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Feiertag und Feste: Sebastiani-Verehrung

Patron der Sportler und Pestheiliger

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Regensburg, 20. Januar 2023

Im Namenstagkalender steht am 20. Januar der Gedenktag des heiligen Sebastian. Noch heute ruft so mancher gläubige Athlet Sebastian um Fürsprache an, denn der Heilige ist – neben unzähligen anderen Patronaten – auch der Patron der Sportler. Doch in Altbayern ist er vor allem der Pestheilige. Fast in jeder alten Kirche ist eine Statue des Heiligen zu finden – an einen Baum gefesselt und von Pfeilen durchbohrt. Denn der Legende nach ließ Kaiser Diokletian Sebastian an einen Baum binden und mit Holzpfeilen martern.

Schon in der griechischen Mythologie findet man die Vorstellung, dass Pestgeschwüre von den Pfeilschüssen einer zürnenden Gottheit verursacht werden. Und so wurde der von Pfeilen durchbohrte Märtyrer zum Schutzheiligen gegen die Pest.

Sebastianitag in Winklarn

„Stimmt Christen froh ein Loblied an, lobsinget Sankt Sebastian", tönt es alljährlich zum Abschluss des Gottesdienstes beim traditionellen Sebastiani-Fest in der Pfarrkirche in Winklarn im Landkreis Schwandorf, das heuer am 22. Januar gefeiert wird. Seit 385 Jahren lösen die Winklarner am Sonntag um Sebastiani ein Gelübde ein, das sie während des Dreißigjährigen Krieges abgelegt haben. Kaiserliche Truppen hatten 1635 den schwarzen Tod eingeschleppt, innerhalb von zwei Wochen wurden 228 Menschen von der Pest dahingerafft. In ihrer Not riefen die Winklarner den Pestheiligen um Hilfe an und gelobten, alljährlich seinen Namenstag mit einer Prozession zu feiern.

Sebastian hat geholfen

Der heilige Sebastian erhörte die Gebete und seitdem wird der Sebastianitag in Winklarn mit einer festlichen Prozession begangen. Dabei tragen vier junge Männer in Frack und Zylinder die mit Blumen, alten Münzen und Rosenkränzen geschmückte Sebastianistatue auf einem Tragegestell nach dem Gottesdienst um den Marktplatz. Begleitet wird der Zug von den kirchlichen und weltlichen Vereinen des Marktes und zahlreichen Gläubigen aus nah und fern. Nach dem kirchlichen Fest wird noch bis zum Abend weitergefeiert.

Besuch vom „Pestilarius“
Auch die Rodinger blieben nicht von der Pest verschont. In ihrer Verzweiflung ließen sie einen Peststein errichten und erbauten eine Kapelle zu Ehren des heiligen Sebastian. Solche Peststeine oder Pestsäulen wurden früher zum Dank dafür errichtet, dass die Pestplage vorüber war. Nicht immer allerdings aus freiem Antrieb. Wenn die Pest ausbrach,  wurde in manchen Gegenden durch den Bischof sofort ein Pestprediger, der so genannte „Pestilarius“ ernannt, der dann bei seinen Krankenbesuchen und Bußpredigten zu Spenden und Stiftungen aufrief. Die gestifteten Pestsäulen waren meist aus Stein und tragen einen Granitwürfel.

Doch bis heute halten sie sich an ihr Gelübde und ziehen alljährlich am Sonntag nach Sebastiani (heuer am 22. Januar) in einer feierlichen Prozession von der Pfarrkirche zur Sebastianikapelle mit dem Peststein. Zahlreiche Vereine – allen voran die Rodinger Stadtkappelle – bilden den langen Zug. Danach lädt der Frauenbund zu Kaffee und Kuchen ein. Den Abschluss bildet der traditionelle Sebastiani-Vortrag im Haus der Pfarrgemeinde.

Feiertag in Grafenwöhr

Bis zur Säkularisation war der Tag des heiligen Sebastian ein kirchlicher und staatlicher Feiertag. In Grafenwöhr in der Oberpfalz bleiben noch heute am 20. Januar die Geschäfte geschlossen. Denn an diesem Tag begehen die Bewohner ihren Gelübdefeiertag. Und das schon seit dem Jahr 1731. Als nämlich damals die Pest auch hier viele Menschen dahinraffte, gelobten die Verantwortlichen der Stadt und der Pfarrei, dass der Sebastianitag für alle Zeiten mit Amt, Predigt, Opfergang, Litanei und einer großen Wachskerze gefeiert werden soll. Und in der Chronik wird berichtet, dass die Krankheit sofort ein Ende genommen habe. Die Grafenwöhrer machten den Heiligen noch im selben Jahr zu ihrem Stadtpatron und auch der Gelübdefeiertag wird bis heute von der ganzen Stadt in Ehren gehalten.

Sebastiani-Tragen

Ein anderer Brauch wird noch heute in Tegernheim im Landkreis Regensburg gepflegt: das Sebastiani-Tragen. Dabei wird am morgigen Samstag eine kleine Statue des Heiligen von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung getragen. „Grüß Gott, ich komme an mit dem heiligen Sebastian, der euch das ganze Jahr vor Unglück und schwerer Krankheit bewahr“, so lautet der Spruch, mit dem der Träger um Einlass bittet und Spenden für Bedürftige sammelt. Seit wann der Brauch gepflegt wird, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Die Heiligenfigur stammt aus der Zeit zwischen 1650 und 1700, das Gelübde haben die Tegernheimer vermutlich aber bereits um 1630, also in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, abgelegt. Auch sie sind übrigens von der Pest verschont geblieben.

Die Sebastinanikältn

Um Sebastian, hieß es früher, ist die kälteste Zeit des Winters. Und so entstand im Volksmund der Begriff „Sebastianikälte“. Die Meteorologen erklären das Wetterphänomen damit, dass zwischen dem 16. und 26. Januar oft trockenes, kaltes Hochdruckwetter vorherrscht, das dann die frostigste Zeit des Winters beschert. „An Fabian und Sebastian fängt der rechte Winter an“, heißt es in einer alten Bauernregel, oder „Haben Fabian und Sebastian nach Kälte Verlangen, musst du um deinen Vorrat an Brennholz bangen“. Doch die Bauern freuten sich über die strenge Kälte, denn sie wussten: „Verschließt tiefer Schnee zu Sebastian die Saaten, wird unser täglich Brot gut geraten“.

Gefürchtet waren dagegen eher milde Temperaturen, denn aus Erfahrung wusste man „Ist es um Fabian und Sebastian schon warm, wird das Jahr meist futter arm“.

Judith Kumpfmüller

Titelbild: Deckengemälde in der Pfarrkirche St. Sebastian Furth



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