News Bild Heutiger Weltflüchtlingstag am 20. Juni
Heutiger Weltflüchtlingstag am 20. Juni

"Dunkler Tag für Europa"

Home / News

Berlin/Aachen, 20. Juni 2023

108,4 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene weltweit hat das UNHCR im vergangenen Jahr erfasst. Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni erklärte Jonas Wipfler, Experte für Flucht und Migration und Leiter des Berliner Büros von Misereor vor wenigen Tagen:

"Angesichts der verheerenden Zahlen zu Geflüchteten und Vertriebenen, angesichts der vielen Opfer des Bootsunglücks vor der griechischen Küste in diesen Tagen wird deutlich: Flüchtende und Vertriebene brauchen mehr Schutz und echte menschenwürdige Antworten! Die Genfer Flüchtlingskonvention wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der dramatischen Lage der Flüchtlinge und Vertriebenen mit Fokus auf Europa entwickelt und verabschiedet. Heute beschneidet Europa Rechte und Schutz von Flüchtenden und stellt damit die Genfer Flüchtlingskonvention in Frage.

Die europäische Politik der letzten Jahre lässt Menschen ertrinken, wie wir es diese Woche vor der griechischen Küste wieder einmal dramatisch vor Augen geführt bekommen haben. Europa konzipiert Missionen auf dem Mittelmeer so, dass Soldat*innen nicht in die Verlegenheit kommen, Menschen in Seenot retten zu müssen. Europa kriminalisiert Helfer*innen, baut Zäune, schiebt Menschen zurück in Unsicherheit, lässt Autokraten alimentieren, damit weniger Geflüchtete zu uns durchgelassen werden. Europa nimmt selbst Drohnenangriffe auf Schleuser, die auch Schutzsuchende gefährden, kommentarlos hin, lässt Griechenland, Spanien und Polen auch nach Todesfällen an den EU-Außengrenzen quasi kritiklos gewähren. Europa finanziert von der UN als unsicher bezeichnete Staaten wie z.B. Libyen für ihre Migrationspolitik, in denen gezielt Gewalt gegenüber Migrant*innen ausgeübt wird und wo sie keinen Rechtsstatus haben. Und jetzt will Europa an den europäischen Außengrenzen Familien und Kinder in sogenannte Asylzentren sperren, bis geklärt ist, ob eine Chance auf Asyl besteht. 

Asyl- und Migrationspolitik ohne christliche Werte

Menschenrechte sind für alle Menschen gemacht und der humanitäre und faire Umgang mit Schutzsuchenden ist keine freiwillige Option. Europa macht sich unterlassener Hilfeleistung schuldig, tagtäglich und seit Jahren.  Europäische Politik vertritt in der Asyl- und Migrationspolitik nicht mehr die christlichen Werte von Menschenliebe, Solidarität und Gleichheit. Die Europäische Union versagt an ihren Ansprüchen und kann die Schwächsten nicht schützen. Der Internationale Flüchtlingstag ist in diesem Jahr ein dunkler Tag im internationalen Kalender, besonders für Europa."  

Text: Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V.

(SSC)

Weitere Infos

Als Werk für Entwicklungszusammenarbeit der katholischen Kirche kämpft MISEREOR für Gerechtigkeit und Bildung, gegen Hunger, Krankheit, Ausgrenzung und Menschenrechtsverletzungen sowie deren Ursachen. Gemeinsam mit einheimischen Partnern unterstützt es Menschen unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Kultur und ihrer Hautfarbe. Seit der Gründung im Jahr 1958 wurden über 113.000 Projekte in Afrika und dem Nahen Osten, in Asien und Ozeanien, in Lateinamerika und der Karibik gefördert. MISEREOR ist Mitglied im Bündnis Entwicklung Hilft.



Nachrichten