Regensburg, den 9. Juli 2024
Den Führungskräfte-Workshop im Bischöflichen Ordinariat Regensburg hat Generalvikar Dr. Batz mit einem Impuls eröffnet. Diesen stellen wir Ihnen hier zum Nachlesen hier zur Verfügung.
Papst Franziskus hat im Blick auf Führungskräfte betont: "Eine Führungskraft zu sein, erfordert Bedachtsamkeit, Training und Erfahrung.“
Führung im kirchlichen Kontext ist zunächst nicht anders zu bewerten als auch in anderen, nicht-kirchlichen Verwaltungen und Betrieben.
Und dennoch gilt es für kirchliche Führungskräfte neben der Einforderung und Sicherung von fachliche Kompetenz darüber hinaus Mitarbeitern Sinn zu vermitteln.
Ich sehe daher zwei Führungsprinzipien als maßgebend an:
1. Das Prinzip, das zur Sachlichkeit, fachlicher Kompetenz und rechtlich legitimen Handeln verpflichtet
2. Das Prinzip, das auf Empathie, menschliche Beziehung und Gottbezogenheit hinweist
Für eine kirchliche Führungskraft ist es daher nicht ausreichend, sich nur auf Führungstechniken zu beschränken, es gilt sich bewusst zu machen, dass wir Geschöpfe sind, die ihre Talente, ihre Tatkraft und ihre Ideen Gott verdanken. In diesem Zusammenhang sollte dann auch deutlich werden, dass Verantwortung ein dialogisches und spirituelles Geschehen ist, ein Hören, ein Erwägen und Handeln.
Im Blick darauf, was Führung bedeutet, können wir uns
die Frage stellten: Was würde fehlen?
Was ginge der Organisation ab, wenn Führung fehlt?
In vielen Unternehmen wird in Zeiten von Vakanzen die Erfahrung gemacht, dass auch dann, wenn es vorübergehend keinen Chef gibt, es besser als gedacht läuft.
Solche Erfahrungen sprechen natürlich nicht gegen die Bedeutung von Führung an sich, sie zeigen jedoch: Führung geschieht in Organisationen/Unternehmen oft verteilt an vielen Stellen.
Das bedeutet auch im kirchlichen Kontext: Führung ist nicht das einsame Handeln eines einzelnen Lenkers.
Sie vollzieht sich nicht als autokratischer Durchgriff, in Sinne von Befehl und Gehorsam. Gute Führung geschieht vernetzt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Führungsverantwortlicher zum richtigen Zeitpunkt die richtige Initiative ergreifen muss, anstatt alles selber regeln zu wollen. Im kirchlichen Bereich hingegen ist ein Denken sehr verbreitet, dass von Alleinverantwortung ausgeht, weil kirchenrechtlich der Bischof, Generalvikar, Pfarrer oder Obere die alleinige Verantwortung trägt - vgl. cc 528f, 532 CIC)
Aber Führung ist mehr und weist über das Anordnen von einzelnen Aufgaben hinaus. Ich deutet Führung als einen zielbezogenen Beeinflussungsprozess. Denn wer führt, leitet an, und der anleitet, der beeinflusst.
Dabei geht es mir an dieser Stelle nicht um eine taktische Beeinflussung, sondern um ein Bewusstwerden, welche Ziele Führung verfolgen soll. Inhaltlich geht es dabei um Kommunikation und Vertrauen sowie um Lösungsorientierung und Wirksamkeit.
Dabei wird schon deutlich eine kirchliche Führungskraft kann mangelnde Fachlichkeit oder fehlende Versiertheit durch den Glauben weder kompensieren noch ersetzten.
Um mit dem renomierten Management-Experten Fredmund Malik überspitzt zu formulieren, wird heute von einer Führungskraft erwartet, dass sie die Würde eines Erzbischofs, die Selbstlosigkeit eines Missionars, die Beharrlichkeit eines Steuerbeamten, die Erfahrung eines Wirtschaftsprüfers, die Arbeitskraft eines Kulis, den Takt eines Botschafters, die Genialität eines Nobelpreisträgers, den Optimismus eines Schiffbrüchigen, … die Findigkeit eines Rechtsanwalts, das Lächeln eines Filmstars und das dicke Fell eines Nilpferds besitzen solle.
Nein: Das wird nicht erwartet!
Vielmehr soll eine menschlich-kompetente und fachlich agierende Führungskraft unternehmerisch denken, teambildend wirken, kommunikativ sein, ökologisch orientiert, sozial, integer, bescheiden, gerecht und menschlich reif sein – kurzum sie sollte es einfach machen wie Gott: Mensch werden – und Mensch sein!
Erlauben Sie mir mit einem Bild und einer kleinen Geschichte abzuschließen:
Zunächst zum Bild:
Weil Probleme oft wie Knoten sind, kann das Bild „Maria als Knotenlöserin“ helfen:
Es gibt in der Augsburger Kirche St. Peter am Perlach das um 1700 entstandene Bild "Maria Knotenlöserin".
In Geduld löst sie Knoten für Knoten auf. Der eine Engel reicht ihr ein Band mit großen und kleinen Knoten, Maria löst sie und lässt das freie Band zur anderen Seite herabgleiten. Maria, die Knotenlöserin, nimmt sich Zeit. Sie löst in Geduld Knoten für Knoten.
Anders als Alexander der Große, der den Gordischen Knoten zerschlägt, löst Maria den Knoten bzw. das Problem nicht mit Gewalt, sondern mit Einfühlungsvermögen.