Regensburg, 19. November 2024
Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. (KJF), eröffnete die Ausstellung mit dem Thema Menschenrechte, bestehend aus 21 Fotografien. Sie ist sonntags bis einschließlich 22. Dezember 2024 von 14 bis 17 Uhr in der Galerie St. Klara der KJF geöffnet.
„Thomas Ratjen und die KJF – das sagt er selbst – verbindet die grundlegende Verneigung vor jedem Menschen in seiner Einzigartigkeit. Den Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, Hautfarbe oder ihrem Erfahrungshorizont wertungsfrei zu begegnen und sie in allem, was sie an Menschlichem mitbringen mit Respekt und Zuneigung zu begegnen. Und so freuen wir uns besonders diese wunderbaren Bilder, hier in unserer Galerie St. Klara, ausstellen zu dürfen“, so Eibl. Zusätzlich ist die die Austellung auch digital auf der Website der Galerie St. Klara zu sehen.
Im Anschluss an die Eröffnung stellte Thomas Ratjen seine Arbeit als Fotograf vor. Sein Fokus liegt auf dems Thema „Menschenrechte“. Er möchte bei seinen Fotografien Menschen liebevoll in den Blick nehmen. „Dazu gehören ein achtsamer Blick und eine gewisse Offenheit, mich auch auf Fremdes einzulassen. Ich empfinde das immer wieder als ein großes Abenteuer, aus dem ich selber bereichert und etwas weiter und reifer hervorgehe“, so der Fotograf. Als Musiker in der Formation „Flying Groove“ bereicherte Thomas Ratjen zusammen mit der Akkordeonistin Lucia Meyer den Abend der Ausstellung zudem musikalisch. Einige Jahre seines Lebens hatte er im Nordosten Brasiliens verbracht und lernte dort viele Musiker und Künstler kennen. So brachte er kaum bekannte Musik mit zurück nach Deutschland und mischt diese im Wechsel mit irischer Musik, der ebenfalls die Qualität der „Saudade“ (Sehnsucht) zu eigen ist. „Unsere Lieder haben etwas Leichtfüßiges, Schwebendes und gehen bei aller Leichtigkeit doch auch in die Tiefe“, so Thomas Ratjen.
Als Sozialpädagoge begleitete Thomas Ratjen über Jahrzehnte geflüchtete Menschen auch in der Traumatherapie. An sich „heile“ Menschen mit viel positiver Motivation, die aber durch Gewalterfahrungen an Leib und Seele verstört wurden. Ein Begegnen in Respekt und aufmerksames Zuhören waren für ihn oft wichtige Schlüssel zu Besserung und Gesundung. Ratjen hatte immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen auf der Flucht den positiven Blick auf sich selbst verlieren. Vor allem, wenn der Ankunft in Deutschland dann ein Alltag folgte, der im jahrelangen Warten auf Arbeitserlaubnis, Zulassung zu Deutschkursen oder Entscheidung über ihr Asylverfahren bestand. Als Fotograf nutze er die Möglichkeiten der Fotografie, um mit seinen Bildern den Menschen eine Art positiven „Spiegel“ zu bieten und damit wieder den Blick auf den eigenen Wert zu öffnen. Dabei ist die menschliche Begegnung und Wertschätzung während des Fotografierens ebenso von Bedeutung wie das Ergebnis. Die Bilder erhielten die abgebildeten Menschen als FineArt Prints und als Dateien, die sie dann zum Beispiel an Familie und Freunde verschicken können.
Galerie St. Klara als wertschätzender Rahmen
Zur Ausstellung in der Galerie St. Klara sagt der Fotograf: „Die Galerie St. Klara ist ein wunderbarer Raum, der den Portraits einen wertschätzenden Rahmen gibt. Die Galerie als ehemaliges Refektorium stellt für mich einen Ort mit einer Grundstimmung der Ruhe dar, in dem man über das Vordergründige hinaus seinen Blick etwas tiefer ausrichten kann.“ Tiefer in die Schicksale, die hinter den Fotografien stecken. Wie das von Faduma (Name geändert), einer jungen Afrikanerin, die Opfer von Menschenhändlern geworden war, entkommen konnte und von den Schatten ihrer Vergangenheit in Form von Alpträumen und Angstzuständen immer wieder heimgesucht wird. In der Portraitsituation, in der es sich ausschließlich um sie selbst als Mensch drehte, gelang es ihr, sich für Momente als unbeschwert und fröhlich zu erleben.
Text: Thomas Ratjen, Olga Arnstein
(mw)