Regensburg, 13. Mai 2025
Das furchtbare Gemetzel des ersten Weltkriegs, die Oktoberrevolution in Russland – das war 1917. Im selben Jahr spricht in einer entlegenen Gegend Portugals die Gottesmutter vom 13. Mai bis zum 13. Oktober monatlich zu drei Hirtenkindern. Der liturgische „Gedenktag der seligen Jungfrau Maria von Fatima“ wird jedes Jahr am 13. Mai gefeiert.
Die Reaktionen auf die von den Seherkindern überbrachte Botschaft der Gottesmutter waren von einem Auf und Ab von Anerkennung und Ablehnung geprägt. Da gab es die Drohungen der staatlichen Behörden gegen die Seherkinder, schließlich das Anwachsen der Wallfahrt und die Anerkennung der Erscheinungen durch den Bischof von Fatima am 13. Oktober 1930.
Der besondere Rang der Marienerscheinungen von 1917
Unter den zahlreichen kirchlich anerkannten Marienerscheinungen nimmt das Geschehen von Fatima einen besonderen Rang ein. Als „Kurzevangelium“ erweisen sich die Worte der Madonna von Fatima zuallererst darin, dass sie den Menschen einer Gott entfremdeten Welt das Wirken Gottes neu zu Bewusstsein bringen will. Die inhaltsreichste Erscheinung war die dritte (vom 13. Juli 1917): Hier werden die mit persönlichen Anweisungen beginnenden Worte Marias erweitert zu grundsätzlichen Mahnungen und Verheißungen an die Menschheit.
Rosenkranz-Gebet für den Frieden
Mit großem Nachdruck spricht die Gottesmutter die Forderung nach dem beständigen Beten des Rosenkranzes aus: „Ich möchte, dass ihr am Dreizehnten des kommenden Monats wieder hierher kommt, dass ihr weiterhin jeden Tag den Rosenkranz zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz betet, um den Frieden für die Welt und das Ende des Krieges zu erlangen, denn nur sie allein kann es erreichen.“ Maria möchte die Menschen zur Annahme des von Gott geschenkten Heils bewegen. In der dritten Erscheinung sagt sie: „Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele gerettet werden, und es wird Friede sein. … Am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren.“ Diese Botschaft verheißt ewiges Heil und zeitliches Glück, übernatürliche Seligkeit und irdischen Frieden.
Umkehr und Gebet
Der „Weckruf von Fatima“ ist – so Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1982 in seiner Predigt in Fatima, genau ein Jahr, nachdem er vom Attentäter auf dem Petersplatz niedergeschossen wurde – „inhaltlich im Evangelium und in der ganzen Tradition so tief verwurzelt, dass sich die Kirche dieser Botschaft verpflichtet fühlt“. Die Botschaft der Madonna von Fatima ist der Ruf zur Umkehr und Buße, wie wir ihn im Evangelium finden. Der Ruf zur Umkehr verbindet sich immer mit dem Ruf zum Gebet. Die Mutter Christi ist besorgt um alle Menschen und Völker, die vom Glaubensabfall bedroht sind.
Dem Herzen Jesu nahe
Die Botschaft von Fatima ist eng verbunden mit der Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens. Was ist damit gemeint? Das sündenfreie Herz Marias steht in engster Verbindung mit dem Herzen ihres Sohnes. Das Herz der Gottesmutter ist mit jener Liebe zu den Menschen geöffnet, mit der auch Christus die Menschen geliebt und sich am Kreuz für sie hingegeben hat. Die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen heißt, dass wir uns mit der Fürsprache der Gottesmutter dem Lebensquell des Herzens Jesu nähern. Das Herz Jesu ist Ursprung neuen Lebens und neuer Heiligkeit. Die Welt und die Menschen dem sündenfreien Herzen Mariens weihen heißt, sich von der Mutter Christi helfen lassen bei der Rückkehr zur Quelle der Erlösung.
Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens
Papst Pius XII., der genau am 13. Mai 1917 die Bischofsweihe empfangen hatte, weihte 1942 die Menschheit dem Unbefleckten Herzen Mariens. Papst Johannes Paul II. hat am 25. März 1984 in Rom diese Weihe erneuert. Der Papst aus Polen hat gewaltige Schritte unternommen, um in der Kirche die prophetische Botschaft von Fatima zu fördern. In den Jahren nach der 1984 erfolgten feierlichen Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens ist das kommunistische System in den Ländern des Ostblocks zusammengebrochen. Der Ruf zu Buße und Umkehr im Geist des Evangeliums, den Maria an uns gerichtet hat, ist immer aktuell. Angesichts neuer Bedrohungen der Menschheit (Terrorismus, Kriege, Vertreibung, Hunger, Verelendung von Menschen usw.) ist er auch heute äußerst dringlich.
Der Friede Jesu Christi
Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen wir heute? Wir können an die Säkularisierung und an den Glaubensschwund in Europa denken. Peter Scholl-Latour hat einmal festgestellt, der Westen müsse Angst haben vor seiner eigenen Glaubensschwäche. In seiner Predigt am 14. Juni 2016 in Fatima hat Bischof Rudolf Voderholzer gesagt: „Bitten wir die Gottesmutter auch, dass sie in dieser weltgeschichtlich außerordentlich angespannten und bedrohlichen Situation das Ihre dazutue, dass sich alle Herzen dem wahren Gott in Jesus Christus zuwenden als der Quelle des wahren Friedens.“
Zu Gott kommen
Wir leben in einer Zeit, in der es viele Versuchungen der Gottvergessenheit gibt. Durch die Informationsflut wird das Gebet, das Betrachten des Lebens Jesu schwieriger. Wer beten will, muss sich Ruhe und Konzentration dafür erkämpfen. Doch dieser Kampf lohnt sich. Wer mit Gott verbunden ist, bleibt in der Hoffnung und in der Zuversicht, in der Freude und in der Liebe. Er wirkt zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen. Die Botschaft von Fatima zeigt uns, wie wir Christen leben sollen, was der Welt zum Heil und zum Frieden dient und wie alle Menschen zu Gott kommen können.
Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Vorsitzender des Institutum Marianum Regensburg
(SSC)