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Fronleichnam: Geschichte und Brauchtum

Wenn der Herrgott durch den Ort zieht

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Regensburg, 07. Juni 2022

Das wohl am prächtigsten gefeierte Fest im katholischen Kirchenjahr ist das Fronleichnamsfest. Der Termin dafür hängt von Pfingsten ab: Es ist der Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag, der wiederum der erste Sonntag nach dem Pfingstfest ist.

Corpus Domini

Fronleichnam ist das Fest der Eucharistie, der Gegenwart Christi in Leib und Blut. Thematisch und vom Wochentag her eng verwandt mit dem Gründonnerstag, trägt der Fronleichnamstag auch fast den gleichen volkstümlichen Namen: der Große Antlasstag, vom mittelhochdeutsch „Antlaz“ = Ablass, Entlassung aus der Buße. Die Bezeichnung Fronleichnam kommt ebenfalls aus dem Mittelhochdeutschen „Vron“ = göttlich und „lichnam“ = Hülle, Leib, womit das lateinische „corpus domini“ übersetzt wurde. Unserherrgottstag, Herrleichnamtag oder Leichnamstag heißt es volkstümlich auch in manchen Regionen.

Erste Prozession in Regensburg

Auch wenn man angesichts der feierlichen bayerischen Flurprozessionen meinen könnte, dieser Tag müsste eine weiß-blaue Erfindung sein, hat das Fronleichnamsfest seinen Ursprung im 13. Jahrhundert im belgischen Lüttich. Die erst 16jährige Nonne Juliana von Lüttich hatte die Vision, dass ein Dank- und Sühnefest zu Ehren des heiligen Altarsakramentes fehle und sie dazu bestimmt sei, dieses Fest „Corpus Christi“ einzuführen. Auf Anregung der belgischen Klosterschwester hat dann im Jahr 1264 Papst Urban IV. das Fest zu Ehren der heiligen Eucharistie eingesetzt und als Termin für das Fronleichnamsfest den zweiten Donnerstag nach Pfingsten festgelegt. Durch Klöster und Orden verbreitete sich das Fest in ganz Europa. Und als Papst Martin V. im 15. Jahrhundert am Fronleichnamstag Ablässe verlieh, erhielt der Tag eine zusätzliche Beliebtheit. Doch schon lange vorher wurde Fronleichnam mit Prozessionen gefeiert: 1305 ist die erste in Augsburg belegt, 1343 in München, 1381 in Würzburg und 1407 in Freising. Ein Jahr später fand die erste Fronleichnamsprozession in Regensburg statt.

Festliche geschmückte Straßen am Prangertag

Im späten Mittelalter waren lebende Bilder mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament die Höhepunkte des Umzuges. So geht zum Beispiel der Drachenstich in Furth im Wald auf die Fronleichnamsprozession zurück. Hier wurde bei dem Umzug ein „Drache“ mitgeführt, der dann nach der Prozession von einem Ritter „erstochen“ wurde.

Im Barock begann man damit, Blumen auf den Weg zu streuen und Häuser und Straßen festlich zu schmücken. Die bayerische Bezeichnung „Prangertag“ (Prangen = Schmücken) für Fronleichnam hat hier ihren Ursprung.

Noch heute werden am Vortag von Fronleichnam in ganz Bayern die Straßen und Häuser mit Birkenbäumchen – auch Prangerstauden oder Kranzlstauden genannt – geschmückt. Vor die vier im Freien aufgebauten Evangelienaltäre werden Blumenteppiche gelegt.

Birkenzweige und Blumenkränze

Nach dem Hauptgottesdienst setzt sich die Prozession in Bewegung. In der Mitte des Zuges schreitet unter dem Traghimmel der Pfarrer mit der Monstranz, flankiert von den Ministranten. Mancherorts ist der früher weit verbreitete Brauch noch lebendig, dass Frauen und Mädchen bei der Prozession kleine Kränze aus Birkenlaub und Wiesenblumen mittragen. Sie galten früher, wie auch der Blumenschmuck der Altäre, als besonders heilkräftig. Viele Gläubige brechen noch heute nach der Prozession Zweige von den Birkenbäumchen ab und nehmen sie mit nach Hause. Ebenso wie die Kränze hängen sie dann im Herrgottswinkel, im Stall und in der Scheune, wo sie nach altem Glauben vor Unglück und Unwetter schützen sollen.

Arbeitsverbot und Wetterlostag

Glaube und Aberglaube lagen früher auch am Fronleichnamstag eng beieinander. Die Zweige der Birken am Prozessionsweg steckte man über die Türen und hinter die Heiligenbilder, wo sie vor bösen Geistern schützen sollten. Auf die Felder gesteckt sollten sie Ungeziefer abwehren und unter dem Dachfirst würden sie vor Gewitter schützen, glaubte man. Die getrockneten Blätter verwendete man zu Räuchern oder warf sie ins Johannisfeuer. Das frische Gras, das man früher auf den Prozessionsweg streute, wurde mit nach Hause genommen und an das Vieh verfüttert, das dann vor Krankheiten gefeit sein sollte. Kinder allen Alters wurden zur Prozession mitgenommen, die Säuglinge stellte man nach der Prozession auf die Altäre – denn dann würden sie leichter das laufen lernen, so der Volksglaube. Und am Fronleichnamstag galt seit jeher ein Arbeitsverbot – nur die unbedingt notwendigen Arbeiten durften erledigt werden.

Auch als Wetterlostag war der Fronleichnamstag wichtig: Wenn es auf das Gras auf dem Prozessionsweg regnet, dann bedeutet dies schlechtes Wetter für die Heuernte, lautet die alte Bauernregel.

Text: Judith Kumpfmüller

(SSC)

Blumenteppich an Fronleichnam

Weitere Infos

Was der Mond mit Fronleichnam zu tun hat – und inwiefern das Fronleichnamsfest eine gute Möglichkeit ist, sich mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen, erfahren Sie hier.

Am Fronleichnamstag laden wir Sie wieder ein, auf der Facebook-Seite des Bistums Regensburg ein Bild vom Fronleichnamsteppich in Ihrer Pfarrei zu posten. Wir freuen uns auf viele schöne Bilder!

Herzliche Einladung zur großen Fronleichnamsprozession in Regensburg mit Bischof Rudolf.



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