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Durch das Kirchenjahr: Kreuze tragen

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... mit Benedikt:

 

12. Sonntag im Jahreskreis – Lukas 9,18-24

Es könnte eine Sternstunde für den Jüngerkreis Jesu werden. „Für wen halten mich die Leute?“, fragt Jesus. Die Menschen denken vieles und unterschiedliches über Jesus. Während einige ihn für Johannes den Täufer halten, sind andere der Meinung, er sei der Prophet Elija, der wiedergekehrt wäre, oder ein anderer Prophet, zurückgekommen, ja „auferstanden“. Alles falsch, oder zumindest nicht ganz richtig. Denn Jesus fragt weiter nach: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Und Petrus antwortet als Sprecher der Gruppe: „Für den Christus Gottes“.

Das hätte die Sternstunde sein können: Sie haben den Herrn erkannt. Sie haben erfasst, was und wer Jesus ist. Sie sind also nicht blind einer Illusion oder Fehlvorstellung nachgegangen; ihr Glaube ist tragfähig. Dann aber kommt die Ermahnung Jesu: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Sich selbst soll man also verleugnen. Das heißt: Eigene Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse hintenanstellen, zurückdrängen, anderes in den Vordergrund lassen. Das kann sehr ungesund werden. Wer nie tut, was er selbst braucht, kann sich irgendwann aufbrauchen. Mehr noch: Der kann sich selbst verlieren.

Weiter soll der, der Jesus folgt, täglich sein Kreuz aufnehmen. Die Formulierung im Lukasevangelium unterscheidet sich hier von den beiden Parallelstellen: Matthäus und Markus sagen, derjenige „nehme sein Kreuz auf sich“. Damit stellen sie eine eindeutige Beziehung zum Kreuzestod Jesu her. Der Christ soll sein Kreuz aufnehmen, wie Jesus das getan hat. Und tatsächlich sehen wir an vielen Stellen der Kirchengeschichte einen wahren Wunsch, eine Sehnsucht nach dem Martyrium. Besonders deutlich wird das in den Briefen des heiligen Ignatius von Antiochien, der sich nach dem Tod für Jesus Christus sehnte. Lukas aber gibt diesem Gedanken einen etwas anderen Beigeschmack: Er fügt das kleine Wort „täglich“ ein und lässt damit all die Hindernisse des alltäglichen Lebens auch zum Kreuz werden, das in der Nachfolge Jesus auf sich genommen werden soll. Auch das kann sehr ungesund werden: Wer immer nur einsteckt und sich nie wehrt, der kann zusammenbrechen.

Und schließlich: „der folge mir nach.“ Diese dritte Aufforderung bleibt seltsam blass. Die ersten beiden Anforderungen an die Jünger lassen ja erschrecken: Sich selbst unbeachtet lassen und das täglich Kreuz auf seine Schultern nehmen. Ernsthaft nachgefragt: Will man da überhaupt Jünger dieses Jesus von Nazareth sein? Die dritte Frage dagegen: „der folge mir nach“. Was bedeutet das denn genau? Was meint „Nachfolge“ mehr als die beiden ohnehin schon so harten Anforderungen, sich selbst zu verleugnen und das Kreuz zu tragen?

Letztlich scheint dieser Katalog an Anforderungen zu umfangreich zu sein. Wer kann das denn erfüllen, abgesehen von den ganz großen Heiligengestalten unserer Kirchengeschichte? Wer kann schon täglich das Kreuz auf sich nehmen – die Ungerechtigkeit und das Leid in dieser Welt also nicht nur zu tragen, weil ohnehin nichts anderes übrigbleibt, sondern freiwillig auf die eigenen Schultern zu nehmen? Vielleicht sollte man aber bedenken, was geschieht, wenn wir diesen Anforderungen nicht gerecht werden. Petrus war unter denen, die diese Rede Jesu hörten. Nach der Verhaftung Jesu verleugnete er nicht sich selbst, sondern seinen Herrn. Er nahm nicht sein eigenes Kreuz auf sich, sondern ließ seinen Herrn und Meister mit dem seinen allein. Und was war die Folge? Vergebung.



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