„Füreinander leben macht die Gegenwart Gottes im Miteinander spürbar“ - Bistum Regensburg feiert den Tag des geweihten Lebens
) „So wie Familienfeste wichtig sind, bei denen man Onkel und Tanten trifft, die man schon lange nicht mehr sehen konnte, so hat auch der Tag des geweihten Lebens mit der gemeinsamen Gottesdienstfeier und der anschließenden Begegnung der vielen Schwestern und Brüder eine große Bedeutung für uns alle“, erklärt freudestrahlend Katharine Zepf. Die 35 Jahre junge Frau arbeitet in einem Landratsamt im Regensburger Land und auch äußerlich wirkt sie auf jeden unauffällig, denn sie trägt keine Tracht wie beispielsweise eine Ordensschwester. Und doch hat sie für sich, wie viele andere auch, eine besondere Lebensweise gewählt. Katharine Zepf ist Angehörige der Fokolar-Bewegung, einer Gemeinschaft von Frauen, die ihr Leben ganz der Liebe Gottes verschrieben haben.
Bereits in der Predigt während der Pontifikalvesper im Regensburger Dom St. Peter bestärkte Bischof Gerhard Ludwig Müller die Ordensleute und die geistlichen Bewegungen in Ihrer Berufung. Sie bedeute Kraft im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe für die ganze Kirche. Die zu geringe Zahl nachwachsender Berufungen sei kein Grund, niedergeschlagen zu sein. Sie könne die Ordensleute und geistlichen Gemeinschaften nicht davon abhalten, in Treue zu Gott und zur Kirche ihren Weg der Nachfolge zu gehen. Die Sprecher der Orden und Bewegungen bedankten sich herzlich für diese Rückenstärkung. „Es ist gut zu wissen, dass Sie hinter uns stehen, hochwürdigster Herr Bischof – so wie auch wir hinter Ihnen stehen“, betonte Pater Dr. Martin Bialas.
„Ich lebe das geweihte Leben in der ganzen Hingabe zu Gott aber mitten im Leben“, betont die Fokolarin im Interview: „In jedem Menschen, den ich treffe, begegne ich auch Gott. Jeden Tag die Gegenwart Gottes persönlich zu spüren, hat mich von Anfang an fasziniert. Diese Mischung daraus, mitten im aktiven Leben zu stehen und die innere Einkehr täglich zu leben. Dabei ist es der Fokolar-Bewegung wichtig, für die Einheit in der Welt zu leben. Einer Einheit zwischen Konfessionen, Religionen und Kulturen“. In Regensburg teilt sie dieses Leben mit vier anderen Frauen, mit denen sie auch in einer Wohngemeinschaft zusammenlebt. Beruflich aber kommen alle aus verschiedenen Sparten. Von der Tätigkeit in einer Arztpraxis, der Leitung einer Erziehungseinrichtung bis hin zur Erwachsenenbildung treffen hier ganz verschiedene Bereiche aufeinander. Doch alle teilen ein gemeinsames geistiges Zentrum, so die 35-jährige: „Wenn zwei Menschen oder mehr die Liebe füreinander so leben, wie Gott uns liebt, dann wird die Gegenwart Gottes im Miteinander spürbar. Und das ist es, was das Leben in der Fokolar-Bewegung ausmacht!“
Die Fokolar-Bewegung gehört wie viele andere Gemeinschaften in der Katholischen Kirche zum Bereich des „Geweihten Lebens“. Grundsätzlich sind alle Christen zur Heiligkeit berufen. Die Familie ist also der Grund, der Boden, der geeignete Lebensraum aus dem die verschiedenen Berufungen der Kirche entspringen: Die Berufung zur Ehe und Familie und die Berufungen zum geweihten Leben und zum ordinierten Amt. Zum ordinierten Amt in der Kirche gehören die Diakone, die Priester und Bischöfe. Das geweihte Leben in der Katholischen Kirche ist sehr vielfältig. Es gibt die Mönche und Nonnen (monastische Orden, z. B. Benediktiner, Zisterzienser), die in größerer Abgeschiedenheit ihres Klosters leben und in sehr verschiedenen Aufgaben ihrer klösterlichen Gemeinschaft tätig sind, die apostolisch tätigen Gemeinschaften von Frauen und Männern, die in eigenen Bildungseinrichtungen oder Krankenhäusern tätig sind bzw. auch in staatlichen Einrichtungen ihren qualifizierten caritativen Dienst tun. Säkularinstitute sind Gemeinschaften von Frauen und Männern, die das säkulare Leben der Menschen in der Gesellschaft teilen, ihren Berufen nachgehen und eine konkrete Spiritualität und Sendung haben, einen Gründer oder Stifter haben. Die Gesellschaften Apostolischen Lebens sind vor allem Männer, Priester wie Brüder, die sich zu einem Dienst für die Kirche zusammenschließen. All diese Formen sind gemeinschaftliche Lebensformen, mit einem Oberen, einer Regel und einer Sendung für die Kirche und die Welt.
Darüber hinaus gibt es noch die ursprünglichen sehr alten Formen des geweihten Lebens in der Kirche: Die Eremiten, die in strengerer Abgeschiedenheit von der Welt sich zum Gebet und zur Buße zurückziehen und unter der Leitung des Diözesanbischofs ihre eigene Regel und Gelübde leben. Ebenso gibt es die geweihten Jungfrauen. Sie stellen ein Zeichen der Kirche als Braut Christi dar. Dabei handelt es sich um die älteste Form des geweihten Lebens in der Kirche, die auf die ersten Jahrhunderte der Kirche zurückgeht. Diese Frauen leben alleine und gehen ihren Berufen nach, vereinen sich aber mit der gesamten Kirche im Gebet, vor allem durch das Stundengebet der Kirche, dem persönlichen Gebet und der Betrachtung der Hl. Schrift. Die Kirche kennt aber auch neue Formen des geweihten Lebens an, die oft durch Kernkreise von Frauen und Männer in neueren Geistlichen Gemeinschaften und Kirchlichen Bewegungen zu finden sind. Es handelt sich dabei um Frauen oder Männer, die sich ganz in den Dienst Christi und seiner Kirche an diese Bewegungen auf Lebenszeit binden und sich Christus ganz schenken.
Predigt des Bischofs im Wortlaut.