Regensburg, 18. Januar 2025.
Im Predigttext zum morgigen Sonntag, dem zweiten im Jahreskreis, steht im ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth, zwölftes Kapitel, es sind die Verse vier bis elf. Diese Textstelle ist zentral, wenn es um die Wirkung und damit um die Wichtigkeit des Heiligen Geistes geht. Der Apostel fächert auf, welch unterschiedliche Gaben durch die eine Gnade des Geistes gegeben sind. Für das Zusammenleben höchst hilfreich ist die Ausführung, dass ein jeder seine Gabe hat, wobei diese Gaben aber unterschiedlich sein können, ganz wie es Gott gefällt. Eine Chance für das Miteinander!
Zweiter Sonntag im Jahreskreis – Erster Korintherbrief 12, 4 – 11
„Schwestern und Brüder! 4Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. 5Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. 6Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. 7Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. 8Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem anderen durch denselben Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, 9einem anderen in demselben Geist Glaubenskraft, einem anderen - immer in dem einen Geist - die Gabe, Krankheiten zu heilen, 10einem anderen Kräfte, Machttaten zu wirken, einem anderen prophetisches Reden, einem anderen die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem anderen verschiedene Arten von Zungenrede, einem anderen schließlich die Gabe, sie zu übersetzen. 11Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.“
Die Briefe des Apostels Paulus richten sich immer an konkrete Gemeinden mit konkreten Problemen. Natürlich enthalten sie als Teil der Heiligen Schrift bleibend Gültiges: Die Gedanken des Apostels sind bis heute aktuell, übersteigen den konkreten Kontext ihrer Entstehung. Sie sind Wort Gottes und gehen daher auch uns an. Und gleichzeitig hilft uns ein Blick auf die konkreten Anliegen der angesprochenen Gemeinden, die Worte des Apostels besser zu begreifen. Der erste Korintherbrief richtet sich an eine Gemeinde, in der es zahlreiche Zerwürfnisse zu geben scheint. Natürlich kennen wie die Lage nur aus der Brille des Apostels Paulus. Und dennoch scheint es mehrere Konfliktherde gegeben zu haben: In der Gemeinde haben sich offenbar einzelne Parteien herausgebildet, die zu unterschiedlichen Verkündern des Glaubens hielten (vgl. 1 Kor 3,4ff.). Ein schwerwiegender Fall der Unzucht wurde toleriert (vgl. 1 Kor 5,1-13), die Gemeindemitglieder tragen bisweilen ihre Uneinigkeiten vor Gericht aus (vgl. 1 Kor 6,1-11). Über die Frage, ob das zum Verkauf angebotene Fleisch der heidnischen Götzenopfer von Christen gegessen werden darf, entzweit sich die Gemeinde (vgl. 1 Kor 8).
Da nun betont der Apostel die Einigkeit der Gemeinde, wider all diesen Streit: Es gibt in der Gemeinde verschiedene Gaben des Geistes. Die einen Christen vermitteln Weisheit, die anderen Erkenntnis. Andere haben die Kraft des Glaubens, andere können Kranke heilen oder Machttaten wirken, andere können prophetisch reden, wieder andere die Geister unterscheiden oder in geistgewirkter Zungenrede sprechen. All diese Gaben stammen aber vom selben Geist. Bei allen verschiedenen Begabungen ist der Urheber dieser Gaben doch derselbe: Der Heilige Geist.
Paulus setzt selbstverständlich voraus, dass der Geist Gottes in uns wirkt. Wir alle haben Begabungen erhalten, die wir vielleicht nicht erarbeitet haben, deren Ursprung wir uns nicht erklären können, die aber zum Aufbau der Gemeinde dienen können. Die einen können lehren, die anderen sind Vorbilder im Gebet. Die einen sind zu einem Leben in Ehelosigkeit berufen, die anderen zu Ehe und Familie. Bei aller Unterschiedlichkeit der Begabungen und Berufungen ist es der eine Geist, der uns treibt. So unterschiedlich das Leben eines Theologieprofessors und einer armen, betenden Witwe uns erscheinen mögen – beide sind vom selben Geist beseelt. Paulus zeigt auch, welche Macht er dem Geist in uns zutraut: Der Geist hat die Kraft, Kranke zu heilen und prophetisch zu sprechen.
Trauen wir das dem Geist Gottes noch zu? Trauen wir ihm, den wir in Taufe und Firmung empfangen haben, zu, uns zu verwandeln, in uns zu wirken und durch uns die Welt zu verändern? Alles bewirkt der Geist, „einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.“ Fragen wir uns das: Welche Gabe hat der Geist uns zugeteilt? Wie will und kann er durch mich in dieser Welt wirken? Was habe ich – unverdient – von Gott empfangen?
Text: Benedikt Bögle
(sig)