Österliche Bußzeit. So wird die Fastenzeit genannt, in der wir uns ab Aschermittwoch innerlich auf Ostern vorbereiten. Zeit, sich Gedanken zu machen zu den Themen Umkehr und Buße.
Umkehr: Wende hin zu einem Leben in neuer Qualität
„Am Anfang des Christseins“, schrieb Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika Deus caritas est, „steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.“
Christus ruft jeden Menschen zu sich, ein erstes Mal ins Leben und dann ein zweites Mal in die Umkehr und Heimkehr zu ihm. Er hat sich vorgestellt als Weg, Wahrheit und Leben (Joh. 14,6) für alle Menschen aller Zeiten und aller Länder.
Weil wir uns in unserem Alltag nur allzu oft von Christus trennen und Irrlichtern folgen, sind wir immer und jeden Tag aufs Neue eigeladen, umzukehren voller Hoffnung, mit offenen Armen empfangen zu werden.
Was Umkehr ganz praktisch bedeutet, erfahren wir von Jesus selbst. Er erzählt dazu eine Geschichte, nämlich das Gleichnis vom verlorenen Sohn. (Lukas 15,11-32). Der Sohn, der sich sein Erbe auszahlen lässt, sich seiner Willkür überlässt und seine Verlorenheit erkennen muss, nachdem alles aufgebraucht ist, was sein Vater ihm überließ. Der Sohn kehrt um, geht nach Hause, und wird gegen alle menschliche Logik und sehr zum Ärger seines älteren Bruders vom Vater mit offenen Armen aufgenommen.
Warum uns Gott immer wieder mit offenen, gesetzesvergessenen Armen erwartet, erfährt man bei Lukas auch im 15. Kapitel kurz vor dem Gleichnis: „Im Himmel wird mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über 99 Gerechte, die keine Umkehr nötig haben.“ (Lukas, 15,7) Das sagt Jesus übrigens zu den Theologen, die sich entrüsten, weil sie Jesus in Gesellschaft der Ausgecancelten seiner Zeit treffen. Die, die der Katholikentag nicht eingeladen hätte.
Die offenen Arme bedeuten übrigens nicht, dass auch nur ein Gebot Gottes außer Kraft gesetzt ist. Gott ist weder reformwütig noch Relativist. Gott ist die Liebe, wie Benedikt XVI seine Enzyklika überschrieb, die eingangs zitiert wurde. Und geliebt werden alle Geschöpfe, selbstverständlich auch die Sünder. Abzulehnen ist die Sünde. „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“, sagt Jesus der Ehebrecherin unter vier Augen, nachdem er sie vor dem empörungseifrigen Cancel-Mob in Schutz genommen hatte. (Joh. 8,11)
Umkehr ist eine Wende hin zu einem Leben in neuer Qualität, getragen von der Fülle, die nur Gott schenken kann. Im Kern geht es darum, mehr und mehr fest zu werden gegen den Glitzer und Glamour der Götter aus Gips und Plastik und gleichzeitig sein Herz immer mehr zu öffnen für alles Gute und Schöne, das Gott für uns bereitet hat. Ob man die Entscheidung für Gott treffen und umsetzen will, das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Auf die offenen Arme des Vaters zu hoffen, dazu ermutigt Christus jeden, der lebt und atmet.