Hören, helfen, heilen – Prof. Andreas Wollbold sprach vor den Priestern über den Gehorsam
Am Montagnachmittag hat der Münchner Pastoraltheologe Prof. Dr. Andreas Wollbold vor den Priestern der Diözese Regensburg zum Thema „Gehorsam und Loyalität - Grundsätze und Bewährung angesichts von ,Amoris laetitia҅“ gesprochen. Die Stunden zur geistlichen Besinnung am Beginn der Karwoche fanden im Priesterseminar am Bismarckplatz statt.
Ein anvertrautes Amt ausüben
Prof. Wollbold unterschied zunächst den grundsätzlichen Glaubensgehorsam. Er drückt sich in dem biblischen Satz aus: „Der Glaube kommt vom Hören“ (Röm 10,17). Vom grundsätzlichen Glaubensgehorsam hob er den „eher kanonischen Glaubensgehorsam“ ab, der die Amtsträger betrifft. Dieser äußert sich in der Ehrfurcht und im Gehorsam gegenüber dem Bischof und, davon ausgehend, gegenüber dem Papst. Hier geht es um die Bereitschaft, ein anvertrautes Amt auszuüben. Das Gegenstück zur Ehrfurcht ist aber die Frechheit. Auch sprach Prof. Wollbold über die Gefahr für Kleriker, Gehorsamsverhältnisse zu veräußerlichen.
Nicht ohne Lebensweihe lebbar
Der Vorstellung der Priester und Diakone als Berufstätigen im System der Kirche setzte der Pastoraltheologe entgegen: „Das Priestertum ist nicht ohne Lebensweihe lebbar.“ Schließlich sei der Bischof, gemäß den Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, als Vater anzusehen, jedoch nicht als oberster Funktionär. Ihm obliege es insbesondere, die Einheit zu stärken. Im besonderen Verhältnis zu den Priestern seiner Diözese hat er seinerseits für ihr Wohlergehen zu sorgen. Dr. Wollbold: „Wenn alle mit dem Kopf durch die Wand wollen, verlieren wir alle dabei.“ In diesem Zusammenhang erinnerte er an Mittel und Symbole, die behilflich sein können, diese Einheit zu halten: die Priesterkleidung, das Stundengebet und die tägliche Feier der Heiligen Messe; die im Übrigen auch als „Verständigungsbasis“ zwischen den Generationen dienten.
Nichtzurückweisung, Zulassung, Widerspruch
Eigens ging Prof. Wollbold auf den Umgang mit geschieden wiederverheirateten Gläubigen ein; der weitaus größere Anteil seien diejenigen (kaum in „Amoris laetitia“ erwähnt), die „nicht verstehen, dass wir damit ein Problem haben“. Der gut begründeten Praxis weiter nachzugehen, sie beim Empfang der Kommunion nicht zurückzuweisen, bedeute nicht eine direkte Zulassung zu den Sakramenten. Dr. Wollbold erklärte, dies könne sonst wie Verurteilung oder Stigmatisierung wirken und eine Traumatisierung bedeuten. „Ich verzichte aus Klugheitsgründen, mit Autorität zu intervenieren. Der objektive Widerspruch bleibt.“ Hier seien Aufklärungsarbeit und Einigkeit nötig. Allerdings sei womöglich auch die Praxis des Kommunionempfangs („wie das Nehmen des Weihwassers“) zu selbstverständlich geworden. Prof. Andreas Wollbold empfahl eine vertiefte Spiritualität der Kommunion.
Gewissen braucht die Bildung
Er würdigte die Handhabung der pastoralen Frage im Bistum Regensburg. Was Konsequenzen für die Seelsorge in Zukunft betrifft, so sprach der Pastoraltheologe über eine verstärkte Gewissensbildung („Gewissen braucht Bildung“). Es gelte, die Betroffenen anzuhören, zu helfen, Wunden zu heilen, und praktischen Rat zu geben. Eigens unterstrich Dr. Wollbold die Bedeutung von Predigt und Katechese. In seinem Fazit hob er die Bedeutung des vollen Gehorsams gegenüber dem Herrn und seiner Kirche hervor. Der Professor wandte sich gegen das Bild der Zerrissenheit der kirchlichen Gemeinschaft sowie der Unklarheit des Zeugnisses.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer dankte dem Vortragenden für seine Ausführungen, die nicht zuletzt bemerken ließen, dass Dr. Wollbold als Priester mitten in der Seelsorge steht.