Ellen Ammann: Widerstand gegen Hitler wird gewürdigt - Gründerin des KDFB erhält Platz im NS-Dokumentationszentrum in München
Das neue NS-Dokumentationszentrum in München setzt sich mit der NS-Diktatur und ihren Folgen auseinander. „Die Gründerin des Frauenbundes in Bayern, Ellen Ammann, wird erstmals angemessen in ihrer Bedeutung als frühe Mahnerin vor der braunen Gefahr gewürdigt“, so Elfriede Schießleder, Vorsitzende des Bayerischen Landesverbandes des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Ellen Ammann wird in der Dauerausstellung des NS-Dokumentations-zentrums im Kontext des Hitlerputsches mit einer Biografie vorgestellt.
Es war die Nacht vom 8. auf den 9. November 1923. Ellen Ammann erfuhr zufällig von den Plänen Hitlers zur Machtübernahme und griff mutig ein. Ihr ist es zu verdanken, dass der Marsch auf die Feldherrnhalle scheiterte. „Sie fühlte sich als Landtagsabgeordnete, Frauenrechtlerin und Friedenskämpferin verpflichtet, sofort Widerstand zu mobilisieren“, so Elfriede Schießleder. Ohne sie hätten der stellvertretende Ministerpräsident Franz Matt und die anderen Minister die Putschnacht verschlafen und wären verhaftet worden. Doch Ellen Ammann holte die erreichbaren Regierungs- und Parteimitglieder in die Räume der von ihr gegründeten und geleiteten sozial-caritativen Frauenschule in der Münchner Theresienstraße. Ellen Ammann sorgte dafür, dass die Regierungsmitglieder im Schutz der Frauenschule die Nacht verbringen konnten. Sogar das Auto besorgte sie, das die gefährdeten Männer am nächsten Tag ins sichere Regensburg brachte. Zusammen mit Matt wurde in dieser Nacht in einer Resolution an das bayerische Volk der Putsch von Hitler und Ludendorff als Staatsverbrechen verurteilt.
Ellen Ammann gehörte zu den wenigen bayerischen Politikerinnen, die schon früh vor der aufkommenden Hitlerbewegung in München warnten. Bemerkenswert ist zum einen ihr Engagement in einer Frauendelegation, die 1923 nach dem Hitlerputsch beim bayerischen Innenminister Franz Schweyer (BVP) vorsprach. Die Frauen forderten die Ausweisung Adolf Hitlers. Diese besondere Bedeutung Ellen Ammanns als frühe Warnerin und aktive Gegnerin Hitlers wird in der Dauerausstellung des NS-Dokumentationszentrums gewürdigt.
Die Geschichtswissenschaft befasst sich heute mehr mit dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten in der Weimarer Republik. Darum wird nun auch die Rolle von Frauen wie Ellen Amman berücksichtigt. Das NS-Dokumentationszentrum zeigt unter anderem, dass der Aufstieg der NSDAP in München nicht unausweichlich war. Auch in den 1920er und frühen 1930er Jahren haben Zeitgenossen die großen Gefahren der Nationalsozialisten erkannt und ihre Stimmen dagegen erhoben. Ellen Ammann ist eine von ihnen und wird darum in der Dauerausstellung gewürdigt.
Ellen Ammann erlebte Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 nicht mehr. Als im Sommer 1933 eine Biographie über die streitbare Frauenrechtlerin erschien, ließen die Nationalsozialisten alle 60.000 Exemplare einstampfen. Ellen Ammann wird auf der Ausstellungstafel zum Hitlerputsch mit einer Biografie vorgestellt.
Das NS-Dokumentationszentrum in der Briennerstraße 34 ist ab 1. Mai für Besucher zugänglich, bis Ende Juli bei freiem Eintritt. Der kubusförmige Bau will ein zentraler Lern- und Erinnerungsort sein, der die NS-Diktatur und ihre schrecklichen Folgen beleuchtet. Eine Dauerausstellung dokumentiert die Geschichte des Nationalsozialismus in München.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10–19 Uhr
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