JOHANNA VON ORLEANS: Geheimnisvolle Heldin
Johanna von Orléans dürfte zu den geheimnisvollsten Heiligen der Kirche gehören. „Jean d’Arc“ gilt als französische Nationalheldin. Erst Jahrhunderte nach ihrem Tod erhob sie die Kirche zur Heiligen. Johanna wurde 1412 in Domrémy in Lothringen geboren. Frankreich litt unter dem „hundertjährigen Krieg“. England hatte große Teile Frankreichs besetzt. Johanna scheint früh schon eine fromme Frau gewesen zu sein. Später gab sie an, Stimmen gehört zu haben: Der Erzengel Michael, aber auch die heiligen Katharina und Margaret hätten ihr den Auftrag gegeben, die französischen Truppen im Kampf gegen die Englänger anzuführen.
Erfolgreiche Kriegsherrin
Johanna verließ ihr Elternhaus und schaffte es tatsächlich, beim französischen König vorgelassen zu werden. Johanna versprach dem König, endlich seine Salbung in Reims zu ermöglichen. Kurz darauf führte Johanna die französischen Truppen an und schaffte es tatsächlich, erhebliche Erfolge gegen die Engländer zu verzeichnen: So befreite Johanna die Stadt Orléans. Auch ihr Versprechen, die Königssalbung in Reims zu ermöglichen, konnte Johanna halten. Doch das Kriegsglück war nicht dauerhaft. Johanna scheiterte etwa an der Einnahme der Stadt Paris – in der Folge wendete sich der König wieder von ihr ab.
Tod auf dem Scheiterhaufen
Schließlich gelangte die Jungfrau in Gefangenschaft der Engländer, die ihr sofort den Prozess machten: Sie warfen ihr Häresie vor. Die göttlichen Stimmen habe sie nur erfunden, Anstoß erregte auch ihr männliches Auftreten in Ritterrüstung, schließlich warf man ihr auch vor, eine Hexe zu sein. Nach dem Urteil wurde Johanna zum Geständnis gedrängt: Unter der Drohung des Todes auf dem Scheiterhaufen löste sich Johanna von Orléans von ihren bisher geäußerten Ansichten. Nur kurz darauf widerrief Johanna ihr Geständnis und wurde am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Johanna wurde später rehabilitiert und nun als Heldin verehrt – aber auch als Heilige. Es dauerte lange, bis die Kirche das auch offiziell anerkannte, Papst Benedikt XV. sprach sie 1920 heilig. In der Bulle zur Heiligsprechung schreibt er: „Nun sollen sich die Augen aller Christen auf die neue Heilige richten, die zur Erfüllung des göttlichen Auftrags die Familie verließ, ihre Beschäftigungen als Frau aufgab, die Waffen aufnahm und die Soldaten zum Kampf führte; sie fürchtete später nicht die Todesdrohungen noch das ungerechte Urteil, das sie zur Verbrennung verurteilte. Weil sie wusste, dass sie unschuldig war – und keine Häretikerin, keine Hexe, keine vom Glauben Abgefallene oder Rückfällige – betete und flehte sie, von den Flammen umgeben. Sie wiederholte, dass sie nach dem Willen Gottes gehandelt hatte, bis sie beim Anblick des Kreuzes Kraft fand und schließlich ihren Geist aufgab.“
War Johanna von Orléans wirklich von Gott gesandt, um Krieg zu führen? Jedenfalls wurde die Heilige zum Opfer: Sie fiel politischen Intrigen zum Opfer und musste schließlich mit ihrem Leben für ihre Ideale bezahlen.
Die Kirche feiert die heilige Johanna von Orléans am 30. Mai.
Glasfenster: Johanna als Helferin eines Soldaten im 1. Weltkrieg, in der Pfarrkirche in Vaucouleurs.
Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon