News Bild Festveranstaltung lässt positive Ansätze von Fürstbischof von Dalberg wiederaufleben - Der Verein für Regensburger Bistumsgeschichte wählt Dr. Josef Ammer zum Vorsitzenden

Festveranstaltung lässt positive Ansätze von Fürstbischof von Dalberg wiederaufleben - Der Verein für Regensburger Bistumsgeschichte wählt Dr. Josef Ammer zum Vorsitzenden

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Auf den Tag genau 200 Jahre nach dem Tod des letzten Regensburger Fürstbischofs Carl Theodor von Dalberg hat am vergangenen Freitagnachmittag eine Festveranstaltung des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte stattgefunden. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fanden hochkarätige Vorträge zu Carl Theodor von Dalberg (1744-1817) statt, der von Anfang 1803 bis zur Auflösung 1810 als aufgeklärter Herrscher an der Spitze des neugeschaffenen Fürstentums Regensburg gestanden hatte und weiter bis 1817 auch Erzbischof der Diözese war. 1810 kam Regensburg an Bayern.
Zunächst hatte die Mitgliederversammlung des rund 330 Mitglieder zählenden Vereins für Bistumsgeschichte Prälat Dr. Josef Ammer zum Vorsitzenden gewählt. Als zweiter Vorsitzender gewählt wurde Domvikar Dr. Werner Schrüfer. Herr Ulrich Kaiser wirkt künftig als Kassier, Frau Dr. Camilla Weber als Schriftführerin. Nicht mehr zur Wahl gestellt hatten sich Dr. Paul Mai (vormals Vorsitzender), Prof. Dr. Karl Hausberger (2. Vorsitzender), Dr. Max Hopfner, der das Amt des Kassiers in den vergangenen 49 Jahren ausgeübt hatte, sowie Schriftführer Dr. Werner Chrobak.

 

Jedes Jahr ein Band zur Bistumsgeschichte

Der Verein war ebenfalls genau am 150. Todestag von Dalbergs (wieder)gegründet worden: vor 50 Jahren, am 10. Februar 1967, als Dr. Rudolf Graber Bischof von Regensburg war. Bereits in der Vergangenheit hatte es solche Vereinsaktivitäten zur Erforschung der Geschichte im Rahmen der Diözese gegeben. Seit 1967 ist nun in jedem Jahr ein Band der Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg erschienen.

 

Das christliche Verständnis von Geschichte

Mitgliederversammlung und Festveranstaltung fanden im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg statt. Der Bischof von Regensburg ist der Protektor des Vereins für Bistumsgeschichte. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hob die Bedeutung des Vereins und seines Wirkens hervor. Er betonte, dass das Geschichtsbewusstsein insgesamt vom jüdischen und christlichen Glauben außerordentlich geprägt sei. Dr. Voderholzer gab seiner konkretisierenden Einschätzung Ausdruck, wonach selbst die historische kritische Erforschung geschichtlicher Quellen ohne das spezifisch christliche Verständnis von Geschichte nicht möglich wäre. Die Auffassung von Geschichte ist auf dem Boden des jüdischen und christlichen Offenbarungsverständnisses zu sehen; sie ist von der Inkarnation, der Menschwerdung Gottes, maßgeblich bestimmt. „Ganz in diesem Sinne ist dieser Verein sehr wichtig“, stellte der Regensburger Bischof fest. Dem Verein gehe es allerdings nicht um eine „Selbsthistorisierung“, sondern darum, uns selbst in der Geschichte festzumachen. Daher gelte dem Verein ein herzliches Wort des Dankes.

 

Dalberg beinahe überschwenglich gewürdigt

Im Rahmen öffentlicher Vorträge sprach Prof. Dr. Hausberger über die Regensburger Bischöfe von 1649 bis 1817. Nicht zuletzt ging er auf die maßgebliche Frage ein, inwieweit sich in diesem Zeitraum dynastische Interessen hauptsächlich des Hauses Wittelsbach bemerkbar machten und welche Einflüsse sie auf die konkrete Führung des Bischofsamtes im Bistum Regensburg mit sich brachten. Hausbergers Nachfolger auf dem Lehrstuhl an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg, Prof. Dr. Klaus Unterburger, beleuchtete Carl Theodor Dalbergs Selbstverständnis als Bischof und Schriftsteller. Dalberg ist angemessen nur vor den (territorial)politischen Wirren jener Zeit zu verstehen. Da erscheint eine gewisse sogenannte ultramontane Haltung des 19. Jahrhunderts unangebracht, die Dalbergs Leistungen, übrigens auch sein durchaus geistliches Wesen und Wirken übersieht. Prof. Hausberger sprach als nächstes über Dalberg als Landesherrn im Fürstentum Regensburg. Auch hier ergibt sich ein durch und durch positiver Befund; trotz Befürchtungen würdigten maßgebliche protestantische Kreise Regensburgs Dalberg am Ende seiner Herrschaftszeit schon beinahe überschwenglich. Dalberg hatte gemischt-konfessionelle Herrschaftsverhältnisse bereits zuvor als Mainzer Statthalter in Erfurt kennen und vielleicht sogar auch schätzen gelernt. Jedenfalls wurde unter seiner Regensburger Regentschaft ein sehr beachtlicher Schritt nach vorne getan, und das in vielen, auch und vor allem ganz praktischen Lebensbereichen. Auch einen solchen positiven aufgeklärten Herrscher gab es unter der hohen Geistlichkeit!

 

Herigoyens Bau wurde noch 1986 demoliert

Den Festvortrag hielt Dr. Hermann Reidel, der über Dalberg und seinen Land- und Stadtbaumeister Emanuel Joseph von Herigoyen sprach. Seit Jahrzehnten befasst sich Dr. Reidel mit dem Thema, er hatte dazu auch dissertiert. Anhand städtebaulicher Veränderungen am heutigen Bismarckplatz, am Emmeramsplatz sowie am Singrün verdeutlichte Dr. Reidel, vormals lange Jahre Diözesankonservator mit Ausstrahlung weit über das Bistum hinaus, wie sich Dalbergs aufgeklärte Herrschaft trotz eines abzutragenden Schuldenbergs in mehreren Jahren zunehmend artikulierte. Nicht leicht war es, im Bereich der heutigen Maximilian- und der Fröhliche-Türken-Straße neue Akzente beim Wiederaufbau zu setzen. Die Beschießung Regensburgs 1809 hatte hier verheerende Auswirkungen gehabt. Wirklich spannend, aber auch ein bisschen traurig stimmend ist der Blick auf die erhaltene Bausubstanz der Werke von Herigoyens im heutigen Stadtbild. Sie ist weit davon entfernt, den optimistischen Glanz dieser Epoche eines maßvollen Aufbruchs Regensburgs heute noch wiederspiegeln zu können. Noch 1986 wurde ein Bau von Herigoyens trotz Protesten demoliert. Umso wichtiger war es, dass die Festveranstaltung auf diese hoffnungsvolle Epoche unter einem Regensburger Bischof als Fürsten einmal mehr aufmerksam machen konnte –200 Jahre nach dem Tod Carl Theodor von Dalbergs, dessen sterbliche Überreste in den Boden des Hohen Doms St. Peter eingelassen sind. Auch das Epitaph dazu, auf dem Weg zur neuen Sakristei („Der Neffe seinem Oheim“) zu bewundern, ist wirklich sehr sehenswert.



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