Arianische Mission in Deutschland
Eine bedeutende Rolle bei der Missionierung der Goten spielt Wulfila (311-382). Er lernte in Konstantinopel das Christentum kennen. Zu dieser Zeit war die Kirche in Konstantinopel Anhängerin des sogenannten Arianismus. Diese kirchliche Irrlehre geht auf den Priester Arius zurück, der eine sehr extreme Position in einem frühen kirchlichen Streit einnahm. Die Theologie der frühen Jahrhunderte beschäftigte sich stark mit der Christologie. Sie musste die Rolle Jesu Christi definieren: Wie konnte er als Sohn Gottes bezeichnet werden, als „göttliche Person“, wenn es doch nur einen Gott geben konnte? Wie also war die Gottheit Jesu mit dem strengen Monotheismus zusammenzudenken? Verschiedene Denkansätze wollten diese Frage lösen. Arius vertrat eine Form des „Subordinatianismus“, wonach Jesus von Gott verschieden ist. Jesus ist nicht Gott, sondern ein Geschöpf.
Diese Irrlehre wurde später verurteilt, kam aber über Wulfila zu den Goten. Zu einer Zeit, als der Arianismus auch in Konstantinopel bereits verworfen war, hält er sich durch die Mission von Wulfila in dessen gotischer Heimat. Von den Goten aus verbreitet sich diese arianische Form des Christentums auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands, und kam so auch nach Bayern. Damit standen die Germanen nicht nur politisch in Frontstellung gegenüber dem römischen Reich, sondern auch religiös. Im römischen Reich war Arius verurteilt worden, in Germanien galt seine Deutung Jesu Christi als verbindlich.
Chlodwig wendet das Frankenreich Richtung Rom
Eine Wende ereignet sich, als der Frankenkönig Chlodwig 496 in Reims katholisch getauft wurde. Damit wurde das Frankenreich katholisch. Eine Bekehrung mit Folgen: Auf diese Weise wurde eine Hinwendung der Franken zum römischen Reich ermöglicht, die zu einer Verschmelzung germanischer und römischer Kultur führte. Das machte sich etwa auch auf dem Gebiet der Liturgie bemerkbar: Die römische Liturgie wanderte in das Frankenreich; dort wurde sie mit fränkischen Elementen angereichert, veränderte sich und gelangte auf diese Weise wieder nach Rom zurück. Auch das enge Miteinander der Frankenherrscher mit den Päpsten wurde auf diese Weise ermöglicht, der Arianismus zurückgedrängt. Damit allerdings war auch ein Problem verbunden: Das fränkische Volk war dem Vorbild des Königs folgend katholisch geworden. Eine innere Überzeugung oder eine vorangegangene Unterweisung im christlichen Glauben war damit noch nicht zwingend gegeben. Heidnische Bräuche hielten sich weiter
Missionare aus Irland und Britannien
Ab dem sechsten Jahrhundert verbreiteten daher Missionare erst aus Irland, dann auch aus Britannien den christlichen Glauben auf dem europäischen Festland. Sie verkündeten insofern keine neue Religion, als das Christentum bekannt war; sie kümmerten sich aber um eine Unterweisung des Volkes im christlichen Glauben. Zu den bedeutenden irischen Missionaren in Deutschland zählen etwa Kilian, Colonan und Totnan in Würzburg, Korbinian von Freising und Emmeram von Regensburg. Eine große Rolle für die deutsche Kirche spielte schließlich der heilige Bonifatius, der als „Apostel der Deutschen“ gilt. Diesen Titel verdient Bonifatius ebenfalls weniger, weil er das Christentum erstmals nach Deutschland gebracht hätte. Vielmehr gab er der Kirche eine feste Struktur. Er gab den Bistümern Passau, Salzburg, Freising und Regensburg neue und feste Grenzen. Bonifatius wurde auf einer Missionsreise bei den Friesen ermordet. Sein Grab fand er in Fulda – wo bis heute einmal jährlich die deutschen Bischöfe zu ihrer Vollversammlung zusammenkommen.
Text: Benedikt Bögle
(mk)