Ein Schulhaus, das Talente junger benachteiligter Menschen zur Entfaltung bringt: Bischof Gerhard Ludwig Müller weiht Berufsschule St. Marien der KJF in Ettmannsdorf ein
Im November 2006 begannen die Sanierungsarbeiten am Haus des Guten Hirten und der zugehörigen Berufsschule St. Marien. Jetzt erstrahlen Ausbildungseinrichtung und Schule in neuem Glanz: Modern und behindertengerecht präsentiert sich der Gebäudekomplex. Bischof Gerhard Ludwig Müller weihte gestern das neue Schulhaus ein. Generalsanierung und Erwerb des Hauses St. Marien für die Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung kosteten 4.380.070 Euro, 4.357.984 Euro wurden durch das Kultusministerium als erstattungsfähig anerkannt und die Regierung der Oberpfalz ausbezahlt.
Bei seinem dritten Besuch in einer Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. in diesem Monat wandte sich Bischof Gerhard Ludwig Müller ganz den jungen Menschen zu. Während der Pontifikalmesse ermutigte er die Jugendlichen ihre Fähigkeiten und Begabungen in der Gemeinschaft zu entfalten. Auf diesem Weg, gehalten von Gott, sollten sich die jungen Menschen bewusst und zielgerichtet begeben. Keiner dürfe am Rande stehen, jeder sei bedeutsam. Bischof Gerhard Ludwig, die Konzelebranten Prälat Dr. Josef Schweiger, Vorsitzender der KJF, und Pfarrer Hans Prey (Fronberg), die Auszubildenden, MitarbeiterInnen und Festgästen besichtigten nach der Messe die Schule. Bischof Gerhard Ludwig segnete das Schulhaus und informierte sich in Gesprächen mit den Schülern über den Unterricht und Ausbildung.
„Wir danken unserm Bischof Gerhard Ludwig, dass er mit seinen Besuchen in unseren Einrichtungen das Engagement der Mitarbeiter in der Ausbildung und Förderung behinderter junger Menschen würdigt und immer wieder das Gespräch mit den jungen Menschen sucht“, erklärte KJF-Direktor Michael Eibl, „Sie sind uns ein Rückhalt für die Arbeit mit den jungen Menschen in unserer Kirche.“ Sein Dank galt des Weiteren den Ordensschwestern und MitarbeiterInnen im Haus des Guten Hirten, den Partnern in der Region, Politikern, der Agentur für Arbeit und der Regierung der Oberpfalz. Er freute sich besonders unter den Gästen Regierungsschulrat Stefan Fricker, MdB Marianne Schieder, MdB Klaus Hofbauer, MdL Dr. Franz Schindler, Direktor Joachim Ossmann von der Agentur für Arbeit und Bürgermeisterin Ulrike Roidl begrüßen zu können.
Zurückblickend stellte Michael Eibl diejenigen heraus, die das Projekt auf den Weg brachten: Prälat Dr. Josef Schweiger, der damalige Gesamtleiter Gerhard Nestler und die ehemalige Schulleiterin Hildegard Horner. Gemeinsam mit den engagierten KollegInnen, unterstützt durch Architekt Heinrich Berr und die Bauleitung sei die Sanierung bestens gelungen.
„Jetzt haben wir Schule unter einem Dach“
Gesamtleiter Otto Storbeck ist zu Recht stolz auf das neue Angebot. Als „wahre Perlen“ stellt er die beiden Lehrküchen mit Esszimmer dar. Alles sei gut gelungen, so Storbeck, besonders der behindertengerechte Zugangs- und Eingangsbereich mit Aula und Pausenverkauf. Beeindruckend auch die EDV-Ausstattung der Schule. Die Situation vor der Generalsanierung beschreibt er als „zersplittert, denn die Unterrichtsräume waren in verschiedenen Gebäudeteilen, zum Teil im Keller. Wir haben Fenster und Fußböden erneuert, entsprechen brandschutzrechtlichen Bestimmungen und arbeiten nun in hellen, freundlichen Räumen.“ Jedes der zehn Klassenzimmer ist „online“, verfügt über einen EDV-Lehrerarbeitsplatz, einen Beamer und mindestens zwei weitere EDV-Arbeitsplätze für die SchülerInnen. Lehren, Lernen und Arbeiten am PC ist in zwei Computerräumen mit insgesamt 28 Schülerarbeitsplätzen möglich. In einem Werkraum erlernen die Auszubildenden handwerkliche Grundtechniken, die in jedem Beruf gebraucht werden. Praxisräume für Hauswirtschaft, Gastronomie und Verkauf laden ein zum „Learning by doing“. Ein Plätzchen, das künftig gut besucht sein wird, dürfte die Internetecke mit zwei Rechnern, die über einen kontrollierten Zugang zum Internet verfügen, sein. Noch Wünsch offen? Wohl kaum!
„Mut den Schüler als ganzen Menschen zu formen“
Die Förderberufsschule St. Marien besuchen Jugendliche, die Schwierigkeiten auf allen Ebenen des Lernens haben und deshalb besondere Unterstützung brauchen. „Wir ringen jeden Tag aufs Neue darum, den Jugendlichen in ihrem persönlichen Reifen beizustehen. Mein Kollegium besitzt die herausragende Fähigkeit, kleine Niederlagen und Frustrationen wegzustecken und jeden Tag neu am Projekt Veränderung der Lebenslinien unserer Schüler zu arbeiten“, so Schulleiter Rudolf Bothner. Dabei gehe es nicht nur um die Weiterentwicklung schulisch-theoretischer und fachlich-praktischer Kompetenzen, sondern vor allem um den Mut, den Schüler als ganzen Menschen zu formen. Fürsorge und Anerkennung seien wichtig, jeder Schüler wolle vor allem Anerkennung. Die 30 Kollegen, ein buntes Kaleidoskop des Bildungswesens, wie Bothner sagt, bringen ihre vielfältigen beruflichen Vorerfahrungen und Professionen mit, davon profitieren die Schüler. Neben den Lehrern und Fachlehrern vor allem aus dem hauswirtschaftlichen Bereich, engagieren sich eine Übungsleiterin, Meister und Techniker aus dem Gartenbau, der Hauswirtschaft und der Gastronomie.
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Das Haus des Guten Hirten ist eine anerkannte Sonstige Reha-Einrichtung und als solche ein differenziertes Zentrum für die Berufsvorbereitung und berufliche Ausbildung in verschiedenen Berufsfeldern mit einem Internat und der Förderberufsschule St. Marien. Hinzu kommen die Bereiche berufsbezogene Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit. Einzugsgebiet ist der Landkreis Schwandorf, Cham, Amberg-Sulzbach, Stadt Amberg, sogar Regensburg und Neumarkt. Auch Teilnehmer aus anderen Regionen können bei Bedarf aufgenommen werden.
Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene mit individuellen Beeinträchtigungen, wie verminderte Leistungsfähigkeit (Lernbehinderte) oder schwierigem sozialen Hintergrund, die besondere Hilfen zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration benötigen. Die Ausbildung kann als Werkerausbildung oder Vollausbildung absolviert werden. Für Werker sind die Anforderungen im theoretischen Bereich (Fachrechnen und Fachtheorie) deutlich reduziert. Die Werkerausbildung ist eine behindertenspezifische Ausbildung. D.h. fast alle Jugendlichen, die eine solche Ausbildung absolvieren, haben eine Lernbeeinträchtigung bzw. Lernstörung oder Lernbehinderung.
In den Einrichtungen der KJF in der Diözese werden derzeit 1.750 junge Menschen ausgebildet. Im Haus des Guten Hirten besuchen gut 300 Schüler in 22 Klassen die Berufsschule. Die Schüler lassen sich im wesentlichen in drei Gruppen einteilen: Schüler im BVJ in den Berufsfeldern Hauswirtschaft, Gastronomie, Agrar und Verkauf, Schüler im BVB-Lehrgang (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme der Arbeitsagentur) und Lehrlingsklassen in Werkerberufen für die Berufe Werker im Zierpflanzenbau, Werker im Garten- und Landschaftsbau, Hauswirtschaftstechnische Helfer und Helferinnen, Beiköche und Beiköchinnen.
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Am Bauprojekt waren u.a. folgende Projektanten und Unternehmen beteiligt:
Architekturbüro Heinrich Beer Kelheim, Planungsbüro f. Haustechnik Stief Schwandorf, Ing. Büro Ziegeler + Kugler Kelheim, Ing. Büro Butz, Hausmann & Hiller GmbH, Wernberg-Köblitz, Fa. Anton Aumer Bau GmbH Roding, Fa. Ernst Wutz GmbH Zimmerei-Sägewerk-Dachdeckerei Grafenkirchen, Fa. Riembauer GmbH, Akustikbau Neutraubling, Fa. Holz & Form Oberndorfer Schwandorf, Fa. Brandl Kelheim, Fa. Metallbau Gruss & Ilnseher Kelheim, Fa. Max Kleber Heizungsbau Regenstauf, Haustechnik Graf GmbH Schwandorf, Fa. Albert Bierler Schwarzach b. Nabburg, Elektro Hägler GmbH Pfreimd.