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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

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Regensburg, 28. September 2024

Der Predigttext für den kommenden Sonntag, den 27. im Jahreskreis, kommt aus dem Hebräerbrief. Er steht dort im zweiten Kapitel, es handelt sich um die Verse 9 bis 11. Hier geht es um ein sehr zentrales Stück christlicher Theologie, denn es wird klargestellt, dass Jesus Christus der Urheber des Heils, also der Rettung jedes einzelnen Menschen, ein für allemal geworden ist. Und zwar durch seinen Tod, den er um unserer Sünde willen auf sich genommen hat, um unser Bruder zu sein. Um uns auf diese Weise in unserem Leben beizustehen, auch wenn es Leiden bedeutet.

27. Sonntag im Jahreskreis B – Hebräerbrief 2,9-11

„Schwestern und Brüder! 9Den, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, Jesus, ihn sehen wir um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; es war nämlich Gottes gnädiger Wille, dass er für alle den Tod erlitt. 10Denn es war angemessen, dass Gott, für den und durch den das All ist und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte, den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete. 11Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle aus Einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen.“

Mit diesem Sonntag beginnt eine Reihe von Sonntagen, in denen wir in der Heiligen Messe Abschnitte aus dem Hebräerbrief hören. Zentral für den Brief ist die Deutung des Todes Jesu am Kreuz, den der Autor des Hebräerbriefes intensiv mit Bildern aus dem Tempelgottesdienst in Verbindung bringt. Schon am Beginn des Briefes macht der Autor des Briefes eines deutlich: Durch das Leiden Christi ist unser Heil bewirkt worden. Er unterstreicht damit, was für die frühe Kirche von Anfang an eindeutig war: Der Tod Jesu am Kreuz war nicht nur ein Unfall der Weltgeschichte, nicht nur eine letztlich unbedeutende Nebensächlichkeit; vielmehr entsprach es dem Heilsplan Gottes, dass Christus leiden sollte, um uns dadurch zu erlösen.

Die Theologie des Hebräerbriefs basiert auf dem Leiden Jesus Christi und auf seinem Opfer, wie wir in den nächsten Wochen hören werden. Uns mag heute, nach zweitausend Jahren Theologie- und Kulturgeschichte, das Leiden Jesu in einem gewissen Sinne selbstverständlich geworden sein. Aus unserer Kunst sind Darstellungen des sterbenden Christus nicht mehr hinwegzudenken; wir sind den Anblick des Kreuzes gewöhnt. Das darf aber nicht hinwegtäuschen über die Unglaublichkeit des christlichen Glaubens: Gottes Wort wird Mensch, um am Kreuz aus freiem Willen zu leiden.

In der frühen Kirche gab es daher mehrere häretische Strömungen, die den Tod Jesu nicht akzeptieren konnten und Kunstgriffe anwandten, um den Tod des Gottessohnes zu umgehen. So wurde teilweise angenommen, am Kreuz sei ein anderer gestorben; andere meinten, nur die leibliche Hülle Jesu habe gelitten und sei gestorben. Für die Kirche waren derartige Deutungen nicht akzeptabel. Sie wusste, dass – so unglaublich das auch sein mochte – Jesus selbst den Tod gestorben war. Der Hebräerbrief geht noch einen Schritt weiter, wenn er schreibt: „Es war angemessen“, dass Jesus starb. Einmal mehr: Es entsprach dem Heilsplan Gottes, dass Jesus sterben sollte; dieser Tod war gar „angemessen“.

Eine erste Deutung des Todes Jesu begegnet uns hier: Wir Menschen sind wegen der Sünde dem Tod unterworfen, wir müssen leiden. Gott aber will uns retten, „zur Herrlichkeit führen“. In seinem Tod stellt sich Christus auf die Seite der leidenden Menschheit; er wird wahrhaft einer von uns. Gott erlöst uns durch den Tod seines Sohnes, der all das Leid nicht einfach hinwegwischt. Gott nimmt unser Leiden ernst – so ernst, dass er es selbst auf seine Schultern nimmt. Er, der uns rettet, und wir, die gerettet werden, stammen aus Gott – daher schämt Christus sich nicht, uns „Brüder zu nennen.“ Im Tod ist er unser Bruder geworden. Durch sein Leiden ist er zum Urheber unseres Heils geworden.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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