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Hochfest Verkündigung des Herrn

Das große Paradoxon Gottes


Regensburg, 25. März 2025

„Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt.“ Mit diesen Worten beginnt die wohl ungewöhnlichste Geschichte der Welt. Gottes Wort selbst wird Mensch, durch die Jungfrau Maria wird Jesus geboren. Die Verkündigung dieser großen Botschaft an Maria feiert die Kirche am 25. März mit dem Hochfest „Mariä Verkündigung“. Der sechste Monat ist in der Schrift genannt, weil das jüdische Neujahrsfest ראש השנה, gesprochen wird das „Rosh ha shana“, etwa ein halbes Jahr davor liegt: zumeist im Oktober. Und natürlich ist dieses christliche Hochfest nicht ohne Bedacht genau neun Monate vor den Heiligen Abend plaziert worden. 

Der Engel Gabriel offenbart den göttlichen Ratschluss und Maria sagt „Ja“ zu dieser alles andere als einfachen Botschaft – immerhin hatte sie einen Verlobten, dem sie irgendwie beibringen musste, wie sie als Jungfrau schwanger sein konnte. Die Botschaft des Engels ist voller Paradoxa: Das fängt schon mit der grundlegenden Tatsache an – Gottes Wort wird Mensch. „Warum?“, so möchte man fragen und sich dagegen sträuben. Gott muss doch der absolut Mächtige sein, der eben gerade kein Mensch ist, eben gerade nicht den menschlichen Beschwerden, Ängsten und Nöten unterworfen ist.

Und doch: Gottes Wort wird tatsächlich Mensch, um die Menschen zu erlösen. Der Schöpfer selbst wird Geschöpf, der Herr Knecht. Damit aber noch nicht genug. Man würde für diesen so außergewöhnlichen Vorgang doch sehr herrschaftliche Umstände annehmen. Einen Königspalast vielleicht oder etwas anderes Ausgefallenes. Aber nein, Maria aus Nazareth soll die Mutter des Erlösers werden. Über Maria kann eigentlich nichts anderes gesagt werden, als dass sie Jungfrau ist – und auch Nazareth strotzt nicht gerade von geschichtlicher oder politischer Bedeutung.

Eine Jungfrau wird Mutter

Alles scheint so gewöhnlich. Bis auf die Tatsache, dass Maria noch Jungfrau ist. Das ist das dritte Paradoxon: Eine Jungfrau wird ein Baby zur Welt bringen. Diese beiden Begrifflichkeiten passen einfach nicht zusammen. Das ist nicht möglich. Und doch macht Gott es möglich. Für ihn ist nichts unmöglich. Er lässt in dieser einen Stunde in Nazareth ganz Neues beginnen: „Als die Jungfrau zur Verheißung des Engels ihr Ja sagte, wurde Jesus empfangen, und mit ihm begann die neue Ära der Geschichte, die dann am Osterfest als ‚neuer und ewiger Bund‘ bestätigt werden sollte. In Wirklichkeit ist dieses ‚Ja’ Mariens der vollkommene Abglanz von jenem ‚Ja’, das Christus selbst gesprochen hat, als er in die Welt eintrat“, sagte Papst Benedikt XVI. beim Angelusgebet am 25. März 2007 – nachzulesen in der Regensburger Sonntagsbibel.

Dieses große „Ja“ der heiligen Maria feiert die Kirche am 25. März. Das mag wohl sehr seltsam wirken: Mitten in der Fastenzeit wird dieses doch so direkt auf Weihnachten hindeutende Hochfest begangen. Doch der tiefe Sinn besteht darin, dass damit unterstrichen wird, wie sehr die einzelnen Aspekte des Heilshandeln Gottes zusammenhängen. Unser Glaube sagt, dass Jesus Christus der Retter der Welt ist. Das ist er durch seinen Tod und seine Auferstehung, auf die wir uns in diesen Tagen der Fastenzeit vorbereiten. Das ist er aber auch durch seine Geburt, sein Leben, seine liebevolle Zuwendung zu den Menschen.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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