News Bild Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser erfüllt letzten Wunsch

Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser erfüllt letzten Wunsch

Abschied am Königssee

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Schönau am Königssee / Regensburg, 24. Februar 2025

Die Berge ragen still in den Himmel, das Wasser liegt glatt und tiefgrün da, als würde es die Zeit anhalten. Ein warmer Sonnenstrahl dringt durch abziehende Wolken, trotz der kalten Jahreszeit. Heinz atmet tief durch – so tief, wie es seine kranke Lunge noch zulässt. „Jetzt bin ich also doch noch hier“, sagt er leise. Dann lächelt er.

Heinz ist 71 Jahre alt, Lungenkrebs im Endstadium. Er weiß, dass dies sein letzter großer Ausflug sein wird. Die Chemotherapien haben nicht geholfen, die Immuntherapie auch nicht. Er hat beschlossen, keine weiteren Behandlungen mehr zu machen. „Ich weiß, was bald kommt – und meine Familie weiß es auch. Es ist halt so“, sagt er mit einer Ruhe, die seine Begleiter tief berührt: „Einen so in sich ruhenden, aufgeräumten und abgeklärten Fahrgast habe ich selten gefahren“, so Ulrich Weniger, Koordinator des Herzenswunsch-Krankenwagens der Diözese Regensburg und der Deggendorfer Malteser.

Begleitet wird er von seiner Kollegin aus Deggendorf, der angehenden Notfallsanitäterin Daniela Kiermeier. Statt weiterzukämpfen, wünscht sich Heinz nur eines: „Jahrzehnte war ich Busfahrer und bin überwiegend im Fern-/Reiseverkehr gefahren. Ich war in allen Städten, Rom und sogar Paris, aber an den Königssee habe ich es nie geschafft.“ Das wollte er jetzt dringend nachholen.

Der Himmel öffnet sich ein letztes Mal

Es regnet, als der Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser sich auf den Weg macht. Der Himmel weint – als wüsste er, dass dies eine Abschiedsfahrt ist. Doch mit jedem Kilometer klart es auf. Am Königssee wartet plötzlich Sonnenschein. „Der Herrgott hat ein Einsehen mit uns. Er weiß, dass wir unterwegs sind“, meint Heinz zu seiner Reisegruppe. Er will sich nicht schieben lassen, nimmt seinen Rollator und geht die 500 Meter zum Schiff allein. Das Atmen fällt ihm schwer, das Sauerstoffgerät summt leise an seiner Seite. Er bleibt stehen, macht Fotos mit seinem Handy – als wolle er sich jeden Moment in die Erinnerung brennen.

Das Schiff gleitet über den stillen See. Dann wird es plötzlich ganz ruhig. Der Kapitän hebt das Flügelhorn, bläst eine klare Melodie in die Berge. Sekunden später kommt der Ton zurück – erst sanft, dann stärker, als wolle das Gebirge selbst Heinz’ Leben nacherzählen. Er lauscht lange, dann nickt er. In St. Bartholomä besucht er die Kirche, Dann sitzt er im Wirtshaus, genießt seinen geräucherten Fisch. „Schöner hätte es nicht sein können“, sagt er.

Als sie für die Rückfahrt ins Schiff steigen, zieht Nebel über dem Watzmann auf. Die Berge verschwinden langsam in Grau, als würde der Vorhang fallen. Zurück im Herzenswunsch-Krankenwagen beginnt es zu regnen. Am Abend im Hospiz sagt Heinz nur einen Satz: „Ich hatte einen wunderschönen Tag.“ Und am nächsten Morgen berichten die Pflegekräfte: Heinz sei glücklich, er schwebe auf Wolke sieben. Vielleicht wird das Echo dieses Tages bleiben – nicht nur in den Bergen, sondern in den Herzen aller, die ihn begleiten durften.

Text: MHD

(sig)



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