Im Alter von 104 Jahren verstorben: Der verdiente Diözesanpriester Msgr. Rudolf Johann Salzer
Am Freitag, 8. Juli, ist Pfr. i.R. Msgr. Rudolf Johann Salzer im Alter von 104 Jahren in Wallersdorf verstorben. Mit seinem Tod ist die Welt um ein liebendes Herz und einen starken Geist ärmer geworden. Im Zentrum seines langen Wirkens standen der Glaube und das Gebet. Als Seelsorger betete er täglich für seine Gemeinde, seine Lieben und Freunde, war durch seine herzliche Art beliebt und geachtet. Die Liebe, die er der Menschen schenkte, und das Feuer des Glaubens in ihm begleitete ihn ein Leben lang. Er wankte nicht im Leid, in den Wirren des Krieges, in der Zeit der Vertreibung. <link record:tt_news:3968 internal-link letzten jahr hatte msgr. salzer sein priesterjubiläum>Im letzten Jahr hatte Msgr. Salzer sein 80-jähriges Priesterjubiläum gefeiert. Bischof Rudolf Voderholzer ehrte das Wirken von Monsignore als „außerordentlicher Friedensdienst“ und als ein Beitrag zur Völkerverständigung. Der Bischof dankte ihm für seinen Gebetsdienst und sein Wirken als Priester. Dekan BGR Johann Ammer kannte Monsignore Salzer seit seiner Zeit als Kaplan in Gangkofen und schätzte ihn als herausragenden, liebenswürdigen und pflichtbewussten Mensch, der für die Kirche gelebt und tief im Glauben verwurzelt war.
Im heutigen Tschechien geboren
Am 8 . November 1911 wurde Rudolf Johann Salzer als erster Sohn seiner Eltern Rudolf und Marie Salzer im damaligen deutsch-böhmischen Erzgebirge geboren. Mit seinen zwei älteren Schwestern Hedwig und Elsa und dem jüngeren Bruder Walter wuchs er bei seinen Eltern, der Vater Fleischermeister mit einer kleinen Landwirtschaft, auf. Der erste Weltkrieg riss die Familie auseinander. Sein Vater wurde als Soldat an die Ostfront geschickt und fiel im November 1914 in Galizien. Die Mutter musste nun allein für ihre vier Kinder sorgen. Dazu trugen die kleine Landwirtschaft und Heimarbeit bei.
Nach fünf Jahren auf der Volksschule sorgte der Kaplan und spätere Weiperter Bürgermeister Rudolf Hacker dafür, dass er 1922 mit seiner Unterstützung in das erzbischöfliche Studentenkonvikt in Mies (St. Fibro) bei Pilsen aufgenommen wurde. Angeregt worden war sein Studium durch den damaligen Universitätsprofessor und späteren Kardinal Erzbischof Theodor Innitzer von Wien. 1930 beendete Rudolf Salzer die Zeit am Gymnasium mit einer ausgezeichneten Matura und begann das Studium an der theologischen Fakultät der Deutschen Universität in Prag.
Priesterweihe in Prag, Leiden der Kriegszeit und Vertreibung aus der sudetendeutschen Heimat
Am 16. Juni 1935 empfing Rudolf Salzer im St. Veitsdom zu Prag die Priesterweihe im Kreise von deutschen und tschechischen Kollegen. Seine erste Kaplanstelle führte ihn nach St. Joachimsthal (Jächymov). Dort engagierte er sich an den Schulen, legte für 24 wöchentliche Unterrichtsstunden zwölf Wegstunden ins Gebirge zurück. Nach der Katechetenprüfung für Bürgerschulen wechselte er am 1. September 1938 als Hauptschulkatechet nach Schlackenwerth (Ostrov) im Kreis Karlsbad. Einen Monat später wurde das sudetendeutsche Gebiet an das deutsche Reich angeschlossen.
Nachdem Rudolf Salzer von den neuen Machthabern als Katechet in den Staatsdienst übernommen wurde, ernannte ihn Generalvikar Bock 1941 zum Administrator der ausgedehnten Pfarrei Schlackenwerth. Dort erlebte er die Leiden der Kriegszeit, die Entrechtung und Enteignung bis hin zur Ausweisung der Bevölkerung aus der angestammten sudetendeutschen Heimat.
Wertvoller Dienst im Bistum Regensburg
Rudolf Salzer verließ mit dem letzten Aussiedlertransport am 28. September 1946 Schlackenwerth und kam zunächst in der Oberpfalz, im Parsberger Stadtteil Darshofen an. Nach kurzer Zeit kam er nach Wallersdorf als Kaplan unter Pfarrer Alfons Maria Weigl. Nach sechs arbeitsreichen Jahren in Wallersdorf wurde er Kaplan in Oberwinkling im Kreis Bogen. 1958 übernahm er die Pfarrei Reicheneibach in seinem 47. Lebens- und 24. Priesterjahr. 1966 übertrug man Rudolf Salzer zusätzlich die Administration der Nachbarpfarrei Staudach. Zehn Jahre später gab er die Administration ab, übernahm dafür die Betreuung der Pfarrei Obertrennbach als Pfarradministrator. Für die Reformen des zweiten Vatikanischen Konzils zwischen 1962 und 1965 zeigte sich Rudolf Salzer ausgesprochen aufgeschlossen: er führte in den Pfarreien die Liturgiereformen durch und forderte besonders die selbstverantwortliche Mitarbeit der Laien im kirchlichen Leben.
Sein Augenmerk lag auf der Gesellschaft, so gründete er den Ortsverband der katholischen Landjugend in der Pfarrei Reicheneibach, sorgte sich um kirchlichen Vereine und das Schrifttum, und kümmerte sich darum, das Pfarreienleben im Jahresreigen nach Möglichkeit zu erhalten und zu pflegen. Auch trug er Sorge für die kirchlichen Gebäude: unter seiner Leitung wurde die Pfarrkirche St. Simon und Judas Thaddäus in Reicheneibach baulich saniert sowie außen und innen renoviert, und sie bekam eine neue Orgel. Ebenso wurde die Nebenkirche in Sallach restauriert, die Kirche in Staudach innen renoviert und die Kirche Obertrennbach erhielt eine Orgel.
1979 wurde Rudolf Salzer durch Bischof Dr. Rudolf Graber der Titel „Bischöflich Geistlicher Rat“ verliehen. Mit 75 Jahren bot er im Sinne des Kirchenrechts seinen Amtsverzicht an, erklärte sich aber bereit die kleine Pfarrei Reicheneibach als Pfarradministrator weiter zu betreuen. Die verantwortliche Leitung der Pfarrei Obertrennbach gab er damit 1986 ab, hielt aber weiter – über 22 Jahre – in Obertrennbach einen Sonntags- und einen Werktagsgottesdienst.
Bundesverdienstkreuz
Die Verbindung zu seiner alten Heimat hielt er: waren auch die Gemeindemitglieder der Pfarrei Schlackenwerth durch Vertreibung oder Ausweisung in alle Winde verstreut, sammelte Rudolf Salzer die Adressen, ließ ein Verzeichnis sowie „Heimatbriefe“ drucken und versandte diese an seine einstigen Gemeindemitglieder. Auch organisierte er die ersten Heimattreffen in den neuen Wohngebieten und ab 1989 jenseits der ehemaligen Grenze. Für sein Engagement schlugen ihn die Schlackenwerther Gemeindemitglieder für das Bundesverdienstkreuz vor, das er von Bundespräsident Richard von Weizsäcker verliehen bekam. In der neuen Zeit haben sich gute Kontakte zur katholischen Pfarrgemeinde Ostrov, dem ehemaligen Schlackenwerth, ergeben. Durch die Öffnung der Grenzen 1989 konnte Rudolf Salzer seine nächsten Verwandten, die jenseits des eisernen Vorhangs in Sachsen lebten, öfter besuchen.
„Denken Sie immer daran: sie hatten 40 Jahre einen Pfarrer, der jeden Tag für Sie gebetet hat“
In den 90ziger Jahren förderte und unterstütze Rudolf Salzer die Sanierung der Herz-Jesu-Kirche in Neugeschrei und feierte 1995 zusammen mit Bischof Radkovsky in seiner ehemaligen Primizkirche sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Nach 42 Jahren als Pfarrer in Reicheneibach ging Rudolf Salzer am 1. September 2000 in den Ruhestand. Dekan Ammer erinnert sich an seine Verabschiedung: „Denken Sie immer daran: sie hatten 40 Jahre einen Pfarrer, der jeden Tag für Sie gebetet hat“, zitiert er Monsignore Salzer.
Dienstältester Priester
Rudolf Salzer war, auch durch seine Schwester und seinen Neffen, immer mit Wallersdorf verbunden geblieben. Am 31. Juli 2000 siedelte er nach Wallersdorf über. Dort engagierte er sich weiterhin, feierte zwei Mal die Woche im Caritas-Seniorenheim die Heilige Messe und vertrat den Ortspfarrer bei Gottesdiensten, Beerdigungen und Versehgängen. Als dienstältester Priester der Diözese Regensburg feierte Rudolf Salzer 2005 sein 70-jähriges Priesterjubiläum mit Gedenkgottesdiensten in Wallersdorf, Reicheneibach, in seiner Heimat Weipert-Neugeschrei und in Regensburg mit dem damaligen Bischof Gerhard Ludwig Müller in St. Emmeram. Im selben Jahr im November wurde Rudolf Salzer von seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. in die Reihe der päpstlichen Ehrenkapläne aufgenommen, am 6. Januar wurde ihm vom damaligen Bischof Gerhard Ludwig Müller die Ernennungsurkunde aus dem Vatikan überreicht.
Das Bistum Regensburg dankt Pfr. i.R. Msgr. Rudolf Johann Salzer für seinen treuen Dienst. Im Psalm 139 heißt es: „Käme ich bis zum Ende, wäre ich noch immer bei dir“. Monsignore Rudolf Johann Salzer ist ans Ende seines irdischen Lebens gekommen - und ist noch immer bei Gott.
Dekan Johann Ammer, Sekretär des Priesterrats