewinnung.

Davon abgesehen: Grundlage für unsere Dienstgemeinschaft ist eine gemeinsame Werteorientierung, die ihr Fundament hat im christlichen Glauben und dem aus ihm resultierenden Menschenbild. Als sozialer Arm der katholischen Kirche ist Caritas ein weltweit agierendes Netzwerk von sozialer Hilfe und Dienstleistung, von Katastrophenhilfe und unzähligen Angeboten zur Begleitung der Menschen: vom ersten Augenblick seines Daseins bis zu seinem natürlichen Lebensende.

Berufe wie Altenpfleger oder Menschen, die sich um Demente mit einer fachspezifischen Ausbildung kümmern, werden immer seltener. Was unternehmen Sie, um proaktiv Menschen für diesen wichtigen Beruf zu gewinnen?

Die Pflege ist ein Bereich, in dem der Fachkräftemangel besonders spürbar ist. Die extreme Belastung wurde durch Corona noch einmal verschärft. Wir dürfen nie vergessen: Unter schwierigsten Bedingungen haben Mitarbeitende Großartiges geleistet. Das kann man nicht oft genug voll Dankbarkeit hervorheben! Doch nicht alle konnten oder wollten das mittragen. Gleichzeitig wirkt jede fehlende Fachkraft unmittelbar auf das Angebot von Pflegeplätzen zurück. Wo Fachkräfte fehlen, können etwa in Altenheimen Pflegeplätze nicht belegt werden. Das ist angesichts der hohen Nachfrage eine dramatische Situation, die sich durch die Alterspyramide unserer Gesellschaft in den kommenden Jahren noch zuspitzen wird.

Was also tun angesichts dieser schwierigen Lage? Jammern oder gar Resignation helfen nicht weiter! Entscheidend ist, dass wieder ins allgemeine Bewusstsein kommt: Pflege ist ein Berufsfeld, das erfüllt! Dass das nicht nur ein Werbeslogan ist, sondern sich Tag für Tag bewahrheitet, zeigt z.B. ein junger Mann, der derzeit an der Caritas-Fachschule für Altenpflege in Landshut seine Ausbildung macht und mit leuchtenden Augen schwärmt: „In diesem Beruf bekommst Du so viel zurück! Du gibst etwas und erhältst ein Vielfaches zurück!“ An der gleichen Schule ist auch eine Frau mittleren Alters. Sie hat viele Jahre als Steuerfachgehilfin gearbeitet. Im Pflegeberuf hat sie nach eigener Aussage eine völlig neue Form der Erfüllung gefunden. Auch ihre Tochter arbeitet jetzt in diesem Beruf. Solche Menschen sind die besten „Werbeträger“. Wir wollen diese Zufriedenheit zeigen und sichtbar machen, wie sinnstiftend Arbeit in der Pflege sein kann. Daher startet im Herbst eine größere Kampagne, die die Arbeit bei der Caritas in den Mittelpunkt stellt. Die Pflege spielt dabei eine wichtige Rolle.

In den Einrichtungen der Caritas können junge Menschen zudem eine gute Ausbildung absolvieren. Allein die Caritas Wohnen und Pflege gGmbH, eine 100%ige Tochter des Caritasverbands, ist Trägerin von 25 Einrichtungen der Altenhilfe im gesamten Bistumsgebiet. Alle Interessierten können ein Ausbildungsangebot in ihrer Nähe finden!

Zwei Caritas-Pflegefachschulen und unser Pflegecampus am Caritas-Krankenhaus St. Josef halten darüber hinaus ein hochwertiges Angebot in der theoretischen Ausbildung bereit.

Durch die demographische Kurve verlängert sich einerseits zwar die Lebensdauer, oft wird die gewonnene Lebenszeit aber andererseits durch neue zivilisatorische Krankheiten überschattet. Das Thema Demenz wird uns in Zukunft noch viel mehr beschäftigen, wird aber von der Gesellschaft oft totgeschwiegen. Wie kann man das Bewusstsein schärfen, dass die Krankheit alle treffen kann?

Das Thema Demenz ist in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. So stand z.B. die ökumenisch verantwortete „Woche für das Leben 2022“ unter dem Motto „Mittendrin. Leben mit Demenz“. Auch Medien, Kunst und Kultur greifen diese Thematik mittlerweile auf. Man denke etwa an Filme wie „The Father“ oder „Honig im Kopf“, die Tausende Zuschauer in die Kinos lockten. Und nicht zuletzt: Viele kennen Demenzkranke aus ihrem privaten Lebensumfeld. Ich denke, dass das Bewusstsein für diese Erkrankung gewachsen ist. Damit ist es aber nicht getan. Denn wir wissen: Die Betreuung von demenzkranken Menschen ist, je nach Stadium der Erkrankung, sehr fordernd. Das gilt für die pflegenden Angehörigen zuhause, aber auch für die Fachkräfte in stationären Einrichtungen.

Die Caritas hat immer Wert auf Fachpersonal gelegt. Kann man diesen hohen Anspruch in Zukunft aufrechterhalten oder muss man sich um Alternativen kümmern?

Der Anspruch bleibt, muss bleiben! Es geht um den Menschen, dem wir immer mit Menschlichkeit begegnen müssen. Jeder Mensch ist von Gott gewollt. Darin gründet seine Würde und diese muss uns Verpflichtung bleiben. Wichtige Aufgabe der Caritas ist es daher: Lobbyistin zu sein für eine bestmögliche Qualität in der Pflege!

Die Pflegesätze innerhalb der Pflegestufen steigen immer weiter an. Viele Menschen arbeiten, um ihre kranken Eltern finanziell zu unterstützen. Was läuft hier falsch an dieser „negativen Kreislaufwirtschaft“ und wie könnte man das möglicherweise ändern?

Der Gesamtbereich Pflege ist teuer und die Kosten steigen. Das hat viele Ursachen und ist nicht nur durch die Entlohnung der Pflegekräfte begründet. Steigende Lebenshaltungskosten für Energie, Heizung, Verpflegung etc. wirken sich auch in diesem Bereich aus. Hinzu kommen Investitions- und Erhaltungskosten für Gebäude und vieles mehr. Das lässt sich nicht mehr einfach erwirtschaften, indem man Heimplatzkosten oder Versicherungsbeiträge erhöht. Neue Finanzierungsmodelle werden daher vermehrt diskutiert.

Müssen wir uns darauf einstimmen, dass nicht jedes Pflege- oder Altersheim in Zukunft für alte und kranke Menschen zur Verfügung steht?

Über Wohnformen im Alter oder alternative Pflegemodelle wird laufend diskutiert. Die ambulante Pflege ist ein Bereich mit hoher Dynamik, Tagespflegeangebote werden vermehrt genutzt. Dennoch bleibt ein Alten- und Pflegeheim ein Ort, wo betagte oder pflegebedürftige Menschen eine Heimat finden sollen. Hier werden auch wir weiter daran arbeiten, diese Angebote so gut wie irgend möglich an die individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Das Interview führte Dr. Stefan Groß



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