Fünfter Pilgerweg „Auf Wolfgangsspuren durch das Bistum“ von Thalmassing zur 1000-jährigen Wolfgangseiche
400 Gläubige feiern Andacht bei Naturdenkmal
Thalmassing, 16. Juni 2024
Die feste Verwurzelung des heiligen Wolfgangs im Glauben stand im Mittelpunkt der fünften Station des Pilgerweges mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer unter dem Motto „Auf Wolfgangsspuren durch das Bistum“. Dabei ging es am Sonntagnachmittag von Thalmassing aus zum Naturdenkmal der 1000-jährigen Wolfgangseiche in den Ortsteil Neueglofsheim. Nach der gut einstündigen Wanderung feierten rund 400 Gläubige die beeindruckende Abschlussandacht im Schatten der Wolfgangseiche. Bischof Rudolf erteilte dort am Ende dieser wunderbaren Glaubensdemonstration mit der Wolfgangsreliquie aus der Pfarrkirche in Matting 45 Minuten lang den Einzelsegen.
Start am Bonifaz-Wimmer-Kinderhaus
Am Bonifaz-Wimmer-Kinderhaus in Thalmassing begrüßte Pfarrer Monsignore Anton Schober die dort versammelten rund 150 Pilgerinnen und Pilger aus Thalmassing und den umliegenden Pfarreien. Sein besonderer Gruß galt Bischof Rudolf als den 77. Nachfolger des heiligen Wolfgang, dessen 1100. Geburtsjahr heuer im Jubiläumsjahr gefeiert wird, sowie den zahlreich mitfeiernden Geistlichen und dem Thalmassinger 1. Bürgermeister Raffael Parzefall. Der Bürgermeister betonte in seinem Grußwort die historische Bedeutung des Naturdenkmals der Wolfgangseiche, dessen Umgebung sehr stark mit dem heiligen Wolfgang verbunden ist. Bischof Rudolf schloss sich den Begrüßungsworten von Pfarrer Anton Schober an und wies auf die Einzigartigkeit dieser Thalmassinger Wallfahrt hin, denn das Ziel ist nicht eine Kirche oder Kapelle, sondern ein außerordentlich bemerkenswertes Naturdenkmal, an dem der hl. Wolfgang dort der Überlieferung nach auch gepredigt hat. Die Eiche selber sei in ihrer Knorrigkeit und Einzigartigkeit allein schon eine Predigt über den heiligen Wolfgang, betonte der Bischof. Er freue sich, dass er sich nun mit den Pilgerinnen und Pilgern auf diesen inneren, geistlich gefüllten Weg zur Wolfgangseiche mit Aspekten aus dem Leben des heiligen Wolfgang machen könne.
Einstündiger Pilgerweg zur Wolfgangseiche
Der gut einstündige Pilgerweg vorbei an Wiesen und Feldern in Richtung Schloss Haus wurde mit dem Gebet des Rosenkranzes begonnen. Auf dem Weg wurde auf einem Anstieg eine Betrachtung zum Leben des heiligen Wolfgang in seiner Eigenschaft als Lehrer von der Pfarrgemeinderatssprecherin Anna Stöhr und dem Mesner von Luckenpaint, Xaver Hetzenegger, vorgetragen. Als Impuls für den weiteren Weg informierte Pfarrer Anton Schober über die Geschichte und die Bedeutung der Wolfgangseiche. Dabei dankte er auch allen Ehrenamtlichen, die sich so uneigennützig in das vielfältige Leben seiner Pfarrei mit einbringen und so wertvolle Dienste für diese Gemeinschaft leisten. An der Wolfgangseiche angekommen, wurden die Pilger bereits von einem Spalier der Vereine und weiteren Mitfeiernden empfangen, so dass Bischof Rudolf mit rund 400 Gläubigen die Abschlussandacht im Schatten der mächtigen Wolfgangseiche feiern konnte. Diese wurde vom Thalmassinger Kirchenchor unter der Leitung von Elisabeth Neumann eindrucksvoll musikalisch gestaltet.
Zu Beginn sprach Bischof Rudolf Pfarrer Anton Schober seine Bewunderung und seinen Dank aus, der mit seinen 77 Jahren noch voller Elan den Berg hinauf zur Wolfgangseiche vorgebetet hatte. Der Dank des Bischofs galt auch allen Beteiligten, die zum Gelingen dieser Wallfahrt und auch zu deren Vorbereitung beigetragen hatten. Sie haben dafür gesorgt, dass eingebettet in das Rosenkranzgebet, die wichtigsten Aspekte des Wirkens des Heiligen, vom Sämann in der Natur, als Lehrer, Priester, Bischof und den, der sich den Alten und Kranken angenommen hat, vor Augen geführt wurde. Die Wolfgangseiche sei ein unglaubliches Naturdenkmal, von dem er immer wieder begeistert sei, betonte der Bischof. „Es gibt eine sehr alte Überlieferung, die diesen Ort mit dem heiligen Wolfgang in Zusammenhang bringt. Die historische Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass der heilige Wolfgang auf seinem Weg in den Süden hier vorbeigekommen ist. Der heilige Wolfgang, als europäischer Heiliger, war viel zu Fuß unterwegs: von Trier hierher, von Einsiedeln nach Ungarn, von Passau in diese Gegend zurück und nach Böhmen. Wolfgang verbindet ganz Mitteleuropa durch sein Wirken, das Evangelium zu verkünden, und die Saat des Wortes Gottes auszusäen. Dieser einzigartige Baum selbst ist ein Sinnbild für den Heiligen, denn er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen (Ps 1) gepflanzt ist, für die Menschen, die sich in Gott verwurzeln und einen Zugang zu den Quellen des ewigen Lebens suchen. Der heilige Wolfgang ist so ein knorriger Baum, der mit seiner Bibelfestigkeit ein Sinnbild ist für das Leben aus unserem Glauben heraus“, hob Bischof Rudolf Voderholzer hervor.
Der heilige Wolfgang als Vorbild und Fürsprecher auch für die Kirche unserer Tage, so Bischof Rudolf, hat zu seiner Zeit wichtige Weichen gestellt. So hat er in Regensburg eine Domschule mit dazugehöriger Dommusik gegründet. Daher wird er auch von den Regensburger Domspatzen als ihr Gründer verehrt. Zudem hat der heilige Wolfgang im Wissen um die eigene Kultur der Länder jenseits des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes das Bistum Prag gegründet und hier die Beziehungen gefördert, die auch heute noch in gutem Kontakt stehen und am kommenden Samstag in der grenzüberschreitenden Wallfahrt in Neukirchen beim hl. Blut wieder zum Ausdruck kommen. Mit dem Segen des Bischofs mit der Wolfgangsreliquie endete die eindrucksvolle Andacht an der Wolfgangseiche. Bischof Rudolf nahm sich, beeindruckt von der großen Weggemeinschaft, gerne die Zeit, um 45 Minuten lang den Einzelsegen mit dem Auflegen der Wolfgangsreliquie zu spenden. Als Dankeschön überreichte die Pfarrgemeinderatssprecherin Anna Stöhr an Bischof Rudolf ein Buch mit dem Titel „Vitamine fürs Herz“
Text und Fotos: Martin Haltmayer
(jas)