
Erzieherausbildung an der Caritas-Fachakademie Weiden
Qualität ist wichtiger denn je
Weiden, 25. März 2025
Die Anforderungen an den Erzieherberuf steigen. Trotz Fachkräftemangel darf die Qualität der Ausbildung nicht leiden, betont Dr. Barbara Neuber, Leiterin der Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik in Weiden. Derzeit läuft die Bewerbungsphase.
Bis zum Jahr 2030 fehlen bundesweit 300 000 Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung, zeigen Studien. 150 der begehrten Fachkräfte von Morgen lernen derzeit an der Caritas Fachakademie in Weiden. Und es läuft bereits die Bewerbungsphase für den nächsten Ausbildungsjahrgang. Bewerbungen sind bis Mitte April möglich.
„Der Fachkräftemangel darf nicht bewirken, dass die pädagogische Ausbildung an Qualität einbüßt“, sagt Dr. Barbara Neuber, Leiterin der Caritas-Fachakademie. Der Erzieherberuf sei komplex und anspruchsvoll. Neuber: „Erzieherinnen und Erzieher vermitteln frühe Bildung. Da geht es um Sprache, um soziale Kompetenzen und um Startchancen.“
Starke Menschen erziehen starke Kinder
Die Zeichen der Zeit fordern Erzieherinnen und Erzieher zusätzlich heraus. „Alles, was gesellschaftlich passiert, wirkt sich auf Kinder und Jugendlicheaus und wird im Alltag von Bildungsstätten sichtbar“, sagt Neuber. Sie spricht von zunehmend prekären Verhältnissen, in denen Kinder aufwachsen, von Fluchterfahrungen, Sprachbarrieren, psychischen Belastungen und Medienkonsum, der nicht immer altersgerecht ist. „Kinder haben heute viel im Gepäck.“ Erzieherinnen und Erzieher müssten diesen Aufgaben gewachsen sein. Ihre Fachakademie setzt daher einen Schwerpunkt auf das Stärken von Persönlichkeiten. „Wer bei uns lernt, lernt auch vieles über sich selbst“, sagt Neuber. Denn nur wer selbst als Mensch gereift sei, könne auch andere Menschen bilden und erziehen.
Die Caritas Fachakademie bildet seit über 50 Jahren angehende Erzieherinnen und Erzieher aus und war lange Zeit die einzige Fachakademie in der nördlichen Oberpfalz. In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Fachakademien bayernweit von 40 auf 75 fast verdoppelt. „Dennoch herrscht Fachkräftemangel, da der Betreuungsbedarf vor allem auch im Ganztag enorm gestiegen ist“, sagt Barbara Neuber.
Mit Abitur oder Mittlerer Reife in die Ausbildung starten
Die Ausbildung ist deshalb vor einigen Jahren von fünf auf vier Jahre verkürzt worden. Nach einem Sozialpädagogischen Einführungsjahr, das zur Hälfte in der Fachakademie und zur Hälfte in der Praxis stattfindet, folgen zwei Jahre Vollzeitunterricht mit Praxiseinheiten und schließlich das letzte Jahr im Berufspraktikum, das bereits mit rund zwei Dritteln des Erziehergehalts vergütet wird.
Seit einigen Jahren kann in Weiden die Ausbildung zur/zum staatlich anerkannten Erzieher/in zusätzlich zur Regelausbildung in Vollzeit auch berufsbegleitend in Teilzeit absolviert werden. „Die berufsbegleitende Ausbildung richtet sich an Quereinsteiger/innen, die weiter beruflich tätig sein möchten oder aus familiären Gründen die Ausbildung nicht in Vollzeit absolvieren können. Wir haben Studierende aus den verschiedensten Berufen quer durch alle Altersstufen“, erklärt Neuber.
Voraussetzung für den Eintritt in die Fachakademie ist grundsätzlich eine Mittlere Reife, für die Teilzeitausbildung zusätzlich eine Berufsausbildung oder eine mehrjährige berufliche Tätigkeit. Das Einführungsjahr entfällt bei der Teilzeitausbildung, stattdessen muss ein Jahr im Selbststudium als theoretischer Vorkurs absolviert werden, dann folgen zwei Jahre, in denen zweimal pro Woche abends und einmal im Monat samstags Unterricht ist. Das Berufspraktikum verläuft regulär wie bei der Regelausbildung.
Von der Krippe über den Kindergarten bis hin zum Jugendbereich
Und was viele nicht wissen: Abiturienten haben die Möglichkeit, auch in der Vollzeitausbildung das Einführungsjahr einzusparen und direkt in die Studienjahre einzusteigen, wenn sie mindestens 200 Stunden Praktikum in einer sozialpädagogischen Einrichtung nachweisen können. Für sie dauert die Ausbildung dann insgesamt nur drei Jahre. „Wir raten grundsätzlich zu mehr Praxiserfahrung und wer unsicher ist, sollte auch mit Abitur das Einführungsjahr absolvieren. Aber wir haben jedes Jahr engagierte Bewerber, die die Ausbildung problemlos in drei Jahren durchlaufen und großen Einsatz zeigen.“ Oft sind es auch Studienabbrecher, die sich schließlich doch für den Erzieherberuf entscheiden. „Für die Klassen sind die unterschiedlichen Altersstufen und Vorerfahrungen sogar ein großer Gewinn“, ist die Fachakademieleiterin überzeugt.
Der Erzieherberuf wird in seiner Vielfältigkeit allgemein unterschätzt. Erzieherinnen oder Erzieher begleiten Menschen im Alter von 0 bis 27 Jahren in verschiedenen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern. Sie können im gesamten erzieherischen Bereich arbeiten: von der Krippe über den Kindergarten bis hin zum Jugendbereich oder in heilpädagogischen Einrichtungen.
Wegen des hohen Fachkräftemangels gibt es mittlerweile auch andere Maßnahmen zur Weiterbildung, um Personal zu gewinnen - allerdings führen diese nicht zum Abschluss „staatlich anerkannte/r Erzieher/in“. Das Anliegen der Fachakademieleiterin diesbezüglich ist klar: „Ich wünsche mir, dass nicht mit aller Gewalt versucht wird, an Fachkräfte ohne die qualitativ hochwertige Ausbildung an einer Fachakademie zu kommen. Erzieherinnen und Erzieher betreuen nicht nur. Sie haben neben dem Erziehungs- vor allem auch einen Bildungsauftrag, und zwar von der Krippe an. Eine Ausbildung mit Qualität muss fundiertes Fachwissen vermitteln und eine enge Zusammenarbeit sowie einen sehr guten Austausch mit den Praxiseinrichtungen pflegen. Und nicht zuletzt muss die Persönlichkeitsbildung jedes und jeder einzelnen Studierenden einen zentralen Stellenwert besitzen.“ Dafür steht die Erzieherausbildung an der Caritas Fachakademie Weiden.
Text: Susanne Schophoff/Caritas Regensburg
Fotos: H. C. Wagner
(kw)
