Ukraine/ München, 20. Februar 2023
Rund ein Jahr nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine hat die griechisch-katholische Kirche angekündigt, ihre Priester und Mitarbeiter stärker in der Erkennung und Behandlung psychischer Erkrankungen zu schulen.
Grund seien die zunehmenden Traumata bei der Bevölkerung, teilte das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, in einer vom weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) veranstalteten Online-Konferenz mit: „Fast 80 Prozent der Ukraine benötigen Hilfe, um ihre Traumata aufzuarbeiten. Unsere Aufgabe als Kirche ist es, dazu beizutragen, die Wunden der Menschen zu heilen.“
„Wunden des Volkes heilen“
Schewtschuk betonte, dass eine Therapie psychischer Erkrankung unter normalen Umständen Aufgabe der Fachleute sei. Diese hätten jedoch in der Ukraine einen schweren Stand, und zwar aus historischen Gründen: „In der Sowjetunion wurde die Psychologie oft als Instrument der staatlichen Unterdrückung eingesetzt. Darum haben viele Ukrainer Angst, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen und kommen zuerst zu einem Priester. Deshalb müssen wir die Seelsorger auf diese Art der Beratung vorbereiten.“ Dies sei ein erster Schritt hin zu einer klinischen und psychologischen Hilfe.
Im vergangenen Jahr habe die Kirche schwer traumatisierte Personen in Kliniken oder zur Rehabilitation ins Ausland geschickt. Der Bedarf sei jedoch so groß, dass nun im Land Anlaufstellen geschaffen werden müssten. Angedacht seien zum Beispiel Beratungsstellen in jeder Diözese, an die Seelsorger verweisen könnten. „Kirche in Not“ hat für dieses Anliegen seine Unterstützung zugesagt; weitere Schritte werden aktuell geprüft.