News Bild Einfach das Richtige tun – Zenzi Hummel rettete Charlotte Knobloch das Leben

Einfach das Richtige tun – Zenzi Hummel rettete Charlotte Knobloch das Leben

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Als Christen sind wir alle zur Heiligkeit berufen. Eine Bäuerin aus Franken hat es vorgemacht. Durch ihr heiligmäßiges Handeln wird sie zum Vorbild: Zenzi Hummel rettete Charlotte Knobloch das Leben. Dafür nahm sie Rufmord und Lebensgefahr in Kauf.

Was richtig wäre, wissen wir oft instinktiv. Es drängt sich uns beinahe auf, fordert uns heraus. Etwas anderes ist es, auch danach zu handeln. So oft finden wir Ausreden, so schnell drücken wir uns und verschließen die Augen – vor der Ungerechtigkeit, der Unmenschlichkeit, der Bosheit. Richtiges Handeln ist oft unangenehm, nicht selten gar gefährlich. „So machen es doch alle!“, schreien wir. „Wieso soll ich das machen?“, fragen wir. Hinter der Feigheit des Mittelmaßes verstecken wir uns. Und doch gab es immer wieder und gibt es auch heute Menschen, die selbst in ausweglosen, gefährlichen Situationen einfach das Richtige machen. Die sich eben nicht verstecken, drücken, weichen – sondern tun. Eine dieser herausragenden Menschen war Kreszentia Hummel, eine einfache Bauersfrau aus Franken.

 

Aus der Bäuerin wird eine Lebensretterin

Hummel wurde 1907 geboren. Sie sollte zur Lebensretterin werden: Charlotte Knobloch, die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, verdankt der einfachen Bäuerin Zenzi Hummel ihr Leben. Schon in ihrer frühen Kindheit musste Knobloch erleben, wie der Antisemitismus in ihrer Heimatstadt München wie in ganz Deutschland erstarkte. Die Mutter ließ sich von ihrem Vater scheiden. Sie, die dem Vater zuliebe zum Judentum konvertiert war, ertrug die fortwährenden Anfeindungen nicht. Die Großmutter sorgte sich fortan für das kleine Mädchen. 1942 erfuhr der Vater, dass ein Familienmitglied in ein Konzentrationslager deportiert werden sollte – Charlotte Knobloch oder ihre Großmutter. Die Großmutter ging. Der Abschied sollte für immer sein.

 

Rufmord: Hummel und das uneheliche Kind

Charlotte Knobloch aber wurde von ihrem Vater nach Arberg in Mittelfranken gebracht. Zenzi Hummel war einst Hausangestellte bei Knoblochs Onkel gewesen. Charlotte wurde am Hof aufgenommen, ausgemacht war eine begrenzte Zeit. Mehrere Jahre wurden daraus. „Der Bauernhof der Hummels wurde meine Zukunft.“, sagte Charlotte Knobloch dieses Jahr im Rahmen einer Fastenpredigt in St. Emmeram.

Eine neue Umgebung für das kleine Kind, eine ungewohnte Welt, fernab ihrer eigenen Familie. Irgendwie aber musste die Herkunft des Kindes erklärt werden. Der örtliche Tratsch entschied, es müsse sich um ein uneheliches Kind der Zenzi Hummel handeln. „Nach damaligen Begriffen hatte sie eine Todsünde begangen“, sagt Knobloch.

 

Einfach, weil es richtig war

Die Bäuerin widersprach den Gerüchten nicht. Eine fromme Christin war sie. Nun aber haftete ihr der Makel eines unehelichen Kindes an. Sie wehrte sich nicht gegen die Gerüchte, nur der Pfarrer des Dorfes wusste um die wahre Identität des kleinen Mädchens. Zum Rufmord kam die große Gefahr, von den Nationalsozialisten entdeckt zu werden – immer hing diese Gefahr über der Familie, die Gefahr, irgendwer könnte begreifen, dass Charlotte Knobloch kein uneheliches Kind, sondern eine versteckte Jüdin war. Durch ihren Einsatz hat Hummel ein Leben gerettet. „Ich konnte überleben, weil Kreszentia Hummel trotz aller Widrigkeiten und trotz der akuten Lebensgefahr, der sie sich und ihre Familie aussetzte, das Richtige tat – einfach, weil es das Richtige war“, erzählte Knobloch in Regensburg. Knoblochs Großmutter wurde im KZ ermordet.

 

„Gerechte unter den Völkern“

Das Richtige hatte Zenzi Hummel getan. Sie hatte eine für die damalige Zeit große Schande auf sich genommen und in Todesgefahr gelebt. Um diese Tatsache hat sie nie Aufheben gemacht. Schon 1945 wollte Charlotte Knobloch ihre Lebensretterin für einen Verdienstorden vorschlagen. Hummel lehnte ab, wollte die Ehrung nicht. Erst postum wurde ihr vom Staat Israel der Titel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen. Damit werden Menschen geehrt, die Juden während der Shoah vor dem Tod bewahrten. Ein stilles Leben, das doch in der tiefen Treue zum Richtigen ein leuchtendes Beispiel ist. Im Dunkel der Unmenschlichkeit nationalsozialistischen Terrors leuchtet die Flamme ihres heiligen Zeugnisses.

 

Einfach heilig

In seinem apostolischen Schreiben „Gaudete et exsultate“ über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute ehrt Papst Franziskus die Heiligkeit so vieler Menschen, die leise, nüchtern und oft unerkannt einfach das Richtige tun. Der Heilige Vater schreibt: „Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir die Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet.“ (GE 14) Vorbildhaft hat Zenzi Hummel das getan. Sie ließ sich nicht davon abbringen, das Richtige zu tun – und sei es noch so gefährlich. Sie hat sich nicht versteckt, gedrückt, ist nicht gewichen.



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