News Bild Hauptfest der Armen-Seelen-Bruderschaft Lohwinden

Hauptfest der Armen-Seelen-Bruderschaft Lohwinden

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Einmal im Jahr feiert die Armen-Seelen-Bruderschaft Lohwinden (Pfarrei Gosseltshausen bei Wolnzach) ihr Hauptfest. Bis auf den letzten Platz war die Wallfahrtskirche Mariä Geburt am Sonntag besetzt, als Generalvikar Michael Fuchs dem Festgottesdienst vorstand. Als Konzelebrant stand ihm Pfarrer Josef Schemmerer zur Seite, der sich herzlich für das Kommen des Generalvikars und die glaubensstarke Predigt bedankte.
Ein „Vergelts Gott“ mit Dankurkunde erhielten fünf Mitglieder für die treuen Jahre des Gebetes und des gelebten Glaubens, die seit 30, 45 und 60 Jahren der Armen-Seelen-Bruderschaft Lohwinden angehören.

In seiner Festpredigt hielt Generalvikar Michael Fuchs ein starkes Plädoyer für die Würde des Menschen: „Liebe Mitglieder der Armen-Seelen-Bruderschaft, liebe Schwestern und Brüder im Herrn, ´o Herr gib ihnen die ewige Ruhe, das ewige Licht leuchte ihnen. Herr lasse sie ruhen in Frieden. Amen.` So beten wir immer wieder für unsere Verstorbenen. Wir tun es nicht nur vor einer Beerdigung oder an Allerseelen. In all unserem Beten für die Lieben, die von uns gegangen sind, beten wir für sie. Schon im Alten Testament, die sich in früherer Zeit gar nicht sicher waren, wie es nach dem Tod weitergeht, wird in den letzten Jahrhunderten vor Christus das Gebet für die Toten gelobt. Warum tun wir das also? Warum preisen wir nicht einfach den Herrn, der alle zu sich in den Himmel holt? Oder warum gehen wir nicht einfach, wie viele unserer Zeitgenossen nach dem Tod eines Angehörigen möglichst schnell zur Tagesordnung über, weil eh alles aus ist nach dem Tod. Warum beten wir? Da muss noch was fehlen zur ewigen Glückseligkeit, sodass wir unsere Hände falten. Da muss es noch einen Zustand geben, in dem wir auf dem richtigen Weg sind, aber noch nicht am Ziel. Im deutschen Sprachraum hat man diesen Zustand immer wieder „Das Fegfeuer“ genannt. Und man hat sich den Zustand in bunten und schrecklichen Farben ausgemalt: Ein riesiger Raum mit loderndem Feuer und Dämonen, die kräftig einheizen. In diesen Wochen ist es nicht schwer, sich dieses Bild vorzustellen. Es ist heiß, brütend heiß. Aber wozu sollte ein Feuerofen in der Ewigkeit gut sein? Nur um die Menschen zu quälen? Das hilft uns kaum weiter. Die Bruderschaft von Lohwinden, die heute ihr alljährliches Hautfest feiert, nennt sich die „Armen-Seelen-Bruderschaft“, und das führt uns schon etwas weiter. Die Seelen der Verstorbenen sind arm, weil sie noch nicht am Ziel sind, weil sie noch nicht ganz bei Gott sind. Sie sind arm, weil sie voller Sehnsucht nach Gott sind, ihn sehen, wie sehr er in Jesus Christus sie geliebt hat, wie Christus jedem einzelnen Menschen nachgegangen ist, sie umsorgt hat, sie getröstet hat, ihnen die Schuld vergeben hat, sie gestärkt hat in der Heiligen Messe und im Gebet. Und sie sind immer wieder in die Sünde verfallen, in alte Fehler und Laster. Das zu sehen, tut weh, das brennt wie Feuer in den Seelen. Ein Feuer, das viel mehr schmerzt wie das Feuer aus Holz.
Wir kennen diesen Seelenschmerz schon in dieser Welt zur Genüge. Gott wird uns, wenn wir am Lebensende ihn herbeisehnen, reinigen wollen. Aber das geht nicht als fauler Zauber. Das ist ein Reinigungsprozess, wie eine Wunde, die heilt und heilt, aber eben noch nicht zugeheilt ist. So nennen andere Sprachen das Fegefeuer „Reinigungszustand“. Gott reinigt uns. Er heilt uns durch und durch. Deswegen sind die „Armen Seelen“ eigentlich glückliche Seelen, weil sie erfahren: Sie sind gerettet, sie sind auf dem richtigen Weg, wenn sie auch noch nicht am Ziel sind. Ihre Bruderschaft, liebe Lohwindner, hält diesen Glauben an das Jenseits wach. Dafür kann man ihnen nicht genug danken. Ich möchte das auch noch anders begründen, warum mir das so wichtig ist. Der Gedanken von den Armen Seelen, vom Fegfeuer, vom Ewigen Leben und auch der von der realen Möglichkeit der Hölle ist nur möglich, weil wir den Tod ernst nehmen. Wir haben ja heutzutage immer öfter die Idee der Wiedergeburt in den Köpfen unserer Zeitgenossen. Und ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich gar nicht um eine fernöstliche Idee handelt, sondern um eine Verklärung unserer Leistungsgesellschaft: Was ich in dem jetzigen Leben nicht schaffe an Arbeit und Leistung, das mache ich im nächsten oder übernächsten. Und was mir jetzt nicht gelingt, in den 70 oder 80 Jahren nicht gelingt, das gelingt mir vielleicht beim nächsten oder übernächsten Mal. Das ist Leistungsgesellschaft ins Unendliche verlängert. Und welchen Wert hat dann ein einzelnes Leben, wenn es ständig wiederholt wird? Was ist es wert, wenn man es wieder von vorne beginnen kann? Wie ein Würfelspiel, das ich sooft spiele, bis ich mal drei Sechser geworfen habe? Der Wert des Menschen im christlichen Sinn ist ein ganz anderer: Der Mensch ist von Gott einmalig geschaffen. Keine Kopien und Klone, sondern einmalig. Und eins ist auch das Leben. In einem modernen Lied heißt es: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Heute wird getan oder auch vertan.“ Weil das Leben einmalig ist, ist es auch so wertvoll, dass der Mensch eine einmalige Würde besitzt. Und das von der Empfängnis bis zum Tod. In jedem einzelnen Menschen ist diese unwiederholbare Würde, die ihm Gott geschenkt hat. Das ist das Freudige am Menschen, macht aber auch den Ernst des Lebens aus. „Heute wird getan oder auch vertan.“ In dieser Würde steckt dann auch die Verpflichtung der gegenseitigen Achtung voreinander, die Grundsätze des menschlichen Zusammenlebens, wie sie etwa in den Geboten vier bis zehn zur Geltung kommen. Was etwas theoretisch klingt, wird sehr schnell konkret, wenn wir die Zeitungen dieser Tage aufschlagen. Wie schwer verständlich werden da die Angriffe und Gegenangriffe von Hisbollah, Israelis und Palästinensern, wie schwer begreifbar werden da solche Regeln wie: Schlägst du mir meinen Bruder, bring ich deinen ganzen Stamm um die Ecke. Haust du mir einen Zahn aus, schneide ich dir den Hals ab. Da wirkt die alttestamentliche Regel: Auge um Auge, Zahn um Zahn noch wie eine wohltuende Eindämmung der Gewalt. Ich sage auch ganz offen, dass es für mich schwer verständlich ist, nicht sofort eine Waffenruhe zu verlangen. Die Bundeskanzlerin will keine Waffenruhe, das gegenseitige Morden von unschuldigen Kindern und anderen Zivilisten soll weitergehen. Wer an der Gott-geschenkten Menschenwürde festhält, dem muss es um den Schutz der Menschen gehen, die jeweils einmalig mit der ganzen Liebe Gottes geschaffen wurden und für das ewige Leben bestimmt sind. Gehen wir an das andere Ende des Lebens: An den Anfang. Seit August 2005 wird deutlich, dass Amnesty international einen großen Fehler begeht. Die Organisation ist eigentlich bekannt dafür, für die Menschen einzutreten, gerade für die Entrechteten und Unterdrückten. Leider hat sie jetzt in einer wichtigen Frage eine Kehrwendung gemacht. Sie diskutiert in diesen Monaten darüber, ob sie in Bezug auf Abtreibung nicht ein Recht auf Abtreibung fordern solle. Es gibt viele Stimmen innerhalb von amnesty international die dies fordern. So sagte die internationale Chefin der Organisation, Irene Khan, vor kurzem: „Es gibt kein Recht auf Leben für einen Fötus.“ Welch Ironie. Eine Organisation, die sich den Kampf für die Kleinen und Schwachen, für die Unterdrückten und Entrechteten auf ihre Fahnen geschrieben hat, macht sich zum Vorkämpfer gegen die Kleinsten unserer Gesellschaft, die Menschen nämlich, die noch nicht geboren sind. Von Gott ist jeder Mensch mit unendlicher Liebe geliebt und gewollt, ob 2 cm oder 1,80 m groß, ob fünf Wochen oder 70 Jahre, ob im Mutterleib oder im Rollstuhl, ob mit zwei Fingern, Trisomie 21, roten Haaren oder einer lauten Lache ausgestattet: Gott hat ihn geschaffen und für jeden Menschen ist Jesus Christus am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferstanden, damit dieser Mensch einst auch mit Christus auferstehen darf zum ewigen Leben. Somit hängt das Diesseits, der Kampf um eine gerechte Welt, und das Jenseits, das Ziel unseres Lebens zuinnerst miteinander zusammen. Das Jenseits ist keine billige Tröstung, um sich hier auf dieser Welt nicht anstrengen zu müssen. Das Jenseits ist vielmehr das große Zielt, zu dem wir – wie der heilige Paulus sagt – wie ein Läufer unterwegs sind.
Auf diesem Weg dürfen wir unsere Sorgen ganz der Mutter Gottes anvertrauen, die hier als „Unsere Liebe Frau von Lohwinden“ in besonderer Weise verehrt wird. Sie ist in allen Jahrhunderten als die „Mutter der Betrübten“ angerufen worden, und wir dürfen zu ihr kommen auch im Gebet für die, die schon von uns gegangen sind. „Heilige Maria, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.“ Vor allem aber zeigt uns Gott an Maria, was er mit uns noch alles vorhat. Maria war Jesus nahe, auch durch alle Schwierigkeiten hindurch. Denken wir nur, wie sie immer wieder angefeindet wurde wegen ihres Sohnes. Und schauen wir auf das Kreuz, unter dem Maria stand, nachdem fast alle Jünger sich davongeschlichen hatten. Mit den Jüngern war sie versammelt im Gebet um den Heiligen Geist. Und von ihr bekennt schließlich die Kirche, dass Gott sie am Ende des Lebens in den Himmel aufgenommen hat mit Leib und Seele. Und auch wir bekennen im großen Glaubensbekenntnis „Die Auferstehung des Fleisches“. Wenn das kein Lebensziel ist! Zu diesem Ziel darf die „Armen-Seelen-Bruderschaft“ immer wieder aufrufen und den Gedanken an den Menschen wach halten, der von Gott erschaffen und mit einer einmaligen Würde ausgestattet und berufen ist, mit Gott und in Gott zum Heil zu gelangen. Dafür lohnt es sich zu leben und für andere einzutreten. Dafür lohnt es sich auch, immer wieder die Hände zu falten im Gebet dafür, dass unsere Verstorbenen von Gott gereinigt werden in dem Zustand, den wir Fegfeuer oder Reinigung nennen, damit sie dieses Ziel ereichen, zu dem wir noch auf Erden unterwegs sind: Die ewige Glückseligkeit mit Gott und den Menschen, die Freude und Fröhlichkeit, die wir Himmel nennen, und die kein menschliches Fest, keine Hochzeit, kein Geburtstag und kein Jubiläum je ausloten kann, sondern die Vollendung des Menschen durch Gott ist. AMEN.



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